Die Familie: Roman (German Edition)
seines Halses. Sie schlug die Zähne hinein, biss und zerrte, und plötzlich fühlte es sich an, als wäre ihr ein Gartenschlauch in den Mund geschoben worden, aus dessen Düse warmes Wasser sprühte.
Erwischt, dachte sie.
Ich habe ihm die Schlagader herausgerissen.
Großer Gott.
Seine klammernden Hände zuckten und flatterten davon.
Sie schloss den Mund, ließ ihn jedoch nicht los. Mit den Händen noch immer in seinem Haar, schlang sie die Beine um ihn. Gemeinsam drehten sich Darcy und der Wilde unter der Wasseroberfläche um die eigene Achse. Sie spürte, wie er von spastischen Krämpfen durchgeschüttelt wurde und eine warme Strömung an ihrem Gesicht pulsierte. Sie brauchte Luft. Ihre Lunge schmerzte. Doch sie hielt ihn fest, bis er erschlaffte.
Dann stieß sie ihn von sich und richtete sich keuchend auf. In der Nähe hörte sie ein Plätschern.
»Greg?«
Das Plätschern stoppte. »Darcy? Mein Gott, was ist los?«
»Nichts. Jetzt nichts mehr.«
»Geht es dir gut?«
»Nicht besonders.«
»O Gott. Was ist passiert?« Aus den leisen, schlürfenden Geräuschen schloss sie, dass er auf sie zuwatete.
»Er hat Carol erwischt.«
»O nein.«
»Er … ist hinter den anderen zurückgeblieben, vermute ich. Hat gewartet, bis du weit genug weg warst. Dann … Ich glaube, Carol ist tot. Carol?«, rief sie.
Keine Antwort. Sie hatte auch nicht mit einer gerechnet.
»Was ist mit ihm? Wo ist er?«
»Irgendwo hier. Mit dem Bauch nach oben.«
»Du hast ihn getötet?«
»Ja.«
»Ich hätte euch nicht allein lassen sollen. Ich hätte nicht …«
Darcy streckte die Hand aus und berührte Greg. Er kam zu ihr. Seine Arme legten sich um sie. Sie presste sich an ihn und jaulte wegen des Drucks auf die Wunde unterhalb ihrer Rippen.
»Hat er dich verletzt?«
»Hier und da. Er hat … mich gestochen.«
»Mit einem Messer?«
»Er hatte einen dieser angespitzten Knochen. Wie der Mann, der Beth erwischt hat.«
»O Gott, wo hat er dich getroffen?«
»Es ist nicht so schlimm«, sagte sie. Die Oberschenkelverletzung tat nicht besonders weh. Es fühlte sich an, als wäre eine Furche in die Haut gekratzt worden. Die andere Wunde schmerzte dagegen ziemlich. Ungefähr so, als wäre ein Stück glühender Kohle hineingestopft worden. Und in ihrem Kopf brummte ein dumpfer Schmerz von dem Schlag gegen den Steg.
»Wir sollten lieber aus dem Wasser steigen«, sagte Greg, »und dich zusammenflicken.«
Darcy schüttelte den Kopf. »Wir müssen uns beeilen. Die anderen … sie werden die Gruppe erreichen.«
»Ich habe die Spitzhacke nicht mitgebracht. Ich habe sie gefunden, hielt sie bereits in den Händen. Dann habe ich gehört, dass hier irgendwas vor sich ging. Ich konnte nur noch daran denken, so schnell wie möglich zu dir zu kommen.«
»Als Kavallerie, die zur Rettung eilt«, sagte Darcy, »lässt du eine Menge zu wünschen übrig.«
Er lachte leise, dann küsste er sie auf den Mund. »Gott sei Dank geht es dir gut.«
»Wenn man das so nennen kann.« Sie löste sich von Greg. »Ich suche seine Waffe. Sie muss hier irgendwo sein.« Darcy stützte sich mit einer Hand an ihm ab, hob nacheinander die Füße und zog ihre Schuhe aus. Sie reichte sie Greg. Dann ging sie langsam umher und suchte mit den Füßen den Grund ab. Sie spürte Sand und Kies durch die Socken. Stein, Felsplatten.
Sie hörte, wie Greg sich in der Nähe bewegte, und vermutete, dass er sich der Suche angeschlossen hatte.
»Ein Oberschenkelknochen?«, fragte er.
»Ich habe ihn nicht gesehen, aber ich nehme es an. Er war lang genug, um durch Carol hindurchzugehen und mich zu stechen.«
Etwas Weiches wickelte sich um einen ihrer Füße und blieb daran hängen. Sie hob das Knie und befreite den Fuß. Das Ding war ein Stück Stoff. Sie untersuchte es mit den Händen und stöhnte.
»Was ist?«
»Carols Kleid.« Sie erinnerte sich an das Plätschern, das sie gleich nach dem Angriff gehört hatte, kurz bevor der Wilde ihr nachgestellt hatte. Das Grunzen und das schwere Atmen. Er hatte Carol das Strandkleid ausgezogen. Was hatte er sonst noch mit ihr angestellt?
»Mein Gott«, murmelte Darcy und schleuderte das Kleid ins Wasser.
»Vielleicht sollten wir es lieber …« Er keuchte und brach den Satz ab.
»Was?«
»… noch mal …« Schlürfende Geräusche. »Gefunden. Ich hab deinen … Gott! «
»Was ist denn?«
»Sein Gesicht, es ist …«
»Ja.«
»Hast du das getan?«
Darcy spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss, als hätte Greg ein
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