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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Mackowski
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Portier, kaum dass er drinnen war, und machte eine übertrieben einladende Geste.
    Das Hotel war wie ausgestorben.
    François murmelte eine Begrüßung und schloss die Augen. Trotzdem lag er auf der Lauer wie ein Tier, das Beute witterte. Er würde den Mörder finden, dachte er. Inzwischen würde ihm eines der Mädchen, vorausgesetzt Hintern, Beine und Oberweite wären die Sache auch wert, vielleicht die Zeit vertreiben.
    François hörte die Uhr auf seinem Handgelenk ticken. In seinen Ohren war wieder dieses Rauschen. Erschöpft lehnte er sich gegen die Wand. »Danke«, antwortete er dem Portier mit enormer Verspätung. »Ich warte noch.«
    Im Schein der Straßenbeleuchtung war ihre Haut so blass gewesen, hell wie der Mond. Er sah sie fallen. Mit dem Gesicht nach vorn. Ganz langsam fallen, und er hatte am Ende nichts dagegen machen können.
    Irene!
    Mit Irene im Lift. Sie hatte ihm zuerst den Rücken zugewandt, er konnte ihr Gesicht nicht sehen, nur die Hüfte, diese wuchtige Linie ihrer Hüfte, wie sie sich nach hinten in seine Richtung geschoben und er den Atem angehalten hatte. Oben war sie vorausgegangen und im Bad verschwunden, halbnackt wieder gekommen, irgendeine Nörgelei auf den Lippen, dann fiel das Handtuch runter. Er war ihr mit der Hand über den Rücken gefahren, über jeden einzelnen Wirbel. Er hatte ihre Brüste berührt. Sie lächelte. Er lächelte zurück. Ihre glänzenden Zähne. Ihre Augen. Alles weiß. Weiß. Weiß.
    »Wo bist du gewesen?«, flüsterte sie jetzt und bewegte sich wie eine Blinde, tastend, suchend und mit ausgestreckten Händen, die ihn greifen wollten, auf ihn zu.
    François hielt die Augen immer noch geschlossen.
    Leichte, flüchtige Schritte näherten sich.
    Anstatt sich umzuwenden, folgte er im Geiste diesen Schritten, die an ihm vorbeihuschten, umweht von einem ganz bestimmten Duft. Die knisternde Hitze eines exotischen Sommers lag in der Luft, und ein erregendes, aber düsteres Gefühl breitete sich in ihm aus. Es war diese vertraute Wärme, die ihn anzog und gleichzeitig zurückwies. Dieser Bann, den er fürchtete und doch wollte, ja und nein im Wechsel.
    »Wo bist du gewesen?«
     
    François öffnete die Augen und sah eine blonde Frau die Treppe hinaufgehen. Sie trug das Haar zu einem Knoten und war sehr jung. Er fand, dass er ihr allein schon wegen ihres Parfüms nachsteigen musste.
    Zuerst starrte er nur auf ihre schwarze, enge Hose, auf ihre langen Beine und die goldenen Pumps. Dann kroch er mit seinen Augen zwischen ihre Schenkel, die sich von hinten betrachtet, Stufe um Stufe, mit jedem Schritt, öffneten, als wären sie nur für ihn da.
    Was sollte er sagen? Dein Hintern hat mir gefehlt? Oder: Haben Sie mal Feuer? Weil Sie so gut riechen!
    Man darf sie nicht merken lassen, dass man sie nötig hat, dachte er. Wenn sie erst spitz kriegen, dass du sie brauchst und ihnen bis zum Nordpol nachsteigen würdest, bist du längst tot.
    »Hallo!«
    Die junge Frau drehte sich um. Ihre blau-grünen Augen funkelten. Sie lächelte.
    »Bist du Larry?«
    François schüttelte den Kopf. Sie hatte also einen Larry erwartet.
    »Und du?«, fragte er.
    Er schätzte sie auf zwanzig.
    »Ich bin Svetlana«, sagte sie mit stark russischem Akzent.
    Das Mädchen war ein Traum. Ihr Gesicht, das denselben Geruch verströmte wie … Sarah, dachte François erschrocken, dieses Gesicht … Sie sah aus wie die Therapeutin, nur jünger, kleiner, schlanker.
    Sarah und Irene. Dieses sagenhafte Parfüm, das ihn an Lust und Versagen erinnerte, an Rettung und Abfuhr gleichzeitig.
    »Was hast du?«, fragte sie.
    »Nichts.«
    Er zögerte, schloss die Augen und atmete tief ein. Dann wich er zurück.
    »Du riechst gut …«, sagte er plötzlich. »So nach Frucht, so wie … wie … Was ist das?«
    François dachte nach. Es war dieser Abend mit Sarah. Er hatte nackt vor ihr gestanden und war erregt, weil sie nur das Handtuch um ihn geschlungen hatte. Wie sehr er sie wollte in diesem Augenblick, und dann war sie plötzlich nervös geworden und hatte von Irene angefangen.
    »Warum fragst du?«
    Um Zeit zu gewinnen, fischte er eine Gitanes aus der Brusttasche und sah sich die Frau genauer an.
    Svetlana hatte stark violett geschminkte Lippen. Er mochte kein Violett, aber ihre Lippen waren üppig und sahen weich aus, am liebsten hätte er sie mit seinem Zeigefinger berührt und geküsst.
    Ihr blondes Haar, dieses über und über mit Sommersprossen gesprenkelte Gesicht.
    »Was machst du so?«, fragte sie

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