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Die falsche Tochter - Roman

Die falsche Tochter - Roman

Titel: Die falsche Tochter - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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nicht müde aus, sondern eher erschöpft. Am liebsten hätte er sie an der Hand genommen und ihr versprochen, alles in Ordnung zu bringen. Das wäre allerdings ein todsicherer Weg gewesen, die Hand abgehackt zu bekommen.
    Er beugte sich vor. »Erinnert dich dieser Ort nicht an etwas?«
    Teilnahmslos blickte sie sich um. Travis war mittlerweile durch Faith Hill abgelöst worden. Die Kerle an der Bar kippten ihre Biere hinunter und warfen Callie und Jake immer wieder feindselige Blicke zu. Es roch nach abgestandenem Frittenfett.
    »Nein.«
    »Na, komm schon. Dieses Lokal in Spanien, als wir bei der El-Aculadero-Ausgrabung waren.«
    »Spinnst du? Das war doch etwas völlig anderes. Die haben diese blöde Musik gespielt, und überall schwirrten schwarze Fliegen herum. Außerdem wog der Kellner mindestens dreihundert Pfund, hatte Haare bis zum Hintern und keine Schneidezähne mehr.«

    »Ja, aber da haben wir auch Bier getrunken. Genau wie hier.«
    Callie warf ihm einen spöttischen Blick zu. »Wo haben wir kein Bier getrunken?«
    »Im Veneto haben wir Wein bestellt, und da war es ganz anders.«
    Unwillkürlich musste sie lachen. »Kannst du dich etwa an alle alkoholischen Getränke erinnern, die wir jemals zusammen getrunken haben?«
    »Du wärest überrascht, wenn du wüsstest, an was ich mich alles erinnere.« Ihr Lachen hatte den Knoten in seinem Magen gelockert. »Ich weiß auch noch, dass du nachts immer die Decke weggestrampelt und darauf bestanden hast, mitten auf dem Bett zu liegen. Und dass du schnurrst wie ein Kätzchen, wenn man dir die Füße massiert.«
    Sie erwiderte darauf nichts, da die Kellnerin in diesem Augenblick das Bier an den Tisch brachte. Als Callie den ersten Schluck getrunken hatte, erklärte sie: »Und ich kann mich daran erinnern, wie du dir nach den Muscheln in Moçambique die Seele aus dem Leib gekotzt hast.«
    »Du hattest schon immer eine wahnsinnig romantische Ader, Cal.«
    »Ja. Aber es stimmt doch.« Sie hob ihr Glas und trank noch einen Schluck. Offenbar versuchte Jake, sie aufzumuntern, aber sie hatte keine Ahnung, warum er sich die Mühe machte. »Wieso machst du mich eigentlich nicht an, weil ich heute nicht auf dem Feld war?«
    »Das habe ich mir für später aufgespart. Ich wollte zuerst ein Bier trinken.« Er grinste sie an. »Soll ich jetzt gleich mit dem Meckern anfangen, oder wollen wir zuerst mal was essen?«
    »Ich musste etwas erledigen, was nicht warten konnte. Und da du nicht mein Boss bist, hast du auch kein Recht, dich zu beklagen, wenn ich mir einen Tag freinehmen muss. Außerdem war ich als Erste hier.«
    Jake lehnte sich zurück, als die Kellnerin mit den Burgern an den Tisch kam. »Wow, jetzt hast du es mir aber gegeben!«
»Ach, hör auf, Graystone! Ich muss nicht …« Als sie sah, dass die Männer von der Bar auf ihren Tisch zukamen, hielt sie inne.
    »Gehört ihr beiden zu den Arschlöchern, die am Simon’s Hole graben?«, fragte einer der Arbeiter.
    Jake drückte ungerührt Senf aus einer Tube auf seinen Burger. »Ja, wir sind sogar die leitenden Arschlöcher. Was können wir für Sie tun?«
    »Ihr könnt abhauen und aufhören, euch mit einem Haufen alter Knochen abzugeben und anständige Männer von der Arbeit abzuhalten.«
    Callie nahm die Senftube von Jake entgegen und musterte die Männer, während sie ebenfalls Senf auf ihrem Burger verteilte. Der Wortführer war groß und massig, der andere Mann hatte den getrübten Blick eines Alkoholikers.
    »Ich muss Sie leider bitten, auf Ihre Wortwahl zu achten.« Callie legte die Senftube auf den Tisch und öffnete die Ketchupflasche. »Mein Partner ist sehr empfindlich.«
    »Ach, fick ihn doch.«
    »Das habe ich bereits, und es war gar nicht mal übel. Aber egal. Sie arbeiten also für Dolan?«, fuhr sie beiläufig fort.
    »Genau. Und wir brauchen hier keine Fremden, die uns sagen, was wir tun sollen.«
    »In diesem Punkt stimmen wir leider nicht überein.« Jake salzte seine Pommes frites und reichte den Salzstreuer dann Callie.
    Sein freundlicher Tonfall und die entspannten Bewegungen vermittelten den Eindruck eines Mannes, der nicht im Geringsten an einem Streit interessiert war. Callie wusste, dass es in seinem Innern ganz anders aussah.
    Jake gab etwas Pfeffer auf seinen Burger und legte die obere Brötchenhälfte wieder darauf. »Da es unwahrscheinlich ist, dass einer von Ihnen etwas von archäologischer Forschung oder anthropologischen Studien sowie den dazu gehörigen Gebieten wie Dendrochronologie oder

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