Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
ausdrückte wie das meines Fremdenführers.
Sie gesellten sich zu uns und begrüßten ohne Überschwang ihren zurückkehrenden Landsmann.
»Da bist du wieder, mein Bruder«, sagte einer von ihnen.
Seine Züge hatten eine verblüffende Ähnlichkeit mit denen Ergonthes, und das aus gutem Grund, denn sie waren tatsächlich Brüder. Beide hatten sehr dunkles Haar, grimmig dreinblickende blaugrüne Augen und ein charakteristisches Grübchen am Kinn. Sie umarmten sich kurz, ohne abzusitzen.
»Ja, ich bin wieder da, aber leider nicht mit guten Nachrichten«, antwortete Ergonthe.
»Wir haben vom Angriff auf die Drachenreiterpatrouille gehört. Hast du eine Erklärung dafür?«
»Ich habe Akys III im Turm des Großen Spähers befragt. Was ich von ihm weiß, muss der Familienrat so schnell wie möglich erfahren.«
»Ich kümmere mich darum, ihn einzuberufen.«
Sie redeten miteinander, ohne mir die geringste Beachtung zu schenken. Die neun übrigen Reiter behandelten mich ebenfalls wie Luft. Nur ihre Equineds interessierten sich für meines, sodass es nervös wurde und ich allmählich fürchtete, bald mit dem Hinterteil im Gras zu landen, was vor diesen stolzen Rittern sicher besonders komisch wirken würde. Während ich vergeblich versuchte, mein Equined davon abzuhalten, dass es sich zu einem Artgenossen hinüberreckte,
hörte ich Ergonthe plötzlich meinen Namen sagen.
»Das hier ist Thédric. Sein Pauschalurlaub dauert zwölf Tage, und er will ihn unbedingt bis zur letzten Minute auskosten.«
Seine Freunde reagierten in keiner Weise auf diese bissige Bemerkung. Aber vielleicht nahmen sie sie auch nicht als solche wahr …
»Wir heißen dich bei den litithischen Rittern herzlich willkommen«, sagte sein Bruder. »Mein Name ist Fregainthe.«
Um keinen schlechten Eindruck zu machen, verzichtete ich darauf, zu lächeln, und antwortete auf den Empfang nur mit einem grimmigen Kopfnicken. Zu meinem großen Erstaunen brach Ergonthe in schallendes Gelächter aus.
»Na komm, Thédric, entspann dich!« Dann erklärte er den Rittern: »Ich hab ihm empfohlen, nicht ständig zu lächeln, wie es bei ihm zu Hause üblich ist. Wenn er uns besser kennenlernt, wird er schon begreifen, dass wir keine … Wie sagt man noch mal bei euch, Thédric? Ich erinnere mich, dass uns ein Reisender aus deiner Welt mit einem merkwürdigen Wort tituliert hat: Griesgrame. Ist das richtig, Thédric?«
»Edle Krieger trifft besser auf euch zu«, erwiderte ich und hielt seinem jetzt unverhüllt schelmischen Blick stand.
»Das ist mir auch lieber«, stimmte er zu. »Fregainthe, wäre es dir recht, unseren tapferen Reisenden bei dir zu Hause unterzubringen?«
»Wenn er einverstanden ist, wird es mir eine Ehre sein.«
Ergonthe antwortete für mich: »Natürlich ist er das!«
Ich erkannte ihn nicht mehr wieder. Sein wahres Wesen brach vor Freude darüber hervor, wieder bei seinen Angehörigen zu sein.
»Außerdem wäre es nötig, dass du ihn in den Umgang mit dem Schwert einweist«, fuhr er fort, »zumindest solange er
hier bei uns ist. Und dann muss ihn einer von uns nach Isparin zurückbringen, damit er nach Hause reisen kann.«
Fregainthe sah mich merkwürdig an.
»Wir bringen ihn schon zurück, tot oder lebendig«, sagte er mit solchem Ernst, dass mir mulmig wurde.
Später erfuhr ich, dass er meinen verantwortungslosen Wunsch, mich an den Kämpfen gegen den Feind aus dem Norden zu beteiligen, ahnte und missbilligte. Denn was für mich nur eine Art Spiel war, bedeutete für die Bewohner des Königreichs der sieben Türme die Aussicht auf eine wahrhaftige Katastrophe.
BESCHWIPST IN DER ENDLOSWELT
D er Rat der Familienoberhäupter kam noch am selben Abend zusammen. Natürlich wurde ich dazu nicht einge - laden. Aber Ergonthe versicherte mir, dass er mir beizeiten alles erzählen würde, was ich erfahren durfte. Ich für meinen Teil hatte das Vergnügen eines erstaunlich herzlichen Empfangs in Fregainthes Haus. Seine Frau, eine junge, blonde, fröhliche, aber wenig gesprächige Frau namens Elgainthe, zeigte mir mein Zimmer. In dem karg möblierten Raum standen nur ein Bett, eine Truhe und ein Schemel. Die vier Holzwände waren jedoch mit farbenprächtigen Malereien verziert, die von dramatischen, heldenhaften Ereignissen im Leben der Familienahnen berichteten. Wie den Teppich von Bayeux hätte ich dieses stilisierte, aber wirklich schöne Kunstwerk stundenlang betrachten können, ohne mich daran sattzusehen. Elgainthe fühlte sich von meiner
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