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Die falsche Tochter - Roman

Die falsche Tochter - Roman

Titel: Die falsche Tochter - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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einen Schritt zurück und musterte ihn misstrauisch. »Du verzichtest für Pizza und Bier auf Sex?«
    »So darfst du es nicht formulieren – das tut weh. Willst du jetzt ein Bier oder nicht?«
    »Ja, klar.« Sie zuckte mit den Schultern, weil sie sich seltsamerweise abgewiesen fühlte. Entschlossen wandte sie sich ihrem Laptop zu. »Ich werde so lange die restlichen Funde von heute eintragen.«
    »Ja, okay. Ich bin gleich wieder da.«
    In seinem Zimmer lehnte sich Jake mit der Stirn an die Wand. Er hatte immer noch Callies einzigartigen Geschmack auf der Zunge. Und ihre Haare hatten nach Regen geduftet.
    Er spürte sie in seinem Körper wie eine Droge. Nein, eher wie einen verdammten Virus, dachte er, während er den Deckel seiner Kühlbox öffnete. Er konnte nichts dagegen tun. Oder schlimmer noch, er wollte nichts dagegen tun. Er wollte sie zurückgewinnen, und es würde ihm auch gelingen.
    Er setzte sich für einen Moment auf die Bettkante, um sich zu beruhigen. Der Zeitpunkt könnte nicht ungünstiger sein, dachte er. Callie hatte Probleme und brauchte Hilfe. In dieser
Situation war der Plan, den er verfolgte, seit er sich dem Team angeschlossen hatte, völlig fehl am Platz. Er hatte sie auf subtile Art verführen wollen, sodass sie sich wieder daran gewöhnte, ihn um sich zu haben, in der Hoffnung, dass sie sich schließlich wieder in ihn verlieben würde. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um mit ihr ins Bett zu gehen.
    Als Lana Callie die Sache mit der Adoption berichtet hatte, hatte sie ausgesehen, als habe ihr jemand einen Kinnhaken verpasst. Und doch hatte sie nicht gejammert oder sich selbst bemitleidet. Das ist mein Mädchen, dachte Jake. Unerschütterlich wie ein Felsen. Und doch brauchte sie ihn jetzt, und er musste ihr und sich selbst beweisen, dass er sie nicht im Stich ließ. Ganz gleich, wie sehr er sie begehrte – dieses Mal würde er sich der Situation stellen und nicht nur an Sex denken.
    Er hatte es fast ein Jahr lang ohne sie ausgehalten, hatte sämtliche emotionale Phasen einer Trennung durchlaufen. Er war wütend gewesen und verletzt, hatte Bitterkeit und Verzweiflung empfunden, bis er die Trennung schließlich akzeptiert hatte. Doch er wusste, dass er zu jenen Menschen zählte, die mit ihrem Partner alt werden konnten, wenn es nur der richtige war. Jake spürte, dass er Callie Zeit lassen musste, während er ihr half, das Chaos in ihrem Leben durchzustehen. Und dann würden sie gemeinsam einen neuen Anfang wagen.
    Bei diesen Gedanken fühlte er sich gleich besser. Er ergriff die Bierdosen und ging zurück in Callies Zimmer.
     
    Jake hat Recht gehabt, dachte Callie, als sie sich zum Schlafen fertig machte. Durch die Arbeit war sie nicht nur von ihren Sorgen abgelenkt worden, sondern auch ihr Gehirn funktionierte wieder einwandfrei. Der Nebel hatte sich gelichtet.
    Sie wusste jetzt, was sie zu tun hatte. Lana sollte einen Termin zur Blutabnahme bei einer Arztpraxis am Ort vereinbaren. Die Probe würde dann zum Partner ihres Vaters in Philadelphia geschickt. Callie würde Lana bitten, als Zeugin dabei zu sein, wenn die Blutprobe versiegelt und beschriftet würde.
In Philadelphia würde dann ebenfalls ein unabhängiger Zeuge anwesend sein müssen. Auf diese Art konnten die Ergebnisse nicht gefälscht werden, und das Ganze bekam einen offiziellen Anstrich.
    Sie würden ihren Eltern gegenüber nichts von dem erwähnen, was Lana bisher herausgefunden hatte. Jake hatte Recht: Es war unnötig, solange sie nicht über weitere Erkenntnisse verfügten. Alles in allem wollte Callie in dieser Privatangelegenheit genauso vorgehen wie in ihrem Beruf: methodisch, wissenschaftlich und gründlich. Sie würde alle Daten im Computer zusammentragen und jeden Tag einen Bericht schreiben. Und um Douglas Cullen auf Abstand zu halten, würde sie Lana bitten, ein Dokument aufzusetzen, mit dem sie auf jeglichen Anspruch auf Suzanne Cullens Vermögen verzichtete.
    Um auf andere Gedanken zu kommen, beschloss Callie, noch ein wenig Cello spielen, bevor sie ins Bett ging. Sie ergriff ihr Instrument, schloss die Augen und ließ die Suite No.1 in g-Moll von Bach auf sich wirken. Diese Musik versetzte sie stets in eine ruhige, friedliche Stimmung. Wegen jener kostbaren Momente schleppte Callie das unhandliche Instrument auf jeder Reise mit sich, ganz gleich, wie umständlich es sein mochte. Schließlich legte sie den Bogen beiseite. Dann cremte sie sich ein und blies die Kerze aus.
    Sie hatte noch keine fünf

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