Die falsche Tochter - Roman
starkes Gefühl empfinden könnte, wie ich es für Steve empfunden habe. Bitte, sag jetzt nichts.« Lana musste sich hinsetzen. »Ich wollte auch nie wieder jemanden so lieben, weil ich Angst davor habe, noch einmal alles zu verlieren. Und deshalb wäre alles viel leichter, wenn ich dich nur ein bisschen lieben könnte. Damit wäre ich zufrieden gewesen, und ich hätte gewusst, dass du gut zu Ty bist. Dieses Wissen hätte schon ausgereicht.«
»Jemand hat mal zu mir gesagt, dass man sich nicht sein ganzes Leben lang Sorgen darüber machen kann, was passieren könnte, weil man dadurch vermeidet, dass überhaupt etwas passiert.«
Sie schniefte. »Du bist ganz schön clever, was?«
»Das war ich schon immer. Ich werde gut zu Ty sein.« Er setzte sich neben sie. »Und zu dir auch.«
»Ich weiß.« Sie legte ihm die Hand aufs Knie. »Ich möchte, dass Ty Steves Namen behält –«
Doug blickte auf ihre Hand. Sie trug immer noch ihren Ehering.
» – aber ich werde deinen Namen annehmen.«
Lana schaute ihn an, und er hatte das Gefühl, von der Liebe in ihrem Blick überflutet zu werden. Er ergriff ihre Hand, an der der Ring eines anderen Mannes steckte. »Weißt du, du bringst mich langsam wirklich aus der Fassung. Zuerst bist du diejenige, die um eine Verabredung bittet, dann verführst du mich, bevor ich den ersten Schritt tun kann. Du folgst mir hierher. Und jetzt machst du mir auch noch einen Antrag.«
»Willst du damit sagen, dass ich dich bedränge?«
»Nein, nicht unbedingt. Ich möchte nur festhalten, dass dieses Mal ich derjenige sein möchte, der dich fragt.«
»Oh. Ja, klar. Vergiss einfach, was ich gesagt habe.«
Er küsste ihre Handfläche. »Heirate mich, Lana.«
»Schrecklich gerne, Douglas.« Seufzend lehnte sie den Kopf an seine Schulter. »Und jetzt lass uns die Angelegenheit hier erledigen, damit wir nach Hause fahren können.«
Während sie sich auf den Weg zur vierten Adresse auf der Liste machten, ging Lana durch den Kopf, dass Doug und sie ein gutes Team abgaben. Offenbar wirkten sie auf andere wie ein harmloses Ehepaar, denn bisher war keine Tür vor ihnen verschlossen geblieben. Die richtige Tür würde ihnen vermutlich nicht so einladend geöffnet werden.
»Hübsche Gegend«, bemerkte Lana, als sie durch eine Straße fuhren, an der große Häusern inmitten gepflegter Gärten standen. Die Autos in den Einfahrten waren die neuesten Modelle.
»Die Leute scheinen viel Geld zu haben«, sagte er.
»Ja. Und auch unsere Mrs Spencer hat mit Sicherheit jede Menge Geld. Und sie ist vermutlich klug genug, es gut anzulegen und nicht damit um sich zu werfen, damit sie nicht zu viel Aufmerksamkeit erregt. Fahr mal langsamer — es müsste eines der nächsten Häuser auf der linken Seite sein.«
Das rötliche Ziegelhaus hatte eine weiße Veranda, an deren
Geländer blühende Kletterpflanzen emporrankten. Rechts und links von der Einfahrt, auf der eine hellgelbe Mercedeslimousine stand, wuchsen zwei große Magnolien. Im Vorgarten war das Schild eines Maklers angebracht.
»Das ist ja interessant – es ist zu verkaufen«, sagte Doug.
»Hm.« Lana stieg aus und legte sich im Geiste eine Strategie zurecht. »Die Dame, die wir suchen, kann sich sicher vorstellen, dass jemand Nachforschungen anstellt. Und dann wäre es nur natürlich, dass sie wegziehen will. Na ja, so haben wir auf alle Fälle einen Grund, sie zu besuchen.«
»Indem wir vorgeben, wir seien an dem Haus interessiert?«
»Genau. Das wohlhabende, glückliche junge Paar, das auf der Suche nach seinem Traumhaus ist.« Lana warf die Haare zurück, holte ihren Lippenstift aus der Tasche und zog sich sorgfältig die Lippen nach. »Wir sind die Beverlys — das ist mein Mädchenname — aus Baltimore.«
Sie drehte den Lippenstift zu und steckte ihn wieder in die Tasche. »Wir wollen hierher ziehen, weil du eine Stelle an der Universität angenommen hast. Los, setz deine Brille auf.«
»Lehraufträge werden nicht besonders gut bezahlt.«
»Wir haben von Haus aus Geld. Und ich bin Anwältin. Dabei bleiben wir, weil es uns vielleicht nützen könnte. Ich habe mich auf Unternehmensrecht spezialisiert. Hoffentlich lässt sie uns ins Haus.«
Händchen haltend gingen sie auf die Eingangstür zu und läuteten. Nach einer Weile öffnete ihnen eine Frau in einer engen schwarzen Hose und weißer Bluse. Lauras Hoffnungen sanken. Die Frau war viel zu jung, um Dorothy Spencer sein zu können.
»Kann ich Ihnen helfen?«
Lana beschloss, es
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