Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
Tod. Ich zog mein Schwert und bot meinem Gegner die Stirn wie ein Gladiator.
Fünf Minuten später hatte ich den Todesstoß immer noch nicht gesetzt, was mich wahnsinnig wütend machte. Vor allem weil Fregainthe, Ergonthe und bald auch unsere anderen Gefährten zurückkamen, nachdem sie die übrigen Halborks erledigt hatten.
»Du machst das gut, Thédric«, ermutigte mich Fregain - the, »aber versuch ihn von deiner rechten Seite aus anzugreifen. Die Halborks sind alle Linkshänder und können Angriffe
auf dieser Seite nicht so gut parieren … Ja, genau so. Noch mal! Mach’s immer so wie jetzt.«
Mein Gegner wurde schwächer, blieb jedoch für einen Anfänger wie mich weiterhin gefährlich. Die Litithen klatschten Beifall und kommentierten das Schauspiel, das in ihren Augen nicht grausamer als ein Showkampf war. Sie empfanden keinerlei Mitgefühl für die Diener des Schändlichen, die schon vor langer Zeit ihre menschliche Seite verloren hatten. Plötzlich beschloss Ergonthe, dem Ganzen ein Ende zu setzen.
»Geh zur Seite, Thédric«, befahl er und trat näher.
»Aber … warte. Gib mir noch eine Minute, ich hab ihn gleich.«
»Eben. Ich muss ihn befragen.«
Also hörte ich auf, mich vergeblich abzumühen. Mein Gegner ebenfalls. Mit schlaffen Armen, keuchendem Atem und gesenktem Blick fixierte er den Litithen, der sich vor ihn gestellt hatte. Obwohl er wusste, dass er besiegt war, funkelte in seinen dunklen Augen eine unerbittliche Wildheit, die auch durch seine Verletzung nicht geschmälert zu sein schien.
»Er wird nicht sprechen«, sagte ich. »Ich habe ihm einen Pfeil in die Kehle geschossen. Er hat ihn rausgezogen wie einen Holzsplitter.«
Dieser Hinweis störte Ergonthe nicht im Geringsten. Er redete das Ungeheuer auf Arth-Neuhm an.
»Kannst du sprechen?«
Ich ging zu Fregainthe hinüber, damit er mir das Gespräch übersetzte. Eine Weile tat der Halbork jedoch gar nichts und schien die Frage nicht besser zu verstehen als ein Affe. Dann öffnete er zu meinem großen Erstaunen ein wenig den Mund und versuchte, einen Ton zu artikulieren. Es musste ihm furchtbare Schmerzen bereiten, denn er verzog
gequält das Gesicht. Dennoch bemühte er sich weiter, bis eine Reihe undeutlicher Laute aus seiner verwundeten Kehle drangen.
»Töte mich«, verlangte er.
»Vorher brauche ich noch eine einzige Auskunft«, antwortete Ergonthe.
Der Halbork schüttelte den Kopf. Ich wusste, dass der Litith sein Ziel nicht durch Folter erreichen würde.
»Wenn du antwortest, erlebst du einen schnellen, würdevollen Tod. Wenn nicht, bringen wir dich aus dem Wald, und die Sonne wird dir den Rest geben.«
»Was willst du wissen?«, brachte der Halbork mühsam hervor.
Falls ich in dieser Welt bleiben musste, würde ich immer wieder von Neuem staunen und meinen Vorurteilen misstrauen müssen, dachte ich. Denn das Ungeheuer, dem ich den IQ einer Nacktschnecke unterstellt hatte, schien eine gewisse Fähigkeit zum Nachdenken zu besitzen. Außerdem entsprach es eigentlich nicht dem Bild, das ich mir von diesen halb menschlichen und halb tierischen Wesen gemacht hatte: kein Warzenschweinrüssel, kein Geifer, der aus einem modrig riechenden Maul rann, kein eberähnliches Grunzen … Seine ledrige Gesichtshaut hatte zwar eine scheußliche graue Farbe, war aber sauber und bartlos, seine Nase gut geschnitten und seine Augen waren fast menschlich. Anstelle eines menschlichen Gebisses besaß er jedoch Reißzähne, die ab und zu unter seiner Oberlippe hervorblitzten.
»Warum hat der Schändliche vor, Isparin anzugreifen? Ich will nicht von dir wissen, wann oder wie, sondern nur war - um.«
Dem Halbork wurde schwindelig. Seine Beine gaben nach, und er sank auf die Knie. Eine Weile hockte er so da, das Kinn auf der Brust, wie ein besiegter Krieger.
»Warum?«, beharrte Ergonthe.
»Meinst du wirklich, dass er noch etwas sagt?«, fragte ich Fregainthe leise.
»Ja, weil er die Bedeutung dieser Information nicht einschätzen kann. Aber die brennende Sonne kennt er.«
Tatsächlich gurgelte das Ungeheuer mühsam hervor: »Die Ausländer aus der Welt Erde. Töte mich jetzt.«
»Was wollt ihr von denen?«, fragte Ergonthe.
Der Halbork sah auf und lächelte den Litithen sonderbar an. Anscheinend kannte Ergonthe die Antwort, denn er hob sein Schwert, und im nächsten Augenblick schlug er dem Halbork den Kopf ab.
Ich verstand nur Bahnhof.
»Entschuldigung, aber ich komme nicht ganz mit. Was haben diese Typen mit meinen Landsleuten
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