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Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme

Titel: Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ténor
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hinmüssen?«, fragte ich Lizlide.
    »Nicht mehr als du«, erwiderte sie mit kaum hörbarer Stimme.
    Sie hatte die Arme behutsam um meinen Oberkörper geschlungen und den Kopf an meinen Rücken gelehnt.
    »Bist du müde?«, fragte ich.
    Sie gab keine Antwort, aber ich vermutete, dass sie ihren Wald vermisste.
    Wir streiften planlos umher und gelangten so auf einen großen runden Platz, an dessen hinterem Ende sich anscheinend die Residenz des Fürsten von Olsomathe erhob. Hier waren immerhin ein paar Menschen unterwegs: vereinzelte Wachsoldaten, Männer in Ausgehkleidung, die sich in kleinen Gruppen unterhielten, eine Frau in braunem Samtkleid, die mit großen Schritten über den Platz lief und eilenden jungen Leuten begegnete, die wie Schildknappen oder Diener aussahen … Der Platz wurde von großen Armleuchtern mit kunstvoll gearbeiteten schmiedeeisernen Laternen erhellt, in denen eine kräftige orangefarbene Flamme
flackerte. Dieses gedämpfte Licht schuf eine unwirkliche, etwas beängstigende Atmosphäre.
    Ich fragte mich, ob sich unsere litithischen Freunde noch im Palast aufhielten. Wahrscheinlich ja, da es erst früher Abend war. Trotzdem zögerte ich, weil ich fürchtete, dass wir hinter dem Eingangsportal, das seltsamerweise unbewacht war, in der Falle sitzen würden wie in der Höhle des Löwen. Ich musste mich zwingen, nicht der Versuchung nachzugeben, das Ganze lieber sein zu lassen.
    »Lizlide, ich lasse Armaintho bei dir«, sagte ich.
    Ich spürte, wie sie sich hinter mir aufrichtete.
    »Was hast du vor?«
    »Ich gehe lieber allein und versuche etwas rauszukriegen.«
    »Ein Litith geht niemals zu Fuß«, wandte sie ein.
    Das stimmte, was mich aber nicht von meinem Vorhaben abbringen sollte.
    »Ja, da hast du recht. Aber falls mich jemand fragt, warum ich zu Fuß gehe, sage ich einfach …«
    »Lass bitte das Gerede«, unterbrach sie mich mit müder Stimme.
    Besorgt drehte ich mich um und stellte fest, dass sie die Augen geschlossen hatte. Ich begriff, dass sie gerade genug Kraft hatte, um sich im Sattel zu halten. Deshalb entschied ich mich, schnell zu handeln.

    Als wir in die Vorhalle ritten, erschreckte mich eine Stimme, die mir von links zurief: »Halt, mein Herr!«
    In einem kleinen Fenster erschien ein Gesicht mit Schnurrbart. Erst jetzt merkte ich, dass in einer Vertiefung neben mir, die als Schilderhaus diente, ein wachsamer Armbrustschütze saß. Ich lächelte, stellte mich vor und fragte, wo der Rat stattfand und ob die litithische Delegation noch da war.

    »Der Rat ist gerade zu Ende gegangen«, antwortete der Wachposten. »Gleich fängt das Bankett an.«
    »Sehr gut. Könnten Sie Seigneur Longtothe benachrichtigen, dass ein Ritter seiner Familie eingetroffen ist? Sagen Sie ihm auch, dass eine junge Elfe bei mir ist. Und machen Sie schnell, es geht ihr nicht besonders gut.«
    »Sehr wohl, mein Herr. Ihr könnt im Hof warten.«
    Der Mann kam durch eine verdeckte Tür heraus und lief los, um seinen Auftrag zu erledigen.
    Überrascht entdeckte ich einen Innenhof, der wie ein Wald angelegt war - im Miniaturformat, denn die Bäume waren nicht höher als fünf Meter. Ein Pfad führte hinein, der schon nach den ersten Metern im Dunkeln verschwand. Es raschelte und duftete nach sommerlichem Unterholz, was Lizlide wieder zum Leben erweckte.
    »Ich bin wohl eingenickt«, gestand sie.
    »Eingenickt? Weißt du, was für Sorgen ich mir um dich gemacht habe?«, rief ich und drehte mich zu ihr um.
    Sie lächelte. »Elfen schlafen anders als Menschen«, erklärte sie. »Ein kurzer Halbschlaf reicht uns zur Erholung völlig aus.«
    »Das ist ja toll! Du musst mir unbedingt zeigen, wie das geht.«
    »Du lässt eine Gehirnhälfte schlafen, während die andere wach bleibt. Dann wechselst du. Das ist alles.«
    Dafür würde ich wohl ein paar Übungsstunden brauchen.

    Armaintho wäre liebend gern länger im Wald spazieren gegangen, doch wir brauchten nicht lange zu warten. Auf einmal öffnete sich eine Tür und warf einen kurzen bernsteinfarbenen Lichtkegel in den Garten. Drei Silhouetten tauchten darin auf und kamen mit großen Schritten auf uns zu. Ich sprang mit freudig klopfendem Herzen zu Boden
und biss die Zähne zusammen, um nicht bis über beide Ohren zu grinsen (das tat ein stolzer Litith schließlich nicht). Allerdings konnte ich nicht umhin, die Arme auszubreiten und stolz zu rufen: »Hier bin ich wieder!«
    »Sei bloß still!«, tadelte mich Longtothe mit gedämpfter Stimme.
    Vor Staunen hielt ich

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