Die falsche Tochter - Roman
später auf der Einfahrt der Simpsons geparkt hatte, stieg Callie aus, ging zur Haustür und läutete. Außer dem spätsommerlichen Gezwitscher der Vögel und dem leisen Brummen eines Rasenmähers ein paar Häuser weiter war nichts zu hören.
»Ich sehe mal in der Garage nach.« Jake marschierte davon, während Callie noch einmal auf den Klingelknopf drückte.
»Vielleicht sind sie weggefahren. Ins Restaurant oder zum Tennisspielen«, sagte Lana.
»Nein. Sie wissen schließlich, dass ich mit Leuten geredet habe, die sich an Barbara Halloway erinnern könnten. Da schlürfen sie doch nicht in Seelenruhe ihre Drinks oder spielen ein Doppel im Club.«
»Die Garage ist leer«, berichtete Jake.
»Dann brechen wir eben ein.«
»Sachte, nicht so hastig.« Doug legte Callie die Hand auf die Schulter. »Die meisten Häuser in solchen Gegenden haben Alarmanlagen, und wenn wir durch ein Fenster einsteigen oder die Tür aufbrechen, wird die Polizei hier sein, bevor du irgendetwas findest. Wenn es überhaupt etwas zu finden gibt.«
»Sei doch nicht so vernünftig. Ich bin stinksauer.«
Callie hämmerte mit der Faust gegen die Tür. »Sie können nicht gewusst haben, dass ich zurückkomme, dazu ging es zu schnell.«
»Eins nach dem anderen. Doug hat Recht, dies ist eine gehobene Wohngegend.« Jake musterte die Häuser auf der anderen Straßenseite. »Bestimmt gibt es jemanden, der weiß, was mit den Simpsons los ist. Lasst uns einfach an ein paar Türen klopfen und höflich nachfragen, wo unsere Freunde stecken könnten.«
»Okay.« Callie riss sich zusammen. »Wir gehen paarweise. Paare wirken Vertrauen erweckender. Jake und ich gehen in Richtung Süden, Doug und Lana in Richtung Norden. Wie spät ist es?« Sie blickte auf ihre Uhr. »Okay, vielleicht ist es noch ein bisschen zu früh, aber es wird schon klappen. Wir waren mit Barb und Henry auf einen Drink verabredet. Jetzt fragen wir uns, ob wir uns vielleicht im Tag geirrt oder irgendetwas falsch verstanden haben.«
»Das könnte funktionieren.« Jake ergriff ihre Hand und verschränkte die Finger mit ihren, als sie daran zerrte. »Wir sind ein Ehepaar, denk daran. Ein nettes, harmloses Ehepaar, das sich wegen seiner Freunde Sorgen macht.«
»Wenn auch nur irgendjemand den Eindruck haben sollte, du seiest harmlos, muss er taub, blind und blöd sein«, sagte Callie, während sie auf das Nachbarhaus zusteuerten.
Lana und Doug gingen in die entgegengesetzte Richtung los. »Ich finde, die beiden benehmen sich nicht wie geschiedene Leute«, sagte Doug.
»Ach ja? Wie müssten sie sich denn deiner Meinung nach benehmen?«
»Jedenfalls nicht so. Ich habe sie beobachtet, als sie zusammen Frühstück gemacht haben. Es war wie eine Choreographie. Und du hast doch gesehen, wie sie sich im Auto benommen haben. Sie verstehen sich ohne Worte. Ich weiß zwar nicht, was für ein Abkommen sie miteinander haben, aber ich bin froh, dass Jake bei Callie ist und auf sie aufpasst.«
Er drückte auf die Klingel des ersten Hauses.
Als Jake am dritten Haus läutete, trugen sie ihre Geschichte bereits glatt und routiniert vor. Die Frau, die ihnen öffnete, riss die Tür so rasch auf, dass er sofort wusste, dass sie sie bereits beobachtet hatte.
»Ich bitte um Entschuldigung, Ma’am, aber meine Frau und ich machen uns Gedanken wegen der Simpsons.«
»Wir haben uns bestimmt im Tag geirrt, Liebling.« Besorgt blickte Callie zum Haus der Simpsons.
»Ich wollte nur sichergehen, dass alles in Ordnung ist«, fuhr Jake an die Nachbarin gewandt fort. »Wir sollten auf einen Drink vorbeikommen, aber sie machen nicht auf.«
»Sie sind zu viert bei den Simpsons eingeladen?«
»Ja«, bestätigte Jake, ohne mit der Wimper zu zucken, und lächelte. Die Frau hatte das Haus also tatsächlich beobachtet. »Mein Schwager und seine Verlobte sind in die andere Richtung gegangen, um zu sehen, ob uns jemand helfen kann.«
»Mein Bruder und ich sind mit Henry und Barb befreundet«, spann Callie Jakes Geschichte weiter. »Das heißt, meine Eltern und Dr. Simpson kennen sich schon lange. Er hat meinen Bruder und mich zur Welt gebracht. Unser Vater ist auch Arzt. Na ja, und mein Bruder hat sich gerade verlobt, deshalb sind wir auch vorbeigekommen, um ein wenig zu feiern.«
»Ich wüsste nicht, wie Sie feiern wollen, wenn die beiden gar nicht in der Stadt sind.«
Callie packte Jakes Hand fester. »Nicht in der Stadt? Siehst du, wir haben doch den falschen Tag erwischt«, sagte sie an
Jake gewandt.
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