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Die Familie ohne Namen

Die Familie ohne Namen

Titel: Die Familie ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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deshalb ein Zusammentreffen im Herzen der Stadt selbst, zwischen den Mauern eines an die Straße St. Jacques stoßenden Hofes, verabredet.
    Auf diese Nachricht hin ließen die Mitglieder des Doric-Clubs einen Anschlag des Inhalts verbreiten, daß die Stunde gekommen sei, »die Rebellion in ihrem Keime zu ersticken«. Die Loyalisten, die Constitutionellen und die Bureaukraten wurden veranlaßt, sich auf dem Place-d’Armes einzufinden.
    Die Volksversammlung wurde am bestimmten Tage und Orte abgehalten. Papineau erntete hier wieder den gewohnten stürmischen Beifall; auch andere Redner, wie Brown, Guimet, Eduard Rodier riefen begeisterte Zustimmung hervor.
    Plötzlich fiel ein Hagel von Steinen in den Hof, die Loyalisten waren es, welche die Patrioten angriffen. Nur mit Stöcken bewaffnet, bildeten letztere vier Colonnen, stürmten nach außen, warfen sich auf die Mitglieder des Doric-Club und drängten diese im ersten Anlauf bis nach dem Place-d’Armes zurück. Jetzt knallten von verschiedenen Seiten auch Pistolenschüsse. Brown erhielt einen gefährlichen Schuß, der ihn zu Boden streckte, und einem der entschiedensten Reformer, dem Chevalier de Lorimier, wurde der Schenkel durch eine Kugel zerschmettert.
    Obwohl sie zurückgeschlagen worden waren, hielten sich die Mitglieder des Doric-Club noch nicht für besiegt. Unter dem Beifall der Bureaukraten und dem Bewußtsein, daß ihnen die Rothröcke bald zu Hilfe kommen mußten, zerstreuten sie sich in die Straßen von Montreal, warfen mit Steinen die Fenster von Papineau’s Haus ein und zerstörten die Druckpressen des »Vindicator«, eines liberalen Blattes, welches schon seit längerer Zeit für die franco-canadische Sache in die Schranken trat.
    In Folge dieses Handgemenges wurden die Patrioten von den Behörden in schlimmster Weise gemaßregelt. Auf Anordnung des Lord Gosford ergehende Haftbefehle zwangen die bedeutendsten Führer, vorläufig zu flüchten. Uebrigens öffneten sich diesen alle Häuser, um ihnen Obdach zu bieten. Herr de Vaudreuil, der gleichfalls mit seiner Person eingetreten war, mußte den geheimen Zufluchtsort wieder aufsuchen, wo ihn die Polizei seit den Ereignissen von Chipogan vergeblich zu entdecken bemüht war.
    Dasselbe war mit Johann ohne Namen der Fall, obwohl dieser bald darauf unter folgenden Umständen wieder erschien.
    Nach dem blutigen Zusammentreffen am 6. November waren einige hervorragende Bürger in der Umgebung von Montreal inhaftirt worden, unter Anderen ein gewisser Denaray und der Doctor Davignon von St. Jean d’Iberville, und diese beiden wollte eine Cavallerieabtheilung im Laufe des 22. November nach der Stadt bringen.
    Einer der kühnsten Parteigänger der nationalen Sache, der Vertreter der Grafschaft Chambly, L. M. Viger – »der schöne Viger«, wie man ihn in den Reihen der Aufständischen nannte – erhielt von der Verhaftung seiner beiden Freunde Nachricht. Der Mann, der ihm diese überbrachte, war ihm bisher unbekannt.
    »Wer sind Sie? fragte er.
    – Darauf kommt ja nichts an, antwortete jener Mann. Die in einem Wagen gefesselten Gefangenen werden unverzüglich durch das Kirchspiel Longueuil kommen, und sie müssen befreit werden!
    – Sie sind allein?
    – Meine Freunde erwarten mich.
    – Wo werden diese uns treffen?
    – Unterwegs.
    – Ich folge Ihnen.«
    Das geschah denn auch. An Hilfsmannschaften fehlte es weder Viger noch seinem Begleiter. Sie gelangten nach dem Eingange von Longueuil, gefolgt von einer Anzahl von Patrioten, die sie noch vor dem Dorfe zurückließen. Es mußte jedoch etwas von ihrem Vorhaben verlautet haben, denn schon kam eine Abtheilung königlicher Truppen herbei, um den den Wagen begleitenden Reitern Unterstützung zu gewähren. Ihr Anführer ließ den Einwohnern ansagen, daß das Dorf, im Fall sie sich Viger anschlössen, in Flammen aufgehen würde.
    »Hier ist nichts zu machen, sagte der Unbekannte, als er von diesen Maßnahmen hörte. Kommen Sie…
    – Wohin denn? fragte Viger.
    – Folgen Sie mir nur bis zwei Meilen von Longueuil, antwortete er. Wir wollen den Bureaukraten keinen Anlaß geben, hier Wiedervergeltung zu üben. Diese wird so wie so früher oder später nicht ausbleiben.
    – Brechen wir auf!« sagte Viger.
    Gefolgt von ihren Leuten, schlugen Beide wieder den Weg über die Felder ein.
    Sie gelangten bis zur Farm Trudeau und nahmen in einem benachbarten Felde Stellung. Es war hohe Zeit. In der Entfernung einer Viertelmeile erhob sich eine Staubwolke, welche die

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