Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme

Titel: Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ténor
Vom Netzwerk:
Wir hatten es nämlich fast geschafft. Der Dienstbote stieß eine Tür auf. Hinter ihm betraten wir ein geräumiges Wohngemach, das reich möbliert mit Truhen und Schränken aus dunklem Holz war. An den Wänden hingen Teppiche, auf denen kriegerische Heldentaten zu sehen waren. Einer davon fiel mir besonders ins Auge, weil er mich an ein Erlebnis
aus meiner jüngsten Vergangenheit erinnerte: Er zeigte nämlich einen Drachenkampf in der Luft. Ein Dutzend Lampen, die wie Kutschlaternen aus dem neunzehnten Jahrhundert aussahen, waren ebenfalls an den Wänden befestigt. Sie stellten im Prinzip die einzige Lichtquelle dar, denn durch die drei Schießscharten in der Wand zu unserer Rechten drang so gut wie kein Licht herein.
    »Mein Gebieter kommt gleich«, ließ uns der Dienstbote wissen. »Das hier ist Herrn Thédrics Zimmer«, fuhr er fort und öffnete eine mit feinen Schnitzereien verzierte Tür. »Und hier ist Euer Zimmer, Herr Ergonthe, genau daneben. Wir servieren das Abendessen im Speisesaal am Ende des Ganges dort.«
    Er deutete auf eine dunkle Öffnung am anderen Ende des Zimmers. Der Zugang schien von zwei schwarzen Ritterrüstungen bewacht zu werden, die rechts und links davon standen und die Hände um den Griff zweier langer, in den Boden gerammter Schwerter gelegt hatten. Der Zombie verneigte sich respektvoll vor uns. Bevor er wieder verschwand, fragte ich ihn schnell: »Verzeihen Sie, mein Herr … Ähm, gnädiger Herr, könnte ich mich vielleicht ein wenig waschen, bevor …«
    Ich zeigte auf meinen klebrigen Haarschopf.
    »Diese Möglichkeit ist vorgesehen, mein Herr«, antwortete er mit einem Kopfnicken.
    »Sehr gut, danke.«
    Ich muss gestehen, dass dieser unterwürfige Respekt meinem Ego schmeichelte. Er weckte ein Gefühl der Erhabenheit in mir … und der Überlegenheit, die meistens damit einhergeht.

    Mein Zimmer war zwar furchtbar dunkel, dafür aber sehr geräumig, und ich hatte ein riesiges Himmelbett. Es roch
nach Wachs und altem Papier, nicht unangenehm, aber so intensiv, dass es einem zu Kopf stieg. Ich hörte die Tür knarren und drehte mich um. Drei Dienstboten traten ein, alle ebenso lang und dürr wie der, der uns empfangen hatte. Sie trugen einen großen Metallkübel und dazu Handtücher und andere Badeutensilien. Nachdem sie alles in der Zimmermitte abgestellt hatten, verneigten sie sich synchron. Ich verbeugte mich ebenfalls und dankte ihnen.
    »Wir holen jetzt das Wasser«, sagte einer von ihnen.
    Sie kehrten mit großen Kannen zurück. Ich hatte schon angefangen, mich auszuziehen, und sie erledigten schweigend den Rest. Als ich nackt dastand, wurde ich aufgefordert, mich in den Kübel zu setzen.
    »Hu, ist das kalt!«, rief ich beim Hineinsteigen.
    Einige Sekunden vergingen. Ich war ein wenig nervös, und das zu Recht, denn als Nächstes begossen sie meinen ohnehin schon zitternden Körper mit einer eisigen Flüssigkeit. Ich schrie auf wie ein Märtyrer bei der Inquisition.
    »Habt ihr kein warmes Wasser?«, fragte ich mit klappernden Zähnen.
    Die Dienstboten tauschten ratlose Blicke.
    »Nein, mein Herr«, antwortete einer von ihnen.
    Und wieder genoss ich ein unvergessliches und noch dazu stärkendes Erlebnis!

DIE SCHALE DES SCHICKSALS
    A ls mich Ergonthe zum Abendessen abholte, trug ich einen prächtigen knallroten Teint und einen braunroten Anzug als Ersatz für meine irdischen Kleider, die die Dienstboten waschen würden. Wir gingen in den Speisesaal, wo uns ein großer, ovaler Tisch erwartete, der lediglich für zwei Personen gedeckt war. Das überraschte mich nur ein bisschen. Ich rechnete bereits damit, dass sich der Hausherr, da er es nicht für nötig gehalten hatte, uns persönlich zu begrüßen, erst zum Dessert oder vielleicht sogar erst am nächsten Tag blicken lassen würde.
    Die Dienstboten kümmerten sich wie in einem Vier-Sterne-Restaurant um uns: »Möchten Eure Herrlichkeit noch etwas Poudjo ?« Es handelte sich um eine fette rostbraune Suppe, deren Zusammensetzung ich lieber nicht kennen wollte. »Verzeihung, Eure Herrlichkeit, ich würde Euch gern den Coutcho servieren.« Gegrilltes Fleisch, knusprig und herrlich duftend. Ein Leckerbissen! »Etwas Zitronenwein, Euer Durchlaucht?« Den probierte ich lieber nicht. Eine weitere Besonderheit dieses fürstlichen Mahls: Abgesehen davon, dass Ergonthe und ich es allein einnahmen, herrschte die ganze Zeit über ein klösterliches Schweigen.
Immer wieder versuchte ich, meinem Gegenüber Kommentare über das Essen oder

Weitere Kostenlose Bücher