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Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme

Titel: Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ténor
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Zimmer in einem schlafwandlerischen Dämmerzustand. Als Nächstes sehe ich mich vor mir, wie ich die große Wendeltreppe hinaufsteige und mich zugleich frage, was ich dort mache, anstatt im Bett zu liegen und mich süßen Träumen hinzugeben. Unterwegs habe ich den Eindruck, einem Freund von der Uni zu begegnen. Im Vorbeigehen schaue ich ihn erschrocken an. Er mich auch.
    Ich betrete einen riesigen achteckigen Raum ohne Fenster und Türen oder Möbel. In der Mitte steht ein seltsames, einen Meter fünfzig hohes Denkmal. Es ist ein goldenes Becken, das mit Eisenfüßen fest auf einem schwarzen Marmorsockel verankert ist. Mir wird klar, dass ich den berühmten
Wahrsagespiegel vor mir habe, und ich bin äußerst beeindruckt.
    Magnetisch angezogen von diesem glänzenden Gegenstand, gehe ich auf ihn zu und richte schließlich meinen vom Schlaf verschleierten Blick hinein. Ich stelle fest, dass das Becken mit Quecksilber gefüllt ist. In der Oberfläche spiegelt sich mein erschreckend blasses Gesicht. Plötzlich spricht mich eine warme Männerstimme an.
    »Was siehst du im Spiegel der Zeit?«
    Ich zucke zusammen, allerdings mehr vor Überraschung als vor Angst. Der Mann, der weiter hinten im Raum steht, die Arme seitlich am Körper, ist ein weißbärtiger Greis. Er trägt eine lange Kutte, die an der Taille von einem leuchtend goldenen Gürtel zusammengehalten wird.
    »Seid Ihr …?«
    Ich wage nicht, den Namen »Der Große Späher« auszusprechen, da diese erhabene Persönlichkeit schon seit Jahrhunderten tot sein soll.
    »Ich bin genau der, für den du mich hältst«, bestätigt er, und seine Augen blitzen dabei schelmisch auf.
    »Entschuldigung, ich weiß eigentlich gar nicht, was ich hier mache. Ich bin einer Stimme gefolgt …«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, versichert mir der Große Späher. »Dieser Ort ist kein verbotenes Heiligtum.«
    Ich lasse den Blick schweifen wie ein armer Irrer, der nicht fassen kann, wie ihm geschieht. Und höre mich selbst sagen: »Oh Mann, und ich dachte, ich würde schlafen!«
    »Aber bevor du ihn ergründest«, fährt der Geist fort, »sei gewarnt, dass er Wahrheiten preisgeben kann, die manchmal schwer zu akzeptieren sind.«
    Ich stimme in Gedanken zu - da sieht man mal wieder, dass es nicht immer gut ist, die Wahrheit zu kennen.

    »Du hast mir noch nicht geantwortet«, beharrt der Große Späher. »Was siehst du in der Schale des Schicksals?«
    Vorsichtshalber verzichtete ich lieber darauf, mein Spiegelbild erneut im Wahrsagequecksilber zu betrachten. Trotzdem antworte ich: »Mein Gesicht, das ein wenig abgespannt aussieht.«
    »Worüber möchtest du etwas erfahren? Über deine Zukunft?«
    »Lieber nicht! Zumindest nichts, was über die nächsten vierundzwanzig Stunden hinausgeht.«
    So viel zu meiner gespaltenen Geisteshaltung. Einerseits bin ich bereit, gute Neuigkeiten über meine Zukunft zu hören. Andererseits macht mir die Aussicht, beunruhigende Tatsachen zu erfahren, ziemliche Angst. Der alte Fuchs liest weiter meine Gedanken und lockt mich in die Falle der Versuchung.
    »Ausgezeichnet. Sieh noch einmal in die Schale«, fordert er mich mit einer höflichen Handbewegung auf.
    So lädt er mich ein, aus dem Kelch des gefährlichen Wissens zu trinken. Törichter Alter! Hältst du mich für so dumm? Ich lächle, fast überheblich. Im Gegenzug sieht er mich streng an. Ich schließe daraus, dass ich ihn kränke, wenn ich seinen Vorschlag ablehne. Schließlich gebe ich nach, obwohl mir bewusst ist, dass ich einen großen Fehler mache. Ein Gedanke tröstet mich: In vierundzwanzig Stunden können sicher viele Dinge geschehen, aber ich werde bestimmt nicht sterben. Also, Kopf hoch!
    Ohne Furcht beuge ich mich über mein Schicksal. Ein erstaunlich klares Bild entsteht in der Oberfläche des Quecksilbers: Ich sehe mich mit Ergonthe, wie wir den Turm des Großen Spähers auf unseren Equineds verlassen. Mir fällt auf, dass ich nicht mehr meine Touristenklamotten trage, also Jeans und Funktionsjacke, sondern einen Überwurf aus
nietenbesetztem Leder und eine dunkelgrüne Hose. Das Merkwürdigste ist aber das Schwert in der Scheide, das ich mir wie mein litithischer Führer über den Rücken gehängt habe. Ich stelle außerdem fest, dass ich einen Dolch im Gürtel und eine Armbrust auf der rechten Seite meines Sattels trage. Voller Staunen und Bewunderung frage ich: »Seid Ihr sicher, dass ich das bin?«
    »Wer soll es denn sonst sein?«, fragt der Große Späher spöttisch

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