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Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe der Gier
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ihrer Jackentasche vibrierte.
    Sie sah auf das Display und entdeckte, dass Stalker sie zu erreichen versuchte.
    »Hallo«, meldete sich Anna.
    »Ich habe mich geirrt.«
    »In Bezug auf was?«, fragte Anna.
    »Es waren mehr als zwei Millionen.«

    Die Glocken einer nahe gelegenen Kirche schlugen vier Mal.
    Olga Krantz hörte einen der Wachmänner sagen: »Wir gehen was essen. In 20 Minuten sind wir wieder da.« Der Kettenraucher hustete, erwiderte jedoch nichts. Die Krantz lag reglos in ihrem Bett, bis sie die Schritte, die sich entfernten, nicht mehr hören konnte. Sie drückte den Knopf neben ihrem Bett und sofort wurde ein Schlüssel in der Tür umgedreht. Die Krantz musste nicht raten, welcher ihrer Bewacher auf der Schwelle erscheinen würde, um sie bereitwillig zur Toilette zu begleiten.
    »Wo ist Ihr Kumpel?«, fragte sie.
    »Raucht eine«, erwiderte der Wachmann. »Keine Angst, ich sorge schon dafür, dass er seinen Anteil bekommt.«
    Sie rieb sich die Augen, kletterte langsam aus dem Bett und trat zu ihm auf den Flur. Ein weiterer Wächter lümmelte sich am anderen Ende des Korridors auf einem Stuhl, halb schlafend.
    Der Raucher und der Frauenheld waren nirgends zu sehen.
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    Ihr Aufpasser hielt sie am Ellbogen und führte sie rasch den Flur entlang. Er begleitete sie in den Waschraum und wartete vor dem Kubus. Die Krantz setzte sich auf die Toilette, zog das Kondom heraus, nahm zwei 20-Dollar-Scheine, faltete sie und versteckte sie in der rechten Hand. Dann schob sie das Kondom vorsichtig an den Ort zurück, den selbst die am wenigsten zimperlichen Wachleute nicht durchsuchten.
    Sobald sie die Spülung betätigt hatte, schloss ihre Wache die Tür auf. Er lächelte vorfreudig, als sie auf den Flur trat. Der Wachmann am anderen Ende des Flurs rührte sich nicht und ihr persönlicher Bewacher schien ebenso erfreut wie sie, dass sonst niemand in der Nähe war.
    Die Krantz nickte zu dem Kabuff mit der Bettwäsche. Er zog die Tür auf und sie gingen beide hinein. Sofort öffnete die Krantz die Hand und zeigte ihm die beiden 20-Dollar-Scheine.
    Sie reichte sie ihm. Gerade als er danach greifen wollte, ließ sie die Scheine zu Boden fallen. Er beugte sich nach unten, um sie aufzusammeln – nur eine Sache von einer Sekunde, aber lange genug, um die ganze Kraft ihres Knies zu spüren, das in seine Lende krachte. Als er nach vorn fiel und sich in den Schritt griff, packte ihn die Krantz an den Haaren und schlitzte ihm in einer einzigen Bewegung den Hals mit der Schere des Arztes auf.
    Nicht gerade ein sehr effizientes Instrument, aber das Einzige, das sie in die Finger bekommen hatte. Sie ließ seine Haare los, packte ihn am Kragen und hievte ihn mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, in den Wäscheschlucker. Mit einem Stoß schickte sie ihn auf den Weg, dann folgte sie ihm.
    Die beiden prallten in der geräumigen Metallröhre hin und her.
    Einige Sekunden später landeten sie auf einem Haufen Laken, Kissenbezügen und Handtüchern im Wäscheraum. Die Krantz sprang hoch, nahm den kleinsten Overall von einem Haken an der Wand, zog ihn an und rannte zur Tür. Sie öffnete sie vorsichtig und sah durch den Spalt in den Flur. Der einzige Mensch in Sichtweite war eine Putzfrau, die auf Knien den 350
    Boden schrubbte. Die Krantz ging zügig an ihr vorbei und öffnete die Notausgangstür, wo sie auf das Wort Subsol ander Wand vor sich stieß. Sie rannte eine Treppe nach oben, öffnete ein Erdgeschossfenster und kletterte hinaus in ein Blumenbeet.
    Es goss in Strömen.
    Sie sah sich um, erwartete jede Sekunde das Schrillen der Alarmsirene zu hören, gefolgt von Scheinwerfern, die jeden Zentimeter des Krankenhausgeländes absuchten.
    Die Krantz hatte beinahe zwei Meilen hinter sich gebracht, als der Frauenheld die Privatsphäre des Wäschekabuffs zum zweiten Mal in dieser Nacht benötigte. Die Krankenschwester schrie auf, als sie all das Blut an den weißen Wänden sah. Der Wachmann rannte zurück in den Flur und auf den
    Gefangenenraum zu. Sein schläfriger Kollege am Ende des Flurs sprang von seinem Stuhl auf, der Raucher kam von der Feuertreppe gerannt. Der Frauenheld erreichte das Zimmer als Erster. Er riss die Tür auf, schaltete das Licht ein und stieß eine Tirade an Flüchen aus, während der Raucher das Glas über der Alarmsirene zerschlug und den roten Knopf drückte.
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    24. SEPTEMBER
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    EINE VON ANNAS GOLDENEN REGELN, wenn sie
    morgens aufwachte, war, die Nachrichten auf ihrem Handy erst abzuhören,

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