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Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme

Titel: Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ténor
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Armaintho mit einem brüllenden Wiehern antwortete. Es war ein Siegesgesang, und unser Reittier trug uns in prachtvollem Galopp über die riesigen Weiden des Fürstentums von Isparin.
    Ich war gerettet und hätte mich darüber freuen sollen, meine Freude ebenfalls herausschreien und meine schöne Beschützerin küssen und beglückwünschen sollen. Aber mir
schnürte eine beklemmende Angst das Herz zusammen: Ich war dem Kerker des Fürsten Isparan nur entkommen, um schließlich in einer Welt gefangen zu sein, die gerade dabei war, ins Grauen zu stürzen …
    Während wir durch den Mondschein ritten, hielten die Herrenbrüder in Olsomathe den ersten Kriegsrat ab. Natürlich nahm ich nicht daran teil. Aber es kommt mir fast vor, als wäre ich dort gewesen, so detailliert berichteten Longtothe und Ergonthe mir später davon …
    Überall im überwölbten, mit den Wappen aller Fürstentümer des Königreichs beflaggten Saal wurde getuschelt, während man auf eine Erklärung des Oberbefehlshabers Akys III wartete. Im kristallenen Licht, das von Hunderten weiß glühender, irisierender Kandelaber und Lampen verströmt wurde, schimmerten alle hellen Oberflächen, glitzerten beinahe. Dunkle Stellen wirkten dagegen noch dunkler, sodass die Kontraste verstärkt wurden. Die beiden stufenförmigen Podeste der Versammlung, die sich gegenüberstanden wie die im englischen Unterhaus, waren voll mit Kriegern besetzt, die meisten von ihnen in Rüstung. Einigen fiel es schwer, sitzen zu bleiben. Sie standen immer wieder auf, bewegten sich, begrüßten sich untereinander oder riefen alten Bekannten zu. Sechs Herrenbrüder thronten in breiten, überdachten Sesseln zu beiden Seiten der Tribünen, jeweils drei gegenüber. (Der siebte Herrscher des Königreichs, der der Untröstliche Witwer genannt wurde, war nur ein Gespenst, das in seinem Turm eingeschlossen war wie im Fegefeuer.) In der Saalmitte stand ein Bronzesockel, auf dem ein von Schlägen zerbeulter Rundschild ruhte. Diese Reliquie hatte Borham, dem gemeinsamen Vorfahren der Herrenbrüder, gehört und konnte angeblich jeden Verräter oder Lügner, der es wagte, sie zu berühren, in eine Fackel verwandeln. Sie diente im Prinzip als eine
Art Bibel, auf die jeder Redner die rechte Hand legen musste, bevor er vor dem Rat sprechen durfte. Von den anwesenden Delegationen unterschied sich die der Elfen (die aus gleich vielen Männern und Frauen bestand) deutlich durch ihre Zurückhaltung. Sie trugen nur ein kurzes Schwert an der Seite und besetzten den oberen Teil der Tribüne »für die Fürstentümer des Westens«. Sie beobachteten die übrigen Teilnehmer mit instinktivem Argwohn, als fühlten sie sich von Raubtieren umzingelt, zeigten aber keine Angst. Vielmehr flößten sie den anderen eine respektvolle Scheu ein, denn alle wussten, dass sie jederzeit auf jeden losgehen konnten, der sich ihnen gegenüber aggressiv zeigte.
    Auch andere Minderheiten zogen die Blicke auf sich: die Ogriten aus dem Mysteria-Gebirge ebenso wie die aus den Wüstengebieten im Osten (sie waren zwar nur zu dritt, wussten sich aber zu behaupten, wenn es darum ging, zu schimpfen oder die Faust zu schütteln). Außerdem die hitzigen Anführer der ashkaminischen Stämme, die aus dem Süden kamen und dafür bekannt (und gefürchtet) waren, schnell mit ihren Knüppeln um sich zu schlagen. Sie saßen, abgetrennt durch eine Kette von Schutzrittern, die wie Jahrmarktsakrobaten gebaut waren, ganz am Ende ihrer Tribüne.
    Akys III erhob sich aus seinem Sessel und trat vor. Allein seine stattliche Erscheinung brachte die Anwesenden zum Schweigen. Damit man ihn sofort als obersten Anführer der verbündeten Armeen erkannte, trug er seinen Kampfanzug - anders als die fünf anderen Herrscher, die ihre traditionellen, mit dem jeweiligen Wappen verzierten Prachtgewänder anbehalten hatten. Alle sechs trugen jedoch eine edle Krone aus Fertinil, einem ebenso leichten wie kostbaren Metall, dessen Glanz mit dem von Gold vergleichbar war. Akys III ging zu Borhams Schild und hielt für ein paar Sekunden die Hand darüber. Damit zeigte er, dass sie nicht
zitterte, während er sich darauf vorbereitete, seine Ansprache über die Ausrichtung der Kriegsstrategie zu halten. In beinahe feierlicher Stille, die nur leicht vom Knistern der weiß glühenden, irisierenden Lampen gestört wurde, ließ er einen sanften, majestätischen Blick über die beiden Tribünen schweifen. Dann legte er abrupt den Handteller auf den Rundschild und sprach

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