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Die Familie: Roman (German Edition)

Die Familie: Roman (German Edition)

Titel: Die Familie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Oberfläche kommen. Aus dem schnellen Planschen schloss sie, dass er schwamm.
    »Er wird schnell wieder hier sein.«
    Darcy spürte, wie Carol die Arme um sie legte. Bei dem Gedanken daran, wie die Frau sich vorhin an ihr gerieben hatte, war sie versucht, sie fortzuschieben. Doch dieses Mal gab es keine Anzeichen einer erotischen Raserei. Carol umarmte sie nur wie ein verängstigtes Kind. Deshalb ließ Darcy sie gewähren, während sie darauf lauschte, wie Greg durch den See schwamm.
    Wenn er die Spitzhacke findet, dachte sie, kann er auf dem Rückweg nicht schwimmen. Er wird waten müssen. Das dauert eine Weile.
    Je länger es dauert, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, die Wilden einzuholen. Sie haben jetzt schon einen Vorsprung.
    Besser, wenn wir es nicht schaffen.
    Sie spürte, wie ihr schlechtes Gewissen sich regte. Unter den Touristen waren auch Kinder. Das kleine Mädchen, der dicke Junge, Paula, der Sohn des Ekels mit der Truckerkappe. Und Kyle.
    Wenn sie den erwischten, wäre es kein großer Verlust.
    Die schwangere Frau.
    Aber auch ein paar Männer. Vielleicht würden die Männer mit ihnen fertigwerden. Aber wenn die Feuer in den Aufzügen erloschen waren …
    Verwirrung. Niemand wüsste, was vor sich ginge, gegen wen er kämpfen sollte. Es könnte ein Gemetzel in der Dunkelheit geben.
    Ich muss nicht auf Greg warten, dachte sie. Ich könnte losgehen und sie zu warnen versuchen.
    Sie stellte sich vor, wie sie auf dem Gehweg gepackt und zu Boden geworfen wurde. Sie spürte die Hände, die an ihren Kleidern zerrten. Sie haben ihr die Kleider vom Leib gerissen … Sie überall angefasst. Sie fühlte die Hände auf ihrer nackten Haut. Sie kamen von allen Seiten. Griffen nach ihr, untersuchten sie. Fingernägel bohrten sich in ihr Fleisch. Dann Zähne. Zähne gruben sich in ihre Arme und Schenkel und den Bauch und die Brüste. Sie spürte, wie sie an ihr zerrten und rissen. Hörte die feuchten Kaugeräusche.
    Es ist Helen zugestoßen, es könnte auch mir passieren.
    Wenn ich allein losgehe und sie zu warnen versuche, könnte es wirklich geschehen.
    Du schuldest ihnen den Versuch.
    Aber nicht mein Leben. Gott, nein.
    Es muss reichen, wenn ich auf Greg warte und wir ihnen mit der Spitzhacke folgen. So haben wir wenigstens eine Chance. Es würde niemandem helfen, wenn ich loslaufe und fertiggemacht werde.
    »Agh!« Das Plätschern hörte auf.
    Carol versteifte sich.
    Darcy wollte rufen, doch sie fürchtete, die Wilden könnten sie hören. Man konnte nicht wissen, wie weit sie sich entfernt hatten, und in der Höhle setzten sich Geräusche über große Strecken fort.
    Dann hörte sie, wie Greg weiterschwamm.
    Vielleicht ist er gegen eine Leiche gestoßen, dachte sie. Eine widerliche Überraschung solcher Art könnte ihn dazu gebracht haben, aufzukeuchen und kurz innezuhalten.
    Drei Leichen im See. Vielleicht. Die Frau, die sich auf Darcy gestürzt hatte, der Mann, der Beth getötet hatte, und Beth. Alle trieben in der Nähe von Elys Mauer herum.
    »Er muss beinah da sein«, flüsterte Darcy.
    Sie spürte, wie Carols Gesicht über ihre Wange strich, als sie nickte.
    Die Schwimmgeräusche verstummten.
    Carol, die eng an Darcy gedrückt dastand, rammte sie nach hinten, stieß explosionsartig die Luft aus und grub die Finger in Darcys Rücken. Darcy spürte einen brennenden Stich. Sie ging unter, Carol über ihr, an sie genagelt. Darcy zwängte eine Hand zwischen ihre Körper. Spürte den glitschigen Pflock, der sie verband: Er ragte aus Carol heraus und hatte sich kurz unter den Rippen auf der rechten Seite in Darcys Bauch gebohrt. Als sie ihn umklammerte, wurde der Pflock nach vorn gestoßen. Er drang tiefer in ihr Fleisch. Sie drehte sich weg, drückte Carol von sich und spürte, wie der Pflock aus dem Loch gezogen wurde und über ihre Haut rutschte.
    Dann war sie frei. Sie rollte und rollte durch das Wasser und versuchte, Abstand zwischen sich und den Angreifer zu bringen.
    Die Stelle, an der die Spitze sie gestochen hatte, brannte. Sie ist nicht sehr tief eingedrungen, dachte Darcy, sonst hätte man sie nicht so leicht rausziehen können. Ein Zentimeter, höchstens.
    Eine Knochenwaffe wie die, mit der der andere Mann Beth angegriffen hat?
    Er muss Carol durch den Rücken aufgespießt haben.
    Darcy stieß mit der Seite gegen eine Wand. Sie drehte sich, drückte sich gegen den Fels und regte sich nicht mehr. Strömungen glitten an ihr vorbei. Sie hörte es in der Nähe plätschern und fragte sich, ob der

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