Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe der Gier
Vom Netzwerk:
aufspüren.
    183
    Fenston saß an seinem Schreibtisch, als das kleine, rote Lämpchen seiner Privatleitung aufleuchtete. Nur ein einziger Mensch kannte diese Nummer. Er nahm den Hörer ab.
    »Wo ist sie?«
    »In Bukarest«, sagte er nur und legte den Hörer wieder auf.
    Die Krantz warf das Handy des Tages in die Themse und winkte ein Taxi herbei.
    »Gatwick.«

    Als Jack in Heathrow aus dem Flugzeug stieg, überraschte es ihn nicht, dass Tom Crasanti auf dem Rollfeld auf ihn wartete.
    Ein Auto stand mit laufendem Motor hinter seinem alten Freund, ein weiterer Agent hielt die hintere Wagentür auf.
    Keiner von ihnen sprach, bis die Tür geschlossen war und das Auto sich in Bewegung setzte.
    »Wo ist Anna Petrescu?«, lautete Jacks erste Frage.
    »In Bukarest gelandet.«
    »Und das Gemälde?«
    »Hat sie auf einem Gepäckwagen aus dem Zoll gerollt«, sagte Tom.
    »Die Frau hat Stil.«
    »Absolut«, meinte Tom. »Andererseits hat sie auch keine Ahnung, mit wem sie es zu tun hat.«
    »Vermutlich wird sie das noch herausfinden«, sagte Jack.
    »Eines ist jedenfalls sicher: Wenn sie das Gemälde tatsächlich gestohlen hat, bin ich nicht der Einzige, der nach ihr sucht.«
    »Dann musst du auch ein Auge auf die anderen haben«, riet Tom.
    »Da hast du Recht«, bestätigte Jack. »Vorausgesetzt, ich erreiche Bukarest, bevor Anna sich wieder in Bewegung setzt.«
    »Dann sollten wir keine Zeit verschwenden«, sagte Tom und 184
    fügte hinzu: »Wir haben einen Helikopter, der dich nach Gatwick bringt. Dort wird die Maschine nach Bukarest 30
    Minuten aufgehalten.«
    »Wie hast du das zustande gebracht?«
    »Der Helikopter gehört uns, die Abflugverzögerung ist anderen zu verdanken. Der Botschafter hat das
    Außenministerium angerufen. Ich weiß nicht, was er gesagt hat«, räumte Tom ein, als sie neben dem Helikopter anhielten,
    »aber dir bleiben nur 30 Minuten.«
    »Danke für alles.« Jack stieg aus und ging auf den Helikopter zu.
    »Und vergiss nicht«, schrie Tom über den Lärm der Rotorblätter hinweg, »wir haben in Bukarest keine offizielle Vertretung. Du bist ganz auf dich allein gestellt.«
    185
    27
    ANNA TRAT IN DIE EINGANGSHALLE von Otopeni,
    Bukarests internationalem Flughafen. Sie zog einen Gepäckwagen mit einer Holzkiste, einem großen Koffer und einem Laptop hinter sich her. Als ein Mann auf sie zugestürzt kam, blieb sie abrupt stehen.
    Anna starrte ihn misstrauisch an. Er war ungefähr einen Meter 75 groß, mit schütterem Haar, einer frischen Gesichtsfarbe und einem üppigen, schwarzen Schnauzer. Er musste über 60 sein und trug einen eng sitzenden Anzug, der erahnen ließ, dass der Mann einst schlanker gewesen war. Direkt vor Anna blieb er stehen.
    »Ich bin Sergei«, verkündete er in seiner Muttersprache.
    »Anton hat mir gesagt, dass Sie angerufen haben und abgeholt werden wollen. Er hat Sie in einem kleinen Hotel in der Innenstadt untergebracht.« Sergei nahm Annas Gepäckwagen und schob ihn zu seinem wartenden Taxi. Er öffnete die hintere Tür eines gelben Mercedes, der bereits weit über 300000
    Kilometer auf dem Buckel hatte, und wartete, bis Anna saß, bevor er ihr Gepäck in den Kofferraum lud und dann seinen Platz hinter dem Lenkrad einnahm.
    Anna starrte aus dem Taxifenster und dachte, wie sehr sich die Stadt seit ihrer Geburt verändert hatte – jetzt war es eine aufstrebende, energiegeladene Hauptstadt, die ihren Platz in der europäischen Gemeinschaft beanspruchte. Moderne
    Bürogebäude und schicke Einkaufszentren lösten die eintönigen, grauen Fassaden des Kommunismus ab, die nur zehn Jahre zuvor noch das Stadtbild dominiert hatten.
    Sergei fuhr vor einem kleinen Hotel vor, das in einer schmalen Straße versteckt lag. Er hob die rote Kiste aus dem Kofferraum, während Anna den Rest des Gepäcks nahm und das Hotel betrat.
    186
    »Ich möchte als Erstes meine Mutter besuchen«, sagte Anna, nachdem sie eingecheckt hatte.
    Sergei sah auf seine Uhr. »Ich hole Sie gegen neun ab. Dann können Sie vorher noch ein paar Stunden schlafen.«
    »Danke«, sagte Anna.
    Er sah zu, wie sie im Aufzug verschwand, die rote Kiste in der Hand.

    Jack hatte sie entdeckt, als er anstand, um ins Flugzeug einzusteigen. Es war eine Grundtechnik der Überwachung: sich zurückfallen lassen, nur falls man verfolgt wurde. Der Trick bestand darin, den Verfolger nicht merken zu lassen, dass man ihn entdeckt hatte. Normal verhalten, sich nicht umsehen. Gar nicht so leicht.
    Sein Ausbilder in Quantico hatte jeden Abend

Weitere Kostenlose Bücher