Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
Galopp einlullen.
Wir überquerten endlos weite Felder, Waldflächen, Flüsse und Moore. Wir gönnten meinem Equined eine lange Rast am Ufer eines türkisblauen Sees. Wir schauten uns minutenlang an, ohne ein Wort zu sagen, meine Elfe und ich. Wir begegneten Dutzenden von Soldatenkolonnen, die nach Norden an die Front zogen. Und schließlich erreichten wir
in goldener Abenddämmerung die letzten Straßenbiegungen vor der Festung von Olsomathe.
Eine Stunde zuvor hatte sich die Landschaft verändert. Die Hügel wuchsen plötzlich zu Bergen an, und Felsspitzen schauten aus bewaldeten Kuppen hervor. Dennoch handelte es sich nur um ein Mittelgebirge. Unsere breite, gut gepflasterte Straße schlängelte sich jetzt zwischen diesen Erhebungen entlang, die von Minute zu Minute dunkler wurden. Im Fotoalbum meines digitalen Reisebegleiters hatte ich gesehen, dass sie an einer Brücke mit nur einem Bogen endete, der sich über eine unendlich tiefe Schlucht spannte. Der Zugang wurde von zwei Türmchen mit Schießscharten bewacht. Auf der anderen Seite erhob sich die Festung von Olsomathe, die von wagemutigen Baumeistern direkt am Abgrund der Schlucht errichtet worden war. Sie machte einen gedrungenen Eindruck und bestand aus einer Anhäufung von verschieden hohen und breiten Türmen und Türmchen mit schmalen Fenstern. Ich erinnere mich, dass mich dieses barock-romantisch anmutende Durcheinander sehr faszinierte.
Lizlide ließ Armaintho ein Stück vor der letzten Kurve anhalten, da man uns danach von den Wachtürmen der Brücke aus sehen konnte.
»Nimm du die Zügel«, sagte sie und sprang geschmeidig wie eine Katze zu Boden. »Ich überlasse dir das Reden, aber halte dich zurück, die Litithen sind nicht besonders gesprächig.«
Ich nickte und dachte mir, dass ich ihr manchmal sicher auf die Nerven ging wie eine geschwätzige Elster. Wir tauschten die Plätze und ein Lächeln. Ihretwegen fühlte ich mich inzwischen besser. Dieses engelhafte Geschöpf vermittelte mir anscheinend eine ungeheure Energie, denn
ihre Berührung gab mir das Gefühl, dem Schändlichen höchstpersönlich entgegentreten zu können. So trieb ich Armaintho zu den letzten Metern an, die ich mit guter Moral und stolz geschwellter Brust zurücklegte. Drei Lanzenreiter, die zwischen den Türmchen postiert und geharnischt waren wie die Orks, versperrten uns den Weg. Einer von ihnen kam auf uns zu.
»Seid gegrüßt, Reisende!«, rief er uns mit einer freundschaftlichen Geste zu. »Wer kommt in diesen finsteren Zeiten nach Olsomathe?«
Erst jetzt fiel mir ein, dass ich mir weder eine Lüge noch eine Identität überlegt hatte, um eingelassen zu werden. Sicher war der Ratssitz so hermetisch verriegelt wie der Élyséepalast, wenn dort eine internationale Konferenz stattfand. Was soll’s! Vertrauensvoll ließ ich meinen Instinkt sprechen.
»Seid gegrüßt, Freund! Mein Name ist Blogarthe. Ich komme, um wie meine litithischen Brüder am Rat teilzunehmen …«
Ein Knuffen in die rechte Seite wies mich darauf hin, dass ich bereits zu viel gesagt hatte. Danke, Lizlide, dachte ich. Der Wächter beugte sich leicht zur Seite, um mir zu bedeuten, dass er auch wissen wollte, wer meine Begleiterin war.
»Lizlide aus dem Smaragdwald«, erklärte ich ihm.
Der Soldat schien einen Moment unschlüssig zu sein, entschied dann aber, uns ohne weitere Formalitäten durchzulassen. Erst später erfuhr ich, dass die Sache ohne die Elfe, deren Ansehen so viel wert war wie der beste Reisepass, eine ganz andere gewesen wäre. Mein Auftreten als litithischer Ritter war noch nicht überzeugend genug, um keinen Verdacht zu erregen. So passierten wir die Brücke und betraten eine in vielerlei Hinsicht ausgefallene Stadt.
Olsomathe war vor allem in die Höhe gebaut worden, sodass die Straßen schmal wie Korridore waren und von hohen Mauern gesäumt waren. Es gab kein einziges Fachwerkhaus, nur glatte graue Granitpaläste mit bogenförmigen Öffnungen, die nicht mit Fensterläden, sondern nur mit schweren Vorhängen verdeckt waren. Das Straßenpflaster war ebenfalls glatt. In der Mitte verlief eine Abflussrinne für Regenwasser. Außerdem staunte ich, wie sauber es hier war: kein Papierschnitzel, kein Hundekot, kein Grashalm, der irgendwo hervorlugte … und keine Katze! Alles war wie ausgestorben. Allerdings wurde es gerade dunkel, und die Bewohner saßen sicher lieber vor ihrem Kamin, als sich in diesem eiskalten Straßenlabyrinth den Tod zu holen.
»Weißt du, wo wir
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