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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Kumpels geben ihm längst nichts
mehr.«
    Â»Aber Sie haben ihm was gegeben?«
    Â»Erst wollt ich gar nicht«, erwiderte sie. »Solange er nicht sagt,
was los ist, hab ich gesagt, kriegt er keinen müden Euro. Dann hat er auf
einmal geheult. Wie ein kleines Kind. Und ich … ich war todmüde. Es war mitten
in der Nacht …«
    Â»Was genau in der Nacht passiert war, hat er Ihnen aber nicht
erzählt?«
    Â»Nur dass dieser Peter tot ist und es ihm ganz furchtbar mies geht.
Ich … Er hat mir so leidgetan. Und ich hatte grad meinen Wochenlohn gekriegt,
und da hab ich gesagt, er soll halt kommen, und anschließend soll er sich
möglichst lange nicht mehr blicken lassen.«
    Â»Wie viel haben Sie ihm denn gegeben?«
    Â»Siebenunddreißig Euro. Mehr war nicht drin. Beim besten Willen. Jo
hat mir quasi die Füße geküsst und hoch und heilig geschworen, er wird’s mir
irgendwann zurückzahlen. Irgendwann. Mit Zinsen.«
    Â»Haben Sie deshalb Ihren Vater zur Unterstützung mitgebracht?«
    Â»Na ja, er hat zwei Leute umgebracht und ein Haus angezündet, und
ich Dussel hab ihm auch noch geholfen. Ich Dussel geb dem auch noch Geld. Das
ist doch so was wie Beihilfe, oder nicht?«

38
    Am Freitagvormittag um Viertel nach elf erreichte mich
viel früher als erwartet der Anruf aus Stuttgart, der alles veränderte: Judith
Landers hatte nun plötzlich doch in dem italienischen Mercedes gesessen. Das
DNA-Material, das das BKA all die Jahre so sorgfältig gehütet und gekühlt
hatte, stammte offenbar nicht von ihr. Die Spuren an der Briefmarke aus
Peshawar dagegen waren identisch mit einigen, die wir an der Kopfstütze des
Beifahrersitzes gefunden hatten. Aus irgendwelchen technischen Gründen war das
Ergebnis jedoch nicht ganz eindeutig. Die schnippische Mitarbeiterin des
LKA-Labors, die mir die schlechte Nachricht übermittelte, bezifferte die
Wahrscheinlichkeit einer völligen Übereinstimmung auf fünfundsiebzig Prozent.
Damit war das, was ich bisher nur befürchtet hatte, zur Dreiviertelgewissheit
geworden.
    Helena gab sich wenig Mühe, ihre Befriedigung zu verbergen. Ich
trommelte meine Leute zusammen. Runkel hatte schon über einhundert infrage
kommende Wohnungen überprüft, berichtete er stolz.
    Â»Ist eine Mordsarbeit. Bisher ist aber nichts Verdächtiges dabei
gewesen.«
    Â»Und wie viele hast du noch auf der Liste?«, wollte Balke müde
wissen.
    Â»Eine Menge«, erwiderte Runkel. »Zweihundert? Dreihundert? Bisher
hab ich ja nur im Umkreis von zwanzig Kilometern gesucht.«
    Â»Wir stellen vorübergehend alle Aktivitäten ein, die mit dem Brand
zu tun haben«, verkündete ich. »Der ist praktisch aufgeklärt. Nur Jakobys Motiv
fehlt jetzt noch.« Ich deutete auf Balke und Evalina Krauss. »Sie beide
unterstützen ab sofort den Kollegen Runkel bei der Suche nach der Wohnung. Wir
müssen an möblierte Zimmer denken, billige Pensionen, die es mit der Anmeldung
nicht so genau nehmen. Campingplätze sollten wir auch nicht vergessen. Uns
bleiben noch fünf Tage.«
    Â»Gartenhäuschen in Kleingartenanlagen«, fügte Evalina Krauss hinzu.
    Â»Oder noch so eine Kate wie die, wo Prochnik und von Arnstedt sich
versteckt haben«, sagte Balke Augen rollend.
    Â»Wir haben keine Chance«, meinte Krauss.
    Â»Nutzen Sie sie.« Mit diesem dümmsten aller Managersprüche beendete
ich die kurze Sitzung.
    Heute war ich es, der das Treffen mit Theresa absagte, und es
erfüllte mich mit einer kleinlichen Befriedigung, ihr das mitzuteilen. Meine
Ausrede trug den Namen Judith Landers. Es war halb zehn, als ich an diesem
Abend mein Büro verließ, und wir waren keinen Schritt weitergekommen. Helena
war schon am frühen Nachmittag verschwunden, um weitere ehemalige Nachbarn von
Jürgen Prochnik auszufragen. Dieses Mal hatte sie sogar ihren Laptop
mitgenommen.
    Am Samstagmorgen fand ich die Polizeidirektion voller Menschen.
Auf dem Weg hatte ich viele gut gelaunte Gruppen und Grüppchen gesehen, die in
Richtung Innenstadt marschierten, sowie ein beeindruckendes Polizeiaufgebot. Um
elf Uhr würde die lange geplante Großdemonstration beginnen. Bereits jetzt,
zwei Stunden vor Beginn der Veranstaltung, war der innerstädtische Verkehr
praktisch zum Erliegen gekommen. Im Radio wurde im Viertelstundentakt dazu
aufgerufen, die Autos zu Hause zu lassen. Die Verkehrsbetriebe

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