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Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wenn die Umstände sie nöthigten, bei ihr Schutz zu suchen. Der Abbé Joann besuchte aber damals die Kirchspiele Ober-Canadas und predigte den Aufruhr, während Johann, der sich jetzt nicht länger verborgen hielt, an der Spitze der Patrioten erschienen war. Sein Name hallte jetzt in allen Grafschaften am St. Lorenzo wieder. So wenig Verbindung das geschlossene Haus auch mit der Außenwelt hatte, war doch dieser Name und mit ihm die Nachricht von dem Siege von St. Denis dahin gelangt, mit dem jener so rühmlich verknüpft war.
    Bridget fragte sich, ob Johann nicht auch nach dem Lager bei St. Charles kommen und seiner Mutter einen Besuch abstatten werde; ob er nicht die Thür ihrer Wohnung überschreiten werde, um ihr zu sagen, was er noch zu thun gedenke, und vielleicht um sie zum letzten Male zu umarmen. Das hing natürlich von der Fortentwickelung des Aufstandes ab. Bridget hielt sich deshalb zu jeder Stunde des Tages wie der Nacht bereit, ihren Sohn im geschlossenen Hause aufzunehmen.
    Bei der Nachricht von der Niederlage vor St. Denis hatte Lord Gosford, in Befürchtung, daß die Sieger die Patrioten von St. Charles verstärken könnten, Befehl ertheilt, die Colonne Whiterall’s zurückzuziehen.
    Es war schon zu spät. Die durch Sir John Colborne von Montreal abgesendeten Curiere wurden unterwegs aufgehalten, und statt umzukehren, marschirte die Truppenabtheilung auf St. Charles weiter.
    Von jetzt ab lag es in keines Menschen Macht, den Zusammenstoß zwischen den Aufständischen dieses Fleckens und den Soldaten der regulären Armee zu verhindern.
    Noch am 24. war auch Johann erschienen, um zu den Vertheidigern des Lagers von St. Charles zu stoßen.
    Mit ihm eilten die Herren de Vaudreuil, André Farran, William Clerc, Vincent Hodge und Sebastian Gramont gleichzeitig herbei. Zwei Tage vorher hatte der Farmer Harcher mit seinen fünf Söhnen das Dorf St. Albans verlassen können. Sofort überschritten sie die amerikanische Grenze und begaben sich nach St. Charles, entschlossen, ihrer Pflicht bis zum Aeußersten genug zu thun.
    Uebrigens zweifelte Niemand mehr an dem entscheidenden Erfolg des Aufstandes, weder die politischen Anführer der Oppositionspartei, noch Herr de Vaudreuil und seine Freunde, weder Thomas Harcher, Pierre, Remy, Michel, Tony und Jacques, seine tapfern Söhne, noch einer der Bewohner des Fleckens, welche besonders stolz waren bei dem Gedanken, daß dieser letzte gegen die angelsächsische Tyrannei geführte Schlag von ihnen ausgehen sollte.
    Vor Eröffnung des Angriffs auf St. Charles hatte der Oberstlieutenant Whiterall an Brown und dessen Gefährten das Angebot ergehen lassen, daß ihnen nichts geschehen sollte, wenn sie sich unterwerfen wollten.
    Dieser Vorschlag wurde von den Waffengefährten Brown’s einstimmig zurückgewiesen. Wenn die Königlichen mit demselben hervortraten, so geschah das ihrer Meinung nach nur, weil sie sich nicht in der Lage befanden, das Lager mit Gewalt zu nehmen. Nein, man wollte sie auf keinen Fall herein lassen, um dort vielleicht blutige Vergeltung zu üben; sobald die Colonne Whiterall’s näher kam, sollte sie zurückgeschlagen und versprengt werden. Das war eine neue Niederlage, welche den Königlichen drohte – und dieses Mal eine vollständige Niederlage, welche den endlichen Sieg schon sicherstellen mußte.
    So dachte man in den Reihen der Patrioten.
    Man würde sich übrigens sehr täuschen mit der Annahme, daß die Vertheidiger des Lagers sehr zahlreich gewesen wären – nur eine handvoll Leute, dafür aber die besten der Partei. Führer und eigentliche Kämpfer berechnet waren ihrer höchstens zweihundert, bewaffnet mit Sensen, Aexten, einfachen Knütteln und Steinschloßgewehren; während sie der königlichen Artillerie nur zwei – noch dazu kaum dienstfähige Kanonen entgegenzustellen hatten.
     

    Ein erster Schuß traf zwei Canadier (S. 244.)
     
    Während die Insurgenten sich nun vorbereiteten, die Colonne Whiterall’s zu empfangen, marschirte diese trotz der Hindernisse, welche der Winter dieser Gegend ihr in den Weg legte, rasch auf ihr Ziel los. Das Wetter war kalt, der Erdboden steinhart und trocken. Die Mannschaften hielten einen scharfen Schritt ein und die beiden Feuerschlünde rollten über den harten Weg hin, ohne durch Schneehaufen oder aus Wegaushöhlungen geschleppt werden zu müssen.
    Die Reformer erwarteten die Truppen. Begeistert durch ihren letzten Sieg und elektrisirt durch die Anwesenheit ihrer Führer, wie Brown,

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