Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
Uzlul, stimmt’s?«
»Richtig.«
Es trat eine kurze Stille ein. Dann kam ich auf meine Frage zurück.
»Ich verstehe nicht ganz, wie ein Fremder mehr über dieses Wesen wissen kann als die Hellseher und Ahnen eurer eigenen Welt. Das ergibt doch keinen Sinn.«
»Anscheinend doch, denn der Schändliche hat die Grenze mit dem einzigen Ziel übertreten, ihn zu fassen zu kriegen«, antwortete der litithische Anführer.
»Woher weiß man das so genau?«
»Diese Antwort hat der Große Späher Akys III gegeben.«
»Und wenn er sich irrt?«
»Er irrt sich nicht«, widersprach Longtothe und blickte mich streng an.
Mir verging die Lust, daran zu zweifeln. Eine neue Sorge beschäftigte mich.
»Wie will Akys III denn diesen Ausländer finden? Nachdem, was ich vor Kurzem am Imaginoport gesehen habe, gibt es mindestens drei- oder vierhundert Verdächtige. Will er sie alle foltern lassen?«
»Das ist unmöglich. Die altüberlieferten Gesetze des Königreichs verbieten es«, sagte Longtothe schnell.
»Auch wenn man den Schändlichen mit diesem mysteriösen Geheimnis besiegen oder vernichten kann?«
»Auch dann. Solche Praktiken würden den Zusammenhalt unserer Völker zerbrechen. Dann würden wir im Chaos enden und dem Schändlichen in die Hände spielen.«
»Was passiert also, wenn Akys III den Ausländer findet?«
Die Litithen schauten sich an, als hätten sie diese Frage bereits erörtert.
»Wir haben mit den Elfen darüber gesprochen. Sie haben dieselbe Vermutung wie wir.«
»Und zwar?«
»Dass er ihn an den Schändlichen ausliefern wird.«
Ich machte große Augen. »Und wenn er ihn nicht findet?«
»Dann tauscht er alle Ausländer gegen den Rückzug der Orks hinter die Grenze. Dieses Verbrechen wird dem Oberbefehlshaber lieber sein als ein Krieg, den er nicht gewinnen kann.«
»Aber würde er damit nicht eure altüberlieferten Gesetze verletzen?«, fragte ich verwundert.
»Keines davon sieht eine solche Situation vor. Anders als die Anwendung der Folter, die sie verbieten.«
»Das würde also bedeuten, die Ausländer im Austausch gegen den Frieden«, murmelte ich verblüfft. »Aber wie lange würde der Frieden halten?«
»Lange genug, damit das Bündnis die Verteidigung des Königreiches vorbereiten kann.«
Ich seufzte niedergeschlagen. »Klingt logisch«, gab ich zu. Dann kam mir ein schrecklicher Gedanke. »Und was wird dann aus mir? Wenn der Handel darin besteht, alle Bewohner der realen Welt gegen die Rückkehr der Orks in ihren Schlupfwinkel zu tauschen, werde ich mich sicher nicht melden!«
»Stimmt«, sagte Longtothe und schaute mich merkwürdig an.
Ich bekam Angst. »Ihr werdet mich doch nicht verraten, oder?«
Die drei Männer sahen sich an und schüttelten alle
gleichzeitig den Kopf, was so viel heißen sollte wie »Armer Irrer!«. Ergonthe übernahm es, mich zu beruhigen.
»Langsam solltest du die litithischen Ritter doch kennen, Thédric. Osthonde wurde nach den Massakern des Großen Krieges gegründet, in dem eben unsere Vorfahren Opfer von Verrat wurden. Seither haben unsere Familien nur sich selbst und ihrem Ehrenkodex gehorcht, den man in einem Wort zusammenfassen kann: Treue. Unser Gesetz sieht vor, dass ein Ritter, der das in ihn gesetzte Vertrauen missbraucht, auf Lebenszeit verbannt wird.«
Diese Rede beruhigte mich nur zum Teil.
»Und wie oft ist das seit der Gründung Osthondes vorgekommen?«
»Noch nie.«
»Schön und gut, aber wem seid ihr treu?«, hakte ich nach. »Einem Ausländer, den ihr erst wenige Tage kennt, oder einem Herrenbruder, der euer Land gegen den Schändlichen verteidigen will?«
Longtothe ergriff wieder das Wort und antwortete: »Von allen Völkern, aus denen das Königreich der sieben Türme besteht - und glaub mir, es sind viele -, haben sich nur zwei niemals zur Treue gegenüber den Herrenbrüdern verpflichtet: die Elfen und die Litithen. Deshalb haben wir auch nie ein eigenes Fürstentum erhalten. Allerdings haben wir auch nie Anspruch darauf erhoben. Unser Anschluss an das Bündnis ist freiwillig und im Kampf gegen unseren gemeinsamen Feind begründet. Sobald wir uns einverstanden erklärt haben, einem Befehl zu gehorchen, tun wir dies auch … treu ergeben. So haben wir den Befehl erhalten, die östliche Flanke der verbündeten Armeen zu unterstützen. Im Morgengrauen brechen wir zu unseren Brüdern auf, die bereits dort sind. Dagegen haben wir aber keine Verpflichtung übernommen, was dich betrifft. Umso mehr, als du
bei deiner Ankunft in
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