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Die Familie: Roman (German Edition)

Die Familie: Roman (German Edition)

Titel: Die Familie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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»… können wir sie fragen.«
    Hank antwortete nicht. Er räumte weitere Kleider zur Seite, um das Mädchen freizulegen.
    Sie trug ein blaues Satinnegligé mit Spaghettiträgern. Einer der Träger war heruntergerutscht, und eine blasse, blau geäderte Brust ragte hervor.
    Das Negligé spannte sich eng um den runden Bauch.
    »Schwanger«, flüsterte Chris.
    Das Mädchen schien nicht älter als vierzehn oder fünfzehn Jahre zu sein.
    Chris trat über sie und hielt die Laterne dicht vor ihr Gesicht. Ihre Augen waren offen, aber nach oben gedreht, sodass man nur das Weiße sehen konnte. Der Mund war geschlossen.
    Hank öffnete den Mund des Mädchens und zog ihre Unterlippe herunter. Die gespitzten Zähne waren hellrot vom Blut ihres aufgeplatzten Zahnfleischs. »Diese Zähne – ist das nicht unglaublich?«, sagte Hank.
    »Ich … ich glaub, ich drehe durch.«
    »Wir haben uns die Geschichte falsch zusammengereimt. Es steckt mehr dahinter, als dass Mordock seine Opfer für irgendwelche kranken Spielchen hier runterbringt. Diese Zähne … und sie ist schwanger …«
    »Ich begreife das nicht.«
    »Ich auch nicht. Lass uns weitergehen.«
    »Wir können sie nicht einfach liegen lassen. Sollten wir nicht versuchen, sie aufzuwecken und …«
    Hank stieß das Kinn des Mädchens leicht an. Ihr Kopf fiel in Chris’ Richtung. Das Ohr war blutüberströmt.
    »Was ist?«
    »Sie ist tot«, erklärte er.
    Chris spürte, wie Benommenheit sie erfasste. Sie hörte ihre eigene Stimme fremd und wie aus weiter Ferne sagen: »Nein. Das kann nicht sein. Du hast sie nur einmal geschlagen und …«
    »Manchmal reicht einmal.«
    »Aber …«
    »Es tut mir leid, Chris. Es tut mir leid, dass du das mitansehen musstest.« Er stand auf und drehte sich zu ihr. »Sie war nur eine Jugendliche und schwanger, aber sie ist mit der Waffe auf mich losgegangen. In einem solchen Fall muss man handeln. Auch ein Mädchen kann einen töten. Komm, lass uns hier abhauen.«
    Sie stand auf und sah auf die Leiche hinab.
    Auf den geschwollenen Bauch des Mädchens.
    »Ich habe sie getötet, okay? Ich habe sie und ihr Baby ermordet. So ist es nun mal. Sie hätte nicht versuchen sollen …« Plötzlich stürmte er an Chris vorbei, und die Schnelligkeit seiner Bewegung riss sie aus der Benommenheit, die Schock und Bedauern hinterlassen hatten, und sie fragte sich, ob er noch jemanden gesehen hatte, der aus den Kleidern emporschnellte. Sie wirbelte herum.
    Hank schnappte sich an der Höhlenwand die Waffe des Mädchens. Als er damit zu ihr zurückrannte, schleuderten seine Füße Blusen und Röcke in die Luft.
    »Was hast du …?«
    »Halte die Augen offen. Wer weiß, ob es noch mehr von ihnen gibt.«
    Hank ließ sich zwischen den Beinen des Mädchens auf die Knie fallen. Er klemmte den Knochen zwischen die Zähne, packte den Saum ihres Negligés und riss daran. Der Stoff teilte sich in der Mitte und entblößte den Schamhügel und Bauch des Mädchens.
    »Was machst du?«
    Er nahm den Knochen aus dem Mund. Während er eine der Rasierklingen herauszog, murmelte er: »Ich tue, was ich tun muss.« Dann schlitzte er das Mädchen auf. Schlingen von Eingeweiden quollen heraus und dampften an der kühlen Luft. Hank hob sie haufenweise heraus und warf sie zur Seite.
    Chris taumelte zurück. Die Spitzhacke fiel von ihrer Schulter.
    Sie wusste nun, was Hank vorhatte.
    Kein Mörder.
    Wunderbar.
    In ihrem Kopf drehte sich alles, das Licht der Laterne verschwamm, und sie sah eine blaue Aura um Hank, während er das Mädchen ausweidete und mit der Rasierklinge aufschnitt. Schwankend stellte sie die Laterne auf den weichen Kleiderschichten ab, ehe sie stolperte und rückwärts in die Dunkelheit glitt.
    »Wach auf. Komm schon.«
    Sie öffnete die Augen.
    Hank kniete mit einem Bündel im Arm neben ihr. »Es ist ein Junge«, sagte er. »Es scheint ihm gut zu gehen. Sie muss ziemlich kurz vor der …«
    »Du hast ihn rausbekommen?«
    »Jetzt, wo er keine Mutter mehr hat, muss sich jemand anders um ihn kümmern. Er gehört dir.« Er legte das Bündel zwischen ihren Brüsten ab.
    Chris spürte seine Wärme. Er bewegte sich. Sie schlug den Pullover auseinander, der um den Jungen gewickelt war, und sah ein rundliches Gesicht mit halb geöffneten Augen.
    »Gott«, flüsterte sie.
    »Du bist nicht besonders gut als Hebamme geeignet«, sagte Hank, »aber wenigstens hast du die Grotte nicht in Brand gesteckt.«
    Chris legte sanft die Arme um das Baby.
    »Komm«, sagte Hank. »Lass uns

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