Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
anwenden?« »Wir lassen sie glauben, wir wären ungeschickt und furchtsam. Das ist für sie wie eine Verheißung guter Unterhaltung.« Und an sich selbst gerichtet fügte er hinzu: »Aber wir werden den Spaß haben.«
Ich hätte seinen Optimismus gerne geteilt.
Sobald klar wurde, dass sich der Feind ganz in der Nähe aufhielt (was man vor allem am Geruch erkennen konnte), stiegen wir von unseren Equineds. Überrascht und beeindruckt sah ich zu, wie sie sich sphinxartig hinlegten und nicht mehr rührten. Fregainthe erklärte mir leise, dass sie so verharren würden, bis wir zurückkehrten, außer es käme ein Halbork in Reichweite ihrer Reißzähne vorbei. Dann würden sie sich auf ihn stürzen und in Stücke reißen, allerdings
ohne ihn zu fressen, denn das Fleisch aus den Schwarzen Welten war so unverdaulich wie Schlamm.
Mit vorsichtigen, präzisen Schritten drangen wir wie Raubtiere in dichtes, aber passierbares Unterholz vor, in dem vor allem Farne und Büschel riesiger Gräser wuchsen. Einige meiner Gefährten hatten sich mit kurzen Bögen bewaffnet, andere hatten ihr Schwert gezogen. Ich selbst hatte alle Verteidigungsmittel dabei, die ich besaß: meinen komplett geladenen Svilth samt Ersatzmunition, mein Schwert, meine Dolche (zwei), meine Stachelhandschuhe und sogar mein kleines Allzweckmesser, das in meinem rechten Stiefel steckte.
Das Ganze weckte in mir einige schöne Erinnerungen an meine Kindheit, als ich mit meinen Freunden Krieg in dem Wäldchen hinter unserem Haus spielte. Natürlich war jener Krieg, mal abgesehen von unseren gekrümmten Rücken und unseren wilden Blicken, nicht mit diesem hier vergleichbar. Zum Beispiel krampfte sich mir damals nicht vor Angst der Magen zusammen. Plötzlich bedeutete uns Ergonthe, der an der Spitze unseres Kommandos ging, uns hinzuhocken. Nachdem wir einige Sekunden so verharrt hatten, wies er die Gruppe mit einer Handbewegung an, auseinanderzugehen und sich zu positionieren, und zwar nach einer Taktik, die alle kannten. Alle außer mir, daher fühlte ich mich so fehl am Platz wie ein neugieriger Bengel, der sich in den Einsatz einer Antiterrortruppe eingeschlichen hatte. Ein Flüstern ließ mich zusammenzucken:
»Du bleibst hier, Thédric.« - Es war Smenainthe. - »Wir stellen uns an zwei Fronten auf und zwar so weit wie möglich auseinander, damit sich unsere Gegner verteilen müssen, wenn sie uns angreifen«, erklärte er mir, während die anderen bereits zwischen den Bäumen verschwanden.
»Ah. Aber wie wollt ihr sie anlocken?«, fragte ich ängstlich.
»Das weißt du doch: indem wir laut und ungeschickt sind.«
Ich riss die Augen so weit auf, dass er grinste.
»Wenn sie uns kommen hören«, fuhr er geduldig fort, »werden sie uns für den bewaffneten Hilfstrupp aus dem Dorf halten, der den entführten Jungen befreien will.«
»Dann würden sie doch eher flüchten, oder?«
»Ein Halbork flüchtet nicht. Sperr die Ohren auf und bereite dich darauf vor, alles zur Strecke zu bringen, was in deine Reichweite kommt. Und verfehl dein Ziel nicht, denn wenn es dich angreift, kannst du nicht auf Hilfe hoffen. Falls du verletzt wirst, hüte dich davor, zu schreien oder auch nur zu stöhnen. Das würde sofort die anderen anlocken. Verstanden?«
Ich nickte. Nach diesen Hinweisen schlug mein frischer Novizenteint in ein gespensterhaftes Weiß um. Smenainthe klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter und verzog sich nach links. Ich war also allein, schrecklich allein, in schussbereiter Stellung zwischen zwei riesigen Grasbüscheln. Ich dankte dem Himmel, dass ich keinen Heuschnupfen hatte.
Eine ganze Weile hörte ich nur das friedliche Rauschen des Windes in den Blättern. Aber in meinem Innern stieg die erste richtige Angst vor der Schlacht auf. Ich schaffte es nicht, ruhig zu atmen, und noch weniger, mein Herzklopfen abzustellen. Schweißtropfen standen mir auf der Stirn, meine Finger wurden taub, weil ich den Kolben meiner Armbrust so fest umklammerte, und mir war übel. Plötzlich knackte ein gutes Stück rechts von mir ein trockener Zweig, dann ertönte ein unzufriedenes Brummen. War das ein Halbork? Schon so nah? Mir zog sich der Magen zusammen. Auf der anderen Seite hörte ich einen ähnlichen Laut, gefolgt von eiligem Trappeln im welken Laub. Das Gefecht
konnte beginnen! Als Nächstes hörte ich irgendwo vor mir schwirrende Pfeile und mehrmals ein kurzes Röcheln. Dann ein Durcheinander heiserer Schreie. Ein Zuruf von rechts, eine Antwort von rechts
Weitere Kostenlose Bücher