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Die falsche Tochter - Roman

Die falsche Tochter - Roman

Titel: Die falsche Tochter - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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auf mich bist.«
    »Ich erwarte auch gar nicht von dir, dass du draußen schläfst, und ich bin auch nicht sauer auf dich. Ich kann nur nicht da anknüpfen, wo wir aufgehört haben, als das Telefon klingelte. Ich kann jetzt einfach nicht darüber reden.«
    »Ist mir auch recht.«
    Sie kannte diesen Tonfall von Jake. Eigentlich wollte sie sich nicht mit ihm streiten, aber sie war auch nicht bereit, sich einfach zurückzuziehen.
    »Mir hat die Art und Weise nicht gefallen, wie du mit Digger umgesprungen bist«, sagte sie. »Es wird dir nicht entgangen sein, dass ich mit ein bisschen Mitgefühl und Trost mehr bei ihm erreicht habe als du mit deiner Macho-Scheiße.«
    »Warum verbinden Frauen eigentlich Macho immer automatisch mit Scheiße? Als ob das ein zusammenhängendes Wort wäre.«
    »Weil wir klug sind.«
    »Ich soll wohl zugeben, dass du Recht hast.« Müde ließ sich Jake auf die Sitzbank sinken. »Okay, du hast Recht. Du bist besser mit Digger klargekommen. Wir wissen beide, dass es nicht zu meinen stärksten Eigenschaften gehört, andere zu trösten.«
    Callie hatte Jake schon völlig übermüdet nach der Arbeit erlebt, aber sie war nicht daran gewöhnt, ihn so erschöpft von Sorge und Stress zu sehen. Sie unterdrückte den Impuls, ihn in den Arm zu nehmen, wie sie es bei Digger getan hatte. »Du wusstest ja nichts von dem Kommentar, den er von sich gegeben hat, als Bill zum Pinkeln gegangen ist. Ich aber schon.«
    »Digger wird das nie mehr vergessen können. Für den Rest seines Lebens wird diese gedankenlose Bemerkung in seinem Kopf sein, zusammen mit dem Bild der im Wasser treibenden Leiche.«
    »Du glaubst nicht, dass Bill in den Teich gefallen ist?«
    Jake blickte sie an, und sein Blick war ebenso kühl wie seine Stimme. »Alle sagen, er sei ertrunken.«

    »Warum hat denn dann niemand ein Geräusch gehört? Bill wog bestimmt um die hundertsechzig Pfund, da hätte man doch ein Platschen gehört, zumal es sonst ringsum ganz still war. Ich konnte vorhin sogar vom Feld aus hören, was die Polizisten im Wald gesagt haben. Und warum hat Bill nicht aufgeschrien, als er ins Wasser gefallen ist? Digger hat gesagt, er hätte zwei Bier getrunken. Er wird also schnell betrunken, gut, aber es ist unwahrscheinlich, dass ein ausgewachsener Mann von zwei Flaschen Bier so betrunken wird, dass er nicht mal mehr zu sich kommt, wenn er ins kalte Wasser fällt.«
    »Vielleicht hatte er ja außer Bier noch irgendwelche anderen Drogen genommen.«
    »Das hätte Digger gemerkt, und dann hätte er etwas gesagt. So etwas entgeht ihm nicht. Er hätte sämtliche Drogen und Joints einkassiert, um sich bei Gelegenheit selbst was zu gönnen.«
    Callie setzte sich ans andere Ende der Sitzbank. »Zwei Männer liegen kurz hintereinander tot in einem kleinen Teich außerhalb der Stadt. Wer glaubt, dass das nur ein Zufall ist, kann nicht bei klarem Verstand sein. Hewitt macht mir nicht den Eindruck, als habe er seine fünf Sinne nicht beisammen. Und von dir weiß ich es.«
    »Nein, ich halte es in der Tat nicht für einen Zufall.«
    »Und du glaubst auch nicht an die beliebte Theorie hier im Ort, dass das Gelände verflucht ist.«
    Jake lächelte verhalten. »Sie gefällt mir ganz gut, aber ich glaube nicht daran. Jemand hat einen Grund gehabt, Dolan umzubringen, und es hat auch einen Grund gegeben, Bill McDowell zu töten. Nur – was haben die beiden miteinander zu tun?«
    Callie ergriff ihre Kaffeetasse und setzte sich in den Schneidersitz. »Die Ausgrabung.«
    »Das ist in der Tat das Erste, was einem einfällt.«
    Er sah ihr an, dass sie auch schon daran gedacht hatte, und nickte. »Wegen der Ausgrabung wurde das Bauvorhaben gestoppt, und jetzt sind manche von den Einheimischen wütend,
weil sie ihren Job verloren haben. Man könnte also die Theorie aufstellen, dass jemand so wütend darüber ist, dass er zwei Menschen umbringt, in der Hoffnung, dass uns die Polizei die Genehmigung entzieht.«
    »Aber das ist nicht deine Theorie«, sagte Callie.
    »Es ist eine Theorie, aber nicht die, die ich favorisiere.«
    »Dir gefällt am besten die Theorie, dass die Morde etwas mit meiner Herkunft zu tun haben könnten, mit den Cullens, mit Carlyle oder mit irgendjemand anders, dessen Name auf der Liste steht. Aber es gibt keine wirkliche Verbindung von diesen Leuten zu Dolan und Bill.«
    »Kennst du den?« Jake streckte seine Hände mit den Handflächen nach oben aus, drehte sie um, schüttelte die Handgelenke und drehte die Hände wieder nach

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