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Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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seinen Adjutanten O. Perrault von Montreal ihnen nach, um ihnen den Befehl zum Zurückgehen zu überbringen. Von zwei Kugeln durchbohrt, stürzte Perrault todt zu Boden.
    Während einer Stunde kreuzten sich nun schon die Gewehrschüsse – im Ganzen mehr zum Nachtheil der Angreifer, obwohl diese sich hinter dickem Gebüsch und Holzhausen verbargen.
    Da befahl der Oberst Gore im Augenblicke darauf, als die Munition schon fast zu Ende ging, dem Capitän Markman, die Stellung der Patrioten zu umgehen.
    Dieser Officier sachte dem Befehl nachzukommen, verlor aber dabei den größten Theil seiner Leute. Er selbst fiel, von einer Kugel getroffen, vom Pferde und mußte von seinen Soldaten weggetragen werden.
    Das Gefecht nahm für die Königlichen eine üble Wendung. Da drangen von der Landstraße laute Rufe her, und sie sahen jetzt ein, daß sie selbst in die Lage kamen, umzingelt zu werden.
    Ein Mann war dort aufgetaucht – derselbe, um den die französischen Canadier die Gewohnheit hatten, sich wie um eine Fahne zu schaaren.
    »Johann ohne Namen! Johann ohne Namen!« riefen sie, die Waffen schwingend.
    Wirklich war es Johann, an der Spitze von etwa hundert Aufständischen, welche von Antoin, St. Ours und von Contrecoeur gekommen waren. Unter dem Pfeifen der Kugeln und unter dem Sausen der Kanonenkugeln, welche die Fläche des Flusses bestrichen, hatten sie den Richelieu überschritten, wobei eine der letzteren das Ruder im Hintertheile, an dem Johann stand, zerschmetterte.
    »Vorwärts, Raketen und Biber!« rief er, seine Begleiter anfeuernd.
    Beim Schall seiner Stimme wälzten sich die Königlichen heran. Die, welche sich noch in dem belagerten Hause befanden, machten, ermuthigt durch jene unerwartete Verstärkung, einen Ausfall. Der Oberst Gore mußte zum Rückzuge nach Sorel blasen lassen und ließ mehrere Gefangene und eine Kanone in den Händen der Sieger. Er zählte neben dreißig Todten ebensoviel Verwundete, gegen zwölf Todte und vier Verwundete auf Seiten der Reformer.
    So verlief das Treffen bei St. Denis. Binnen wenigen Stunden verbreitete sich die Nachricht von diesem Siege durch die Nachbarkirchspiele von Richelieu und selbst bis zu den Grafschaften am Ufer des St. Lorenzo.
    Es war ein ermuthigender Anfang für die Parteigänger der nationalen Sache, freilich nur ein Anfang. Da diese noch die Befehle ihrer Führer erwarteten, rief ihnen Johann, um ihnen die Aussicht auf einen neuen Sieg zu eröffnen, die Worte zu:
    »Patrioten, auf nach St. Charles!«
    Wir erwähnten schon oben, daß dieser Flecken von der Truppenabtheilung Whiterall’s bedroht war.
    Kaum eine Stunde später hatten Herr de Vaudreuil und Johann nach dem Abschiede von Clary, welche von dem schönen Erfolge des Tages unterrichtet worden war, sich ihren Genossen auf dem Marsche nach St. Charles wieder angeschlossen.
    Hier sollte sich zwei Tage später das Schicksal des Aufstandes von 1837 entscheiden.
    In Folge des Zusammenströmens der Reformer war dieser Flecken zum Hauptschauplatze der Empörung geworden, und ebendahin begab sich der Oberstlieutenant Whiterall mit verhältnißmäßig starken Streitkräften.
    Brown, Desrivières, Gauvin und Andere hatten die Vertheidigung nach Kräften organisirt. Sie konnten auf diese kampfesfreudige Bevölkerung rechnen, die sich schon durch Vertreibung eines Edelmanns hervorgethan hatte, welchen man einer Begünstigung der Anglo-Canadier verdächtigte. Rings um das in eine Festung verwandelte Haus dieses Edelmanns errichtete Brown ein Lager, in dem sich die ihm zur Verfügung stehenden Streitkräfte sammeln sollten.
    Da St. Denis und St. Charles kaum sechs (englische) Meilen von einander entfernt liegen, hörte man im Laufe des 23. den Kanonendonner von dem einen Flecken bis zum anderen. Vor Einbruch der Nacht erfuhren es noch die Bewohner von St. Charles, daß die Königlichen zum Rückzuge nach Sorel gezwungen worden seien. Der moralische Eindruck dieses ersten Sieges war ein sehr tiefer. Aus allen Häusern, deren Thüren weit offen standen, strömten die Bewohner in überquellender patriotischer Freude hervor.
    Nur ein einziges öffnete sich nicht, das geschlossene Haus an der Straßenbiegung, das durch seine Lage von dem Kampfplatze etwas entfernt war. Bridget’s Haus drohte also etwas weniger Gefahr als den benachbarten Gebäuden, für den Fall, daß das Lager von den königlichen Truppen angegriffen und eingenommen wurde.
    Allein zurückgeblieben, wartete Bridget, bereit ihre Söhne aufzunehmen,

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