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Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe der Gier
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er gesagt.
    Sein zweiter Gedanke war etwas professioneller. Er brachte ihn zum Ausdruck, als er sich zusammen mit dem Rest der leitenden Agenten des Kommandozentrums bei Dick Macy einfand, dem Supervising Special Agent. Während andere Agenten am Telefon hingen und versuchten, hinter dem, was in weniger als einer Meile Entfernung geschah, einen Sinn zu finden, erklärte Jack dem SSA, dass es sich seiner Meinung nach zweifellos um einen von langer Hand geplanten Terrorakt handelte. Als um neun Uhr drei ein weiteres Flugzeug in den Südturm krachte, meinte Macy nur: »Na schön, aber von welcher Terrorgruppe?«
    Jacks dritte Reaktion trat zeitverzögert ein und traf ihn völlig überraschend. Er hoffte, dass Anna Petrescu die Flucht gelungen war, aber als der Südturm 56 Minuten später in sich zusammenfiel, nahm er an, dass auch der Nordturm in Kürze einstürzen würde.
    Er kehrte an seinen Schreibtisch zurück und schaltete den Computer ein. Aus ihrer Außenstelle in Massachusetts gingen erste Berichte ein, wonach die beiden Flugzeuge in Boston gestartet waren und sich zwei weitere Maschinen noch in der Luft befanden. Anrufe von Passagieren dieser Flugzeuge, die vom selben Flughafen gestartet waren, ließen vermuten, dass 64
    ihre Maschinen ebenfalls von Terroristen kontrolliert wurden.
    Eines der Flugzeuge flog nach Washington.
    Präsident George W. Bush besuchte gerade eine Schule in Florida, als das erste Flugzeug einschlug. Er wurde rasch zur Barksdale Air Force Basis in Louisiana gebracht. Vizepräsident Dick Cheney hielt sich in Washington auf. Er hatte bereits die Anweisung erteilt, die beiden anderen Flugzeuge abzuschießen.
    Die Anweisung wurde nicht ausgeführt. Cheney wollte darüber hinaus wissen, welche Terrororganisation dafür verantwortlich zeichnete, da der Präsident noch an diesem Abend eine Rede an die Nation halten wollte und Antworten verlangte. Jack blieb an seinem Schreibtisch, nahm Anrufe von seinen Agenten im Außendienst entgegen und erstattete Macy regelmäßig Bericht.
    Joe Corrigan, einer von Jacks Agenten, meldete, dass Fenston und Leapman gesehen worden waren, wie sie ein Gebäude in der Wall Street betreten hatten, kurz bevor das erste Flugzeug in den Nordturm krachte. Jack starrte auf die vielen Akten, die auf seinem Schreibtisch lagen.
    »Was ist mit Anna Petrescu?«, erkundigte er sich.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Joe. »Ich kann Ihnen nur sagen, dass sie um 7 Uhr 46 das Gebäude betreten hat. Seitdem wurde sie nicht mehr gesehen.«
    Jack schaute zum Fernsehbildschirm auf. Ein drittes Flugzeug war auf das Pentagon gestürzt. Das Weiße Haus ist als Nächstes dran, war sein einziger Gedanke.

    »Ein zweites Flugzeug ist in den Südturm gekracht«, wiederholte eine Dame auf den Stufen über Anna. Anna weigerte sich zu glauben, dass ein solcher Unfall zwei Mal am selben Tag möglich sein sollte.
    »Das ist kein Unfall«, rief eine andere Stimme von hinten, als ob der Sprecher ihre Gedanken lesen konnte. »Das einzige Mal, dass je ein Flugzeug in ein Gebäude in New York geflogen ist, 65
    war 1945. Es ist im 79. Stock des Empire State Building eingeschlagen. Aber das war an einem nebligen Tag und damals verfügten sie nicht über die ausgefeilten Radarsysteme, die sie heute haben. Und man darf nicht vergessen, dass der Luftraum über der Stadt eine Flugverbotszone ist, darum muss das geplant gewesen sein. Ich wette, wir sind nicht die Einzigen, die Probleme haben.«
    Innerhalb weniger Minuten warfen die Leute mit
    Verschwörungstheorien, Terrorangriffsberichten und Geschichten von bizarren Unfallserien um sich, obwohl sie keine Ahnung hatten, wovon sie eigentlich sprachen. Wenn sie sich schneller hätten vorwärts bewegen können, hätte es eine panische Massenflucht gegeben. Anna merkte schnell, dass manche im Treppenhaus ihre schlimmsten Ängste dadurch kaschierten, dass sie alle gleichzeitig redeten.
    »Rechts gehen, in Bewegung bleiben«, lautete die unablässige Ermahnung von Uniformträgern, die mühsam an ihnen vorbei die Treppe erklommen. Einige der Wandervögel auf dem Weg nach unten ermüdeten allmählich und ließen zu, dass Anna sie überholte. Sie war dankbar für die vielen Stunden, die sie durch den Central Park gejoggt war, und für die vielen Adrenalinstöße, die sie in Bewegung hielten.
    Irgendwo in den unteren 40ern roch Anna das erste Mal Rauch und sie konnte hören, wie in den Stockwerken unter ihr laut gehustet wurde. Als sie den nächsten Treppenabsatz

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