Die falsche Tochter - Roman
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»Du bist im Moment die einzige Verbindung, von der wir wissen«, sagte Jake. »Aber es muss noch andere geben, und die genau müssen wir herausfinden. Hier ist eine Tabelle mit den wichtigsten Daten: Vivians Totgeburt, dein Geburtsdatum, der erste Termin, den deine Eltern mit Carlyle hatten, und so weiter.«
»Da können wir bekannte Daten über jeden dieser Namen eintragen«, fügte Callie hinzu.
»Genau, und dadurch entdecken wir wahrscheinlich die Verbindungen. Hast du das letzte Plätzchen gegessen?«
»Nein, habe ich nicht. Du hast es dir genommen. Du hast übrigens auch den letzten Schluck Kaffee getrunken. Also musst du jetzt neuen Kaffee kochen, und in der Zwischenzeit trage ich die anderen Daten ein.«
»Du kannst besser Kaffee kochen als ich.«
»Ich kann auch schneller tippen.«
»Ich mache aber nicht so viele Tippfehler.«
»Ich sitze schon hier auf dem Stuhl.«
»Na gut, mach, was du willst. Aber beschwer dich nicht, wenn der Kaffee wie Sumpfwasser schmeckt.«
Sie grinste, als er sich auf den Weg in die Küche machte. Jake kochte nicht gerne Kaffee. Er wusch ab und kochte, bereitete das Frühstück zu, wusch sogar Wäsche, ohne sich großartig zu beklagen – aber Kaffeekochen verabscheute er. Deshalb erfüllte es Callie immer mit tiefer Zufriedenheit, wenn sie ihn trotzdem dazu brachte.
Ihr fiel auf, dass Jake und sie bereits wieder in ihre alten Verhaltensmuster zurückfielen, allerdings mit ein paar neuen, interessanten Variationen. Sie stritten sich nicht mehr so häufig, und wenn doch, auf eine andere Art. Neuerdings gab einer von ihnen immer nach, bevor der Streit eskalierte. Und sie hüpften auch nicht mehr bei jeder Gelegenheit miteinander ins Bett, was eine angenehme Spannung zwischen ihnen erzeugte. Dabei begehrten sie einander immer noch – dieser Teil des
Musters würde sich wohl nie ändern. Selbst nach der Scheidung hatte Callie Jake noch begehrt, hatte sich danach gesehnt, in der Nacht seinen Körper neben sich zu spüren, danach, wie er seinen Arm ein Stück anhob, damit sie sich an ihn schmiegen konnte.
Insgeheim hoffte sie, dass auch Jake sich nach ihr gesehnt hatte. Wenn er sie so sehr geliebt hätte wie sie ihn, hätte er sie niemals verlassen können, gleichgültig, wie entschieden sie ihn von sich gestoßen hätte. Und andererseits hätte sie ihn nicht von sich zu stoßen brauchen, wenn er ihr jemals die Worte gesagt hätte, nach denen sie sich so sehnte. Als Callie spürte, wie erneut die alte Wut in ihr aufzusteigen drohte, zwang sie sich, an etwas anderes zu denken. Manche Dinge ließ man besser in der Vergangenheit ruhen.
Entschlossen konzentrierte sie sich wieder auf die Unterlagen. Sie gähnte, als sie auf einen Artikel über Henry Simpson stieß.
»Was soll ich denn mit dem Geschreibsel über ein Wohltätigkeitsgolfturnier anfangen?«, murmelte sie vor sich hin.
Missmutig überflog sie den Text, rief sich dann jedoch zur Ordnung. Sie durfte nicht nachlässig werden. Es war wie das Durchsieben der Erde bei einer Ausgrabung: eine mühsame, aber notwendige Arbeit.
»Wie lange dauert es eigentlich, so eine blöde Kanne Kaffee zu machen?«, fragte sie laut und stützte ihr Kinn auf die Ellbogen, während sie den Artikel noch einmal las.
Fast hätte sie es übersehen. Ihre Augen waren schon in der nächsten Zeile, als ihr Gehirn die entscheidende Information erst registrierte. Rasch scrollte sie den Text zurück.
»Wir haben keine Milch mehr«, verkündete Jake, der in diesem Moment mit der Kaffeekanne ins Zimmer trat. »Ganz gleich, wie mies der Kaffee geworden ist, du musst ihn leider auch noch schwarz trinken.«
Er wollte gerade die Kanne abstellen, als Callie den Kopf wandte und ihn mit einem durchdringenden Blick ansah.
»Hast du etwas gefunden?«, fragte er sofort.
»Barbara Simpson ist eine geborene Halloway.«
»Warte … Halloway … Barbara Halloway. Die Krankenschwester auf der Entbindungsstation.«
»Das kann kein Zufall sein. Seltsam, dass sie bei unserem Besuch nicht erwähnt hat, dass sie in dem Krankenhaus gearbeitet hat, in dem Suzanne Cullens Tochter geboren wurde. Und genauso wenig hat sie erwähnt, dass sie hier in der Nähe gewohnt hat, als das Baby entführt wurde.«
Jake setzte die Kanne ab. »Wir werden es überprüfen.«
»Ja, ganz bestimmt. Die Poffenberger ist ganz schön über sie hergezogen. Kühl hat sie sie genannt. Ein schnippischer Rotschopf, der direkt von der Schwesternschule kam. Sie hat etwas
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