Die falsche Tochter - Roman
damit zu tun, Jake. Simpson hat eine Verbindung zu Carlyle, Halloway eine zu Simpson und damit auch zu Carlyle. Simpson und Carlyle zu meinen Eltern. Halloway zu Suzanne.«
»Wir werden es überprüfen«, wiederholte Jake. »Finde heraus, wo sie zur Schule gegangen ist, was sie danach getan hat. Wie müssen alles wissen.«
»Wir haben in ihrem Haus gesessen. Wir haben in Simpsons Haus gesessen, und sie haben Entsetzen und Mitgefühl geheuchelt, während sie uns Limonade serviert hat.«
»Wir werden dafür sorgen, dass sie dafür bezahlen.« Er legte ihr sanft die Hände auf die Schultern. »Ich verspreche es dir.«
»Ich muss nach Virginia fahren und sie damit konfrontieren.«
»Wir fahren zusammen – sobald wir die übrigen Daten zusammengetragen haben.«
Sie legte ihre Hand auf seine. »Dafür werden die Simpsons büßen müssen.«
»Ganz richtig. Und jetzt lass mich mal an den Computer.«
»Nein, es geht schon«, antwortete Callie. »Ich muss es selbst tun«, fügte sie hinzu, als sie sah, wie sich sein Gesicht verdüsterte. »Ich muss es für meine Eltern tun, für die Cullens und für mich selbst. Aber ich weiß nicht, ob ich es durchhalte, wenn du dich zurückziehst.«
»Ich bleibe bei dir.«
Sie umfasste sein Gesicht mit beiden Händen. »Es gibt viele Möglichkeiten, sich von jemandem zurückzuziehen. Das kann ich dir wahrscheinlich nicht begreiflich machen. Du machst einfach dicht, und dann finde ich dich nicht mehr.«
»Wenn ich nicht dichtmache, schneidest du mich in winzige Stückchen.«
»Ich weiß nicht, wovon du redest. Ich habe dir nie wehgetan.«
»Du hast mir das Herz gebrochen, Callie. Verdammt noch mal, du hast mir das Herz gebrochen.«
Ihre Hände sanken schlaff in ihren Schoß. »Nein, das habe ich nicht. Das stimmt nicht.«
»Doch.« Eher wütend auf sich selbst als auf sie, ging er zur Tür. »Es ist mein Herz. Ich sollte es wissen.«
»Du … du hast mich verlassen.«
Er wirbelte herum. »Das ist doch Blödsinn, Callie. Du legst dir deine Erinnerungen so zurecht, wie sie dir in den Kram passen. Ich sage dir jetzt genau, was … Scheiße!« Er ballte die Fäuste, als das Telefon auf seinem Schreibtisch läutete.
»Graystone.« Er hob die Hand, um sich durch die Haare zu fahren, erstarrte jedoch mitten in der Bewegung. Callie stand mit weichen Knien auf, als sie seinen Gesichtsausdruck sah.
»Um Gottes willen … Wie? Ja, gut. In Ordnung. Beruhige die anderen. Wir machen uns sofort auf den Weg.«
»Was ist los?«, fragte Callie. »Ist jemand verletzt?«
»Bill McDowell. Er ist nicht verletzt, Callie. Er ist tot.«
18
Callie saß am Rand des brachliegenden Feldes hinter dem Ausgrabungsgelände auf dem Boden. Der Himmel war wolkenlos, und jeder einzelne Stern funkelte, als sei er mit einem Laser auf schwarzes Glas gebrannt. In der Luft lag bereits ein Hauch von herbstlicher Kühle. Callie hörte das Zirpen der Grillen im Gras und das gelegentliche heisere Bellen des Hundes auf der anderen Seite der Straße, den die ungewohnten nächtlichen Geräusche aus dem Schlaf gerissen hatten.
Gleich nach dem Anruf waren Jake und Callie, gefolgt von Rosie und Leo, aus dem Haus gestürzt und zehn Minuten vor der Polizei am Antietam Creek eingetroffen. Doch für Billy Dowell war jede Hilfe zu spät gekommen. Jetzt konnte Callie nur noch tatenlos dasitzen und abwarten. Sie sah das Licht durch die Bäume schimmern, dort, wo die Polizei mit der Spurensicherung begonnen hatte, und gelegentlich drangen die Stimmen der Männer herüber. Sonya, die neben ihr auf der Erde saß, schluchzte herzzerreißend. Die anderen Mitglieder des Teams waren ebenfalls da und starrten in benommenem Schweigen zum Tatort hinüber. Alle fragten sich, wie es nach diesem Vorfall nun weitergehen würde.
Callie wusste, dass man von ihr eine Antwort erwartete. Da Jake mit Digger und Leo im Wohnwagen saß und die Fragen der Polizei beantwortete, war sie die einzige Ansprechpartnerin für das Team. Doch sie kannte die Antwort auch nicht.
»Ich glaube, ich halte das nicht aus. Ich kann es einfach nicht ertragen.« Sonya blickte sie voller Verzweiflung an. »Ich kann nicht begreifen, warum Bill auf einmal tot ist. Noch vor ein paar Stunden haben wir hier gesessen und über Gott und die Welt geredet. Ich habe noch nicht einmal mitbekommen, dass er zum Teich gegangen ist.«
»Ich aber.« Bob trat von einem Fuß auf den anderen. »Aber ich habe mir nichts dabei gedacht. Bill hat ein paar Worte mit Digger
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