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Die Falsche Tote

Titel: Die Falsche Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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auf, dass auf der Estonia Kriegswaffen transportiert worden seien, nachdem ein Zöllner behauptet hatte, er sei damals angewiesen worden, ein Auge zuzudrücken.
    »Es hat in dieser Sache bereits eine Untersuchung gegeben«, kommentierte Sten. »Anscheinend gibt es einen Zeugen, der vor dem Untergang der Fähre eine Explosion gehört haben will. Der Vorsitzende des Schwedischen Hofgerichts war mit einer Ermittlung beauftragt, aber seine Befugnisse haben nicht ausgereicht, um … na ja, der Sache wirklich auf den Grund zu gehen.«
    »Jetzt steht hier aber, dass der JK die Unterlagen dieser Untersuchung angefordert hat«, gab Kjell das Ende des Artikels wieder.
    Henning ruckelte den Bund seiner Hose zurecht. »Da ist sie also, die Forderung.«
    »Wir können ja schlecht runtertauchen und nachsehen, ob ein Panzer drin liegt«, sagte Barbro müde und nippte an ihrem Bier.
    »Leider doch«, brummte Henning und berichtete von Rosenfeldts Vermutung, dass Josefin etwas aus dem Archiv entwendet haben könnte.
    »Wir müssten Guillou fragen, wann er den Artikel geschrieben hat«, schlug Sofi vor. »Es kann die Entscheidung anderer Leute sein, dass er ausgerechnet jetzt gedruckt wurde. Das gilt auch für den zweiten Artikel.«
    »Wir können nur sicher sagen, dass Mikael Persbrandt nichts mit der Sache zu tun hat«, war Barbros Fazit. Dann streichelte sie ihn wieder.
    Kjell las den letzten Satz des Artikels vor: »Das Einzige, was für mich klar ist, ist, dass jemand etwas verbirgt.«
    »Wir müssen unser Netz hochziehen«, schloss Sten. »Ich engagiere einen Termin mit den Untergrundermittlern für morgen Abend.«

24
    Sonntag, 5. August
    Sofi blinzelte. Die Rollos vor ihren Fenstern waren hochgezogen. Beim Zubettgehen hatte sie zum trüben Himmel geblickt und keinen klaren Morgen erwartet. Die Sonne schaffte es sogar bis ins Bad. Sofi sah, dass sie putzen müsste.
    Bo Setterlinds Gedichte lagen aufgeschlagen unter ihrer rechten Wange. Ich liege im Dunkeln bei dir. Die Überschrift schimmerte unscharf vor ihrem rechten Auge. Das Leben fand eben mit Leichtigkeit Anspielungen, die jeder verstehen konnte. Bis auf Seite 130 konnte sie es vor dem Einschlafen unmöglich geschafft haben. Sie konnte sich erinnern, dass ihr schon nach drei Seiten zum ersten Mal die Augen zugefallen waren. Sie las natürlich nicht das Exemplar aus Josefins Buchregal. Das hatte sie am Abend noch zu Per gebracht. Aber es hatte ihr kein Problem bereitet, die gleiche Ausgabe auf dem Heimweg im Taschenbuchladen am Centralen zu bekommen, und auch beim Seven-Eleven in der Folkungagatan hatten sie es gehabt, ganz hinten neben dem Kühlschrank und beim Lotto, nicht vorne an der Kasse bei den Krimis und den rollenden Würstchen. Immerhin, eine aktuelle Ausgabe, die man überall bekommen konnte.
    Es war viel zu früh. Das Fenster ihres Schlafzimmers lag so, dass sie das Zimmer im Sommer als Sonnenuhr benutzen konnte. Sie musste weit vor der Zeit erwacht sein. Der Termin würde erst am Mittag sein. In der Hochphase anstrengender Ermittlungen kalkulierten sie die Schlafzeiten auf die Viertelstunde genau. Wenn sie jetzt aufstand, fehlte ihr diese Zeit später. Sie schielte auf Seite 131. Sterben ist Sieg, nicht Niederlage. Es scheint über dem Berg. Die Nacht ist Tag geworden. Die Gedichte handelten alle von Einsamkeit. Es war nichts in diesem Buch, was mit dem Gedicht auf dem Zettel in Verbindung stand. Josefin hätte das Kuvert ebenso gut in jedem anderen Buch als Lesezeichen verwenden können.
    Ich muss aufstehen und denken, sagte sie sich. Mit einem Glas kalter Milch stellte sie sich auf den schattigen Balkon. Bis dorthin reichte das Sonnenlicht um diese Zeit noch nicht. Gleich neben dem Haus erhob sich Vita Bergen. Sie war so glücklich mit dieser Wohnung. Sie hatte Beteiligungswohnrecht, ihr gehörten 2,7% an der Wohnungsgesellschaft Sofiaglück. Wenn man Sofi heißt und 2,7% an einer Wohngesellschaft mit so einem Namen bekommen konnte, dann durfte man nicht zögern. Sie musste nur noch 46 Monate lang 6200 Kronen im Monat abbezahlen, dann war das Sofiglück unumkehrbar. Als sie zum ersten Mal auf den kleinen Balkon getreten war, war ihr Applaus aus dem Park entgegengetost. Das Freilichttheater oben auf dem Hügel, hatte der Makler knapp erklärt, das lag nur einen Schlagballwurf vom Haus entfernt. Vorausgesetzt natürlich, ein Mann werfe, ergänzte der Makler, sonst sähe man es ja. Sofi war den schmalen Weg hinaufgestiegen, um nachzuschauen. Etwas erhöht

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