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Die falsche Tochter - Roman

Die falsche Tochter - Roman

Titel: Die falsche Tochter - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Erdhügel ragte wie eine Lanze ein Stück Aluminium. Jake stellte sich vor, wie Feuerwehrleute, Polizisten und Sanitäter über das Gelände trampeln würden. Es würde Tage dauern, vielleicht sogar Wochen, bis das Team den Schaden behoben und den Verlust kalkuliert hätte. Und erst dann konnten sie wieder anfangen zu arbeiten.
     
    Jake stand neben Callie und hörte zu, wie sie den Polizisten berichtete, was sie gesehen hatte, bevor es zu der Explosion
gekommen war. Er selbst hatte seine Aussage bereits gemacht.
    »Dass jemand mit der Taschenlampe durch den Wald lief, diente nur zur Ablenkung«, sagte Callie. Jake erkannte an ihrer Stimme, wie wütend sie war. »In der Zeit hat jemand anders das Feuer gelegt.«
    Hewitt betrachtete die verkohlten, rauchenden Überreste des Wohnwagens und schätzte die Entfernung zum Wald ab. »Aber Sie haben niemanden gesehen?«
    »Nein. Wir waren etwa zweihundert Meter entfernt, dort zwischen den Bäumen. Als wir die erste Explosion hörten, wollten wir gerade zurücklaufen.«
    »Und dann sind die Propangastanks explodiert?«
    »Der erste. Es klang wie Kanonendonner, und dieser Held hier hat mich mit seinem Körper geschützt. Dann flog der zweite Tank in die Luft.«
    »Und Sie haben kein Fahrzeug gehört oder gesehen?«
    »Ich habe nur die Explosion gehört«, gab Callie giftig zurück. »Jemand hat diese Tanks in die Luft gejagt, und das war bestimmt kein Geist aus der Steinzeit.«
    »Ich widerspreche Ihnen in diesem Punkt ja gar nicht, Dr. Dunbrook. Natürlich hat jemand den Wohnwagen angezündet, aber dazu mussten die Täter schließlich irgendwie hierher und auch wieder wegkommen. Und höchstwahrscheinlich haben sie das mit einem Fahrzeug getan.«
    Sie stieß ungeduldig die Luft aus. »Sie haben Recht. Entschuldigung. Nein, nach der Explosion habe ich nichts gehört. Davor habe ich natürlich ab und zu Autos vorbeifahren hören. Die Person im Wald ist jedenfalls in Richtung Straße gelaufen. Wahrscheinlich haben sie also ganz in der Nähe geparkt.«
    »Das denke ich auch«, pflichtete Hewitt ihr bei.
    »Ich glaube, dass die ganze Geschichte mit dem zusammenhängt, was ich Ihnen über Carlyle und die Cullens erzählt habe. Jemand will mir Angst einjagen, damit ich Woodsboro verlasse und meine Nachforschungen einstelle.«

    Der Sheriff blickte ihr in das rußverschmierte Gesicht. »Könnte sein«, erwiderte er.
    »Sheriff?« Einer der Polizisten trat zu ihnen. »Das sollten Sie sich einmal ansehen.«
    Sie folgten dem Mann zu dem Abschnitt, wo Callie an diesem Tag mehr als acht Stunden gearbeitet hatte. Das Skelett, das sie ausgegraben hatte, war voller Schlamm und Schmutz, offensichtlich aber unversehrt. Daneben lag eine Schaufensterpuppe mit blonder Perücke, die mit olivfarbenen Chinos, einer Bluse und einer Stoffkappe bekleidet war. Um den Hals der Puppe hing ein Schild, auf dem, mit der Hand geschrieben, R.I.P. stand.
    Callie ballte die Fäuste. »Das sind meine Sachen und meine Kappe. Der Hurensohn muss im Haus gewesen sein und meine Sachen durchwühlt haben.«

24
    Mit den Händen in den Hosentaschen musterte Jake zum wiederholten Mal nachdenklich das Haus und dachte, dass es für den Täter bestimmt nicht schwer gewesen war, dort heimlich einzudringen. Jake hatte der Polizei noch in der Nacht das Haus gezeigt. Es hatte vier Türen, die oft unverschlossen waren, und auch durch jedes der achtundzwanzig Fenster hätte ein Fremder ohne weiteres einsteigen können. Die Tatsache, dass die Polizei keinen Hinweis auf ein gewaltsames Eindringen gefunden hatte, bedeutete gar nichts. Jemand war im Haus gewesen, hatte Callies Kleider durchwühlt und ihr mit der Puppe in der Grube eine äußerst klare Botschaft hinterlassen. Jake zweifelte nicht daran, dass derjenige, der den Wohnwagen angezündet und die Tanks in die Luft gejagt hatte, es auch getan hätte, wenn Callie im Wohnwagen gewesen wäre. Womöglich war der Täter sogar ein wenig enttäuscht, dass er sie nicht erwischt hatte.
    Wer mochte es gewesen sein? Carlyle war tot. Die Simpsons? Jake ging durch den Kopf, dass die beiden theoretisch fit genug wären, um eine solche Tat auszuführen. Wie lang waren er und Callie im Wald gewesen? Vier Minuten? Fünf? Jedenfalls lange genug, dass der Täter die Puppe in die Grube werfen und das Feuer legen konnte. Aber Jakes Instinkt sagte ihm, dass Barbara und Henry Simpson weit weg von Callie und Woodsboro waren. Sie hatten ganz genau gewusst, wann sie verschwinden
mussten. Und Jake

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