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Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme

Titel: Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ténor
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mir und entspannte mich. Erst jetzt begannen meine Hände und Beine zu zittern.

    Etwas später sprachen Ergonthe und ich über meine nächtliche Begegnung mit dem Geist des Großen Spähers. Ich erfuhr, dass er sich nie dazu hatte entschließen können, seinen Turm zu verlassen. Es kam vor, dass er seine Gabe noch einmal nutzte, um einem Herrenbruder zu helfen oder selten auch einem durchreisenden Besucher. Einem Ausländer hatte er jedoch noch nie geholfen. Ergonthe hatte keinen Schimmer, was von dieser Ausnahme zu halten war. Aber er befand sie für extrem wichtig und war überzeugt, dass sich die Bedeutung mit der Zeit herausstellen würde. Ich wollte noch mehr über meinen Traum wissen.
    »Das war kein Traum«, wandte er ein.
    »Nein? Dann bin ich also wirklich dem Großer Späher begegnet?«
    »Ja.«
    »Na, wenn ich in dem Augenblick gewusst hätte, dass ich mit einem Gespenst rede, wäre ich bestimmt schreiend davongelaufen.«
    Einen Moment lang herrschte Stille.

    Dann fragte ich: »Wie erklärst du dir, dass der Kampf nicht so ausgegangen ist, wie ich es in der Schale gesehen habe, während der Rest bis ins kleinste Detail gestimmt hat?«
    »Die Schale des Schicksals kann zweierlei: Einerseits kann sie alles zeigen, was es gibt, oder auch jedes Ereignis, das sich gerade an einem beliebigen Ort abspielt. Hier verbietet sich jeder Zweifel. Andererseits kann sie einen Einblick in die Zukunft gewähren. In diesem Fall offenbart sie aber nur eine Möglichkeit. Eine Möglichkeit, die ein vernunftbegabtes Wesen durch seinen Willen verhindern kann. Unsere Weisen bringen unseren Kindern in der Schule bei, Charakterstärke zu entwickeln und den Weissagungen zu misstrauen.«
    Ergonthe schien einen Moment lang nachzudenken. Dann kam er zu einem Schluss, dessen Tiefgründigkeit mich beeindruckte.
    »Die Zukunft ist wie eine Illusion: Sie scheint wahr zu sein und ist doch so trügerisch wie eine Fata Morgana. An sie zu glauben heißt, ihr nachzugeben. Der eigene Wille bedeutet, ihrer Herr zu werden. Zumindest teilweise.«
    »Warum nur teilweise?«
    »Weil der Schöpfer einen Teil dem Zufall überlassen hat.«

OSTHONDE, DIE LITITHENSTADT
    A ls wir mittags Rast machten, erklärte ich Ergonthe, dass ich meinen Aufenthalt trotz der Umstände fortsetzen wolle.
    »Ich würde dir eher vorschlagen, ihn abzukürzen«, entgegnete er. »Es tut mir leid, aber Akys III hat mir eröffnet, dass es bald Krieg gibt.«
    »Wie bald?«
    »Er kann jeden Moment ausbrechen. Und die ersten Stunden werden die schrecklichsten sein. Die Orks haben bisher immer dieselbe Strategie angewendet. Zuerst ein plötzlicher massiver, extrem brutaler Angriff. Dann beziehen sie auf den eroberten Gebieten Stellung und rücken weiter voran. Genauso verläuft ihre Invasion.«
    »Und wenn …« Ich hielt seinem strengen, aber dennoch freundlichen Blick stand. »… wenn ich trotzdem beschließe, zu bleiben?«
    »Willst du unbedingt sterben?«
    »Warum bist du so pessimistisch? Ich könnte an deiner Seite kämpfen - und es lebend überstehen, vielleicht sogar ohne einen Kratzer.«
    »Na schön«, sagte Ergonthe und stand auf. »Nimm dein Schwert.«

    Ich gehorchte nur zögernd, da mich seine Reaktion verunsicherte. Wir stellten uns voreinander auf, bereit für die Konfrontation. Ich hatte weiche Knie und Herzklopfen. Trotzdem wollte ich Ergonthe unbedingt beweisen, dass es mir an Mut nicht fehlte. Immerhin hatte ich eine gute Karateausbildung und trainierte meine Muskeln regelmäßig im Fitnessstudio.
    »Ich bin ein Unterork«, verkündete Ergonthe. »Klein, ungeschickt … und noch dazu einarmig«, fügte er hinzu und verbarg eine Hand auf dem Rücken. »Aber ich bin fest entschlossen, dich umzubringen, denn für mich bist du nichts als widerwärtiger Abschaum.«
    »Das beruht auf Gegenseitigkeit, du Wanze!«, rief ich und ließ mich bereitwillig auf das Spiel ein.
    Ergonthe setzte einen bestialischen, wuterfüllten Gesichtsausdruck auf und kam hinkend auf mich zu. Ich stellte mich in Kampfposition auf, Knie gebeugt, das Schwert fest in beiden Händen, und bemühte mich, wild auszusehen. Der erste Angriff war leicht abzuwehren. Da ich nicht passiv bleiben wollte, versuchte ich einen sowohl wirkungsvollen als auch eleganten Gegenangriff à la »Fliegenklatsche«. Anscheinend sah ich dabei ziemlich lächerlich aus. Mein Gegenspieler musste unheimlich lachen und schlug mit solcher Kraft gegen mein Schwert, dass es mir aus der Hand fiel. Im nächsten Moment streckte

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