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Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)

Die falsche Braut für Ewan? (German Edition)

Titel: Die falsche Braut für Ewan? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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verschafft hatte, um zur Vernunft zu kommen? Bei dem Gedanken verspürte Ewan Bitterkeit.
    "Das kannst du nicht ernst meinen!" Claires ganzer Kummer schien sich in leidenschaftliche Wut aufzulösen. Ihre Augen, die vorher wehmütig verhangen gewesen waren, blitzten jetzt silbrig auf. "Solche Gefühle können doch nicht zehn Jahre lang blühen, um dann innerhalb von ein paar Tagen einfach zu verschwinden!"
    Wie damals, als sie noch jung gewesen waren, traf ihre Feindseligkeit ihn in seinem Stolz und entfachte bei ihm im Gegenzug auch einen Funken. "Vielleicht nicht, wenn die Gefühle am Anfang echt sind und keiner von beiden sich in der Zwischenzeit verändert hat."
    "Willst du damit etwa sagen, dass du meine Schwester nicht geliebt hast, als wir jung waren?" wollte sie wissen. "Dann hast du es jedenfalls sehr überzeugend gespielt."
    "Ich bin mir sicher, dass ich das getan habe, schließlich war ich ja selbst von meinen Gefühlen überzeugt." Ewan blickte mit hart erkämpfter Klarsicht auf sein Benehmen von damals zurück. "Trübsal blasen … sie aus der Ferne beobachten … vor ihr zu prahlen … von ihr zu träumen – das alles tun Burschen in dem Alter wegen einem beliebigen hübschen Mädchen. Und ich schätze, bei mir kam zu dem allen noch der Wunsch dazu, etwas Besseres für mich zu erreichen."
    "Willst du damit sagen, dass meine Schwester für dich nur ein – ein Symbol deines Ehrgeizes war?" Konnte sie Tessas wegen solche Empörung empfinden, wenn sie selbst ihm wahre Gefühle entgegenbrachte?
    "Schau, ich bin nicht stolz darauf. Genauso wenig wie du stolz darauf bist, dass du zu viel getrunken hast und mir dann Geld anbieten wolltest, damit ich dein Bett teile. Ich war damals jung. Ich weiß nicht, ob es bei Mädchen genauso ist, aber für Burschen ist es, als wäre man drei oder vier Jahre lang berauscht von einem Gebräu aus all den verflucht komischen Gefühlen, die in einem wüten. Die meiste Zeit macht man sich zu einem verdammten Idioten, und für die meisten Dummheiten, die man begeht, ist man nicht wirklich verantwortlich."
    Wieder biss Claire sich auf die Lippe. Aber diesmal vermutete Ewan, dass sie ein unwillkürliches Grinsen unterdrückte. "Bei Mädchen ist das auch nicht anders."
    "Na also, siehst du." Dieser kleine Sieg über sie befriedigte ihn nicht halb so sehr, wie er es früher einmal getan hätte.
    "Es mag ihr noch nicht bewusst geworden sein, aber Tessa hat mich auch nie geliebt. Nicht so, wie das zwischen einem erwachsenen Mann und einer erwachsenen Frau sein sollte. Ich bin für sie so eine Art verbotene Frucht. Wenn ich nie ein Diener gewesen wäre, sondern irgendein vornehmes Blaublut, und ihre Mutter sie gedrängt hätte, mich zu heiraten, hätte sie mir ebenso schnell den Laufpass gegeben wie diesem Stanton. Vielleicht sogar schneller."
    Er dachte einen Augenblick lang nach. "Ich schätze, sie liebt Stanton mehr, als sie ahnt, wenn sie trotz der Zustimmung ihrer Mutter so lange bei ihm geblieben ist."
    Wieder sah Claire aus, als wollte sie loslachen. Dann wirkte sie wieder ernüchtert. "Du hast in der kurzen Zeit eine ganze Menge begriffen."
    Ewan zuckte mit den Schultern. "Ich bin klüger, als ich aussehe."
    "Ich habe deine Intelligenz nie unterschätzt, Ewan Geddes."
    Sie verdiente eine weniger leichtfertige Antwort. "Die Wahrheit ist, dass ich vielleicht nicht so klug bin, wie ich aussehe. Ich hatte die ganzen Jahre hindurch einzelne Anhaltspunkte, was meine eigenen Gefühle anging, ich habe sie nur nie alle zusammengesetzt, um mir die Summe gründlich anzusehen. Es ist nicht leicht, etwas loszulassen, an dem man so lange festgehalten hat."
     
    Claire fragte sich, ob dasselbe auch auf sie zutraf. Hatte sie sich an ihre alten Gefühle für Ewan Geddes geklammert, nachdem sie sie schon lange hätte loslassen sollen? Hatte sie ihn wirklich geliebt, oder waren ihre Gefühle von etwas anderem überschattet gewesen – vielleicht von dem Bedürfnis, mit ihrer schönen Schwester um Beachtung und Liebe zu streiten?
    "Musst du wirklich gleich weggehen?" fragte sie. "Könntest du nicht ein paar Tage bleiben und Tessa das alles langsam beibringen?"
    Ewan dachte über ihre Bitte nach und schüttelte dann langsam den Kopf. "Ich schätze, im Endeffekt wird es besser sein, wenn ich es kurz und schmerzlos mache."
    Etwas in ihr wollte durchaus, dass er ging. Er stellte ihre Selbstkontrolle auf eine zu harte Probe. Zum anderen schien die Vorstellung, ihn wieder aus ihrem Leben zu verlieren,

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