Die fantastische Reise ins Koenigreich der sieben Tuerme
diesen Typ zu finden? Fürchtete er sich so sehr vor ihm? Nein, das ergab einfach keinen Sinn. Selbst vor Superman hätte der Herr der Schwarzen Welten nicht gezittert.
Eine andere Möglichkeit kam mir in den Sinn: dass dieser Unbekannte nicht der Feind, sondern der Verbündete des Schändlichen war. Aber warum hätte der Schwarze Herrscher dann in aller Eile in das Fürstentum Isparin einmarschieren sollen, um ihn in die Finger zu kriegen? Was suchte der Schändliche tatsächlich so weit im Süden? Was für einen Menschen? Welches Geheimnis? Welchen Sieg?
Diese Rätsel waren ermüdend und verursachten mir Kopfschmerzen. Trotzdem musste ich immer wieder darüber nachdenken. Ich war entschlossen, Antworten darauf zu finden - musste ich mir auch das Hirn zermartern, bis es um Gnade flehte, und in die tiefsten Tiefen meines Wesens
eintauchen, wo die Seele ans Göttliche grenzt und die Geheimnisse der Welt bewahrt. Angenommen, grübelte ich weiter, der Ausländer wäre tatsächlich ein Verbündeter des Schwarzen Herrschers, und sei es auch nur unbewusst … unbewusst? Das schien ein wichtiges Wort zu sein. Ich war überzeugt, der Lösung ganz nah zu sein und mich im Kreis um sie zu drehen, ohne sie packen zu können. Ich spürte, dass irgendwo ein Irrtum vorlag, ein Irrtum in der Person, den Absichten, den Motiven, vielleicht sogar in der Einschätzung des Schändlichen … Und seltsamerweise, ohne dass ich es mir erklären konnte, fand ich es von diesem Moment an vollkommen logisch, dass nur ein Ausländer sein Geheimnis kennen konnte.
Schließlich entfuhr es mir: »Wir müssen herausfinden, wer das ist, der das mysteriöse Geheimnis kennt!«
»Das ist mal eine originelle Idee«, spottete Fregainthe wohlwollend. »Und wie sollen wir das anstellen?«
Ich musste einen Moment lang nachdenken, da ich Schwierigkeiten hatte, die verschiedenen Aspekte meiner Hypothese zu verknüpfen.
»Ich glaube, dass dieser Unbekannte, wenn es ihn überhaupt gibt, keine Gefahr für den Schändlichen darstellt, sondern für euch! Für das ganze Königreich!«
»Das musst du erklären«, bat Longtothe.
»Das kann ich nicht … Tut mir leid.«
Zutiefst verunsichert schüttelte ich langsam den Kopf, als hätte ich mich hoffnungslos im Labyrinth meiner eigenen Gedanken verirrt. Meine litithischen Gefährten tauschten ein paar Kommentare aus, auf die ich nicht achtete. Dann beendete Longtothe die Diskussion.
»Das Ganze übersteigt unsere Fähigkeiten. Gehen wir schlafen.«
Bald darauf lagen wir alle vier eingerollt in warme Decken
auf einer Unterlage aus kurzem Gras am Feuer. Lizlide hatte es sich ganz in meiner Nähe bequem gemacht und verwirrte mich mit ihrem feinen Waldduft. Ich schloss die Augen und dachte weiter nach. Es gab einen Weg, um den mysteriösen Fremden und sein Geheimnis zu entlarven, dessen war ich insgeheim sicher.
Und auf einmal wusste ich, wie man es anstellen musste!
DEM KRIEG ENTGEGEN
I ch konnte nicht bis zum Morgen warten, um meinen Kampfgefährten von meiner gewagten, um nicht zu sagen selbstmörderischen Idee zu erzählen. Ich zwang sie, mir zuzuhören, obwohl sie verärgert waren, weil sie schlafen wollten. Zuerst musste ich mir einige empörte Reaktionen gefallen lassen, die ich erwartet hatte. »Bist du verrückt? Für diesen Unsinn hältst du uns vom Schlafen ab? Leg dich wieder hin und sei still, sonst helfen wir nach!« Und wenn schon, ich war fest entschlossen, nicht eher Ruhe zu geben, bis ich alle meine Argumente vorgebracht hatte. Schließlich zahlte sich meine Hartnäckigkeit aus. Denn im Grunde lehnten sie meinen Plan nicht ab, weil er absurd war, sondern weil er gefährlich war.
»Gefährlich heißt nicht unmöglich!«, gab ich bestimmt zurück. »Meine Güte, ihr wollt mir doch wohl nicht sagen, dass ihr Angst habt!«
Immerhin räumten sie schließlich ein, dass es sich lohnte, über meinen Vorschlag nachzudenken.
»Morgen«, entschied unser Anführer.
»Nein, Seigneur Longtothe, jetzt!«, entgegnete ich. »Morgen ist die Zeit zum Handeln. Heute Abend ist die Zeit der Entscheidungen.«
Eine angespannte Stille trat ein. Der alte Krieger bat die beiden anderen Litithen um ihre Meinung.
»Was denkt ihr darüber? Ergonthe? Fregainthe?«
Nach einem letzten Zögern schüttelten beide den Kopf.
»Die Versammlung hat gesprochen«, schloss Longtothe. »Schlaft jetzt.«
Damit legte er sich wieder hin. Ich war wütend. Dann drehte ich mich zur Elfe um, die sich nicht an unserem hitzigen
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