Die falsche Tochter - Roman
verspürte, ihre Finger mit den seinen zu verschränken.
»Das ist wohl wahr.«
»Das ist lieb von dir, Jake. Wirklich. Und jetzt lass endlich meine Hand los. Ich komme mir langsam blöd vor.«
Jake gab ihre Hand frei und zog sein Portemonnaie aus der Tasche. »Wir können in dein Motel zurückfahren, und ich massiere dir die Füße.«
»Diese Zeiten sind vorbei, Jake.«
»Schade. Ich mochte deine Füße immer gern.«
Er bezahlte die Rechnung und steckte die Hände in die Hosentaschen, als sie nach draußen gingen.
Erstaunt blinzelte Callie ins Sonnenlicht. Ihr kam es vor, als hätten sie Stunden in dem Lokal gesessen. Sie setzte ihre Sonnenbrille auf und beschloss, gleich zum Feld hinüberzufahren, um sich den Fortgang der Arbeiten anzuschauen, solange sie noch die Energie dazu aufbrachte. In diesem Moment zog Jake einen Zettel unter seinem Scheibenwischer hervor.
»Geh zurück nach Baltimore oder du zahlst«, las er vor. Er knüllte den Zettel zusammen und warf ihn ins Auto. »Ich glaube, ich fahre mal raus und schaue nach Digger.«
»Ich komme mit.«
»Gut.« Er stieg ein und wartete, bis sie neben ihm saß. »Ich habe dich gestern Abend im Motel üben gehört«, sagte er dann. »Mein Zimmer liegt direkt nebenan, und die Wände sind dünn.«
»Dann muss ich wohl leise sein, wenn Austin und Jimmy zum Feiern zu mir kommen.«
»Siehst du, wie umsichtig du jetzt bist, wo wir Freunde sind?«
Als Callie lachte, beugte Jake sich zu ihr herüber und gab ihr einen Kuss. Verwirrt stellte sie fest, dass sie das dringende Bedürfnis verspürte, ihm die Arme um den Hals zu schlingen und den Kuss zu erwidern. Sie hatte das Gefühl, bei lebendigem Leib zu verbrennen.
Doch bevor sie reagieren konnte, hatte Jake sich schon wieder zurückgelehnt und drehte den Zündschlüssel herum. »Schnall dich an«, sagte er beiläufig.
Callie biss die Zähne zusammen. Sie war wütender auf sich selbst als auf ihn. »Halt deine Hände und deine Lippen bei dir, Graystone, sonst dauert unsere Freundschaft nicht lange.«
»Ich mag deinen Geschmack immer noch.« Er fuhr vom Parkplatz. »Schwer zu sagen, warum nach so …« Plötzlich schlug Jake mit der flachen Hand aufs Lenkrad. »Warte mal,
warte! Da wir gerade von Geschmack sprechen – Suzanne Cullen, Suzanne’s Kitchen !«
»Hä?«
»Ich wusste doch, dass mir der Name bekannt vorkam. Himmel, Cal! Suzanne’s Kitchen .«
»Die Plätzchen? Diese tollen Plätzchen mit den Schokoladestückchen?«
»Brownies mit Macadamia-Nüssen.« Jake gab einen leisen, genießerischen Laut von sich.
»Und Suzanne Cullen gehört Suzanne’s Kitchen ?«
»Es war eine tolle Geschichte. Sie backt Kuchen und Kekse in ihrem kleinen Haus auf dem Land, verkauft sie auf Messen in der Umgebung und wird – zack! – auf einmal landesweit berühmt.«
»Suzanne’s Kitchen «, wiederholte Callie. »Ja, verdammt, du hast Recht.«
»Es könnte eine Erklärung dafür sein, warum du so versessen auf Süßes bist.«
»Sehr komisch!« Callie hatte einen Kloß im Hals. »Ich muss zu ihr, Jake. Ich muss ihr sagen, dass wir diese Tests machen müssen, aber ich weiß nicht, wie ich ihr gegenübertreten soll.«
Jake tätschelte ihr flüchtig die Hand. »Du machst das schon richtig.«
»Sie hat übrigens einen Sohn. Mit dem muss ich wohl auch sprechen.«
Doug war sich nicht ganz im Klaren darüber, wie er sich Lana Campbell gegenüber verhalten sollte.
Als er das Restaurant betrat, saß sie bereits an einem Tisch und trank gerade einen Schluck Weißwein. Statt des üblichen Business-Kostüms trug sie ein einfaches, dünnes Sommerkleid, das sich weich um ihren Körper schmiegte. Als er sich ihr gegenüber hinsetzte, lächelte sie und legte den Kopf schräg.
»Ich war mir nicht sicher, ob Sie kommen würden.«
»Wenn ich nicht gekommen wäre, hätte mich mein Großvater enterbt.«
»Wir sind gemein, Sie so unter Druck zu setzen, was? Möchten Sie etwas trinken?«
»Was haben Sie denn da?«
»Das?« Lana hob ihr Glas, dessen Inhalt im Schein der Kerze, die auf dem Tisch zwischen ihnen stand, sanft schimmerte. »Das ist ein sehr angenehmer kalifornischer Chardonnay, nicht zu aufdringlich, mit einem delikaten Bouquet und einem guten Nachklang.«
Ihre Augen lachten, als sie noch einen Schluck trank. »Pompös genug für Sie?«
»Allerdings. Nun gut, ich werde ihn versuchen.« Er überließ es ihr, ihm ebenfalls ein Glas Wein und eine große Flasche Mineralwasser zu bestellen. »Okay, warum haben
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