Die Farbe der Gier
Bewegung setzte.
»Letzter Aufruf für die Passagiere von Japan Airlines Flug 416
nach Tokio. Bitte begeben Sie sich zu Gate 71.«
Anna blätterte eine weitere Seite um, was Jack davon überzeugte, dass sie den Cathay Pacific Flug gebucht hatte, der eine Stunde später ging. Dieses Mal würde er auf sie warten. Er nahm seine Reisetasche und folgte der Ausschilderung zu Gate 71. Jack war einer der Letzten, die die Maschine betraten.
Anna sah auf ihre Armbanduhr, bestellte noch einen Kaffee und wandte ihre Aufmerksamkeit dem Herald Tribune zu. Die Seiten waren voller Berichte über die Nachwehen des 11.
September, mit einem Artikel über die Gedenkfeier, die in Anwesenheit des Präsidenten in Washington abgehalten worden war. Ob ihre Angehörigen und Freunde immer noch glaubten, dass sie tot war? Oder hielten sie sie nur für vermisst? War die 224
Nachricht, dass man sie in London gesehen hatte, bereits nach New York durchgedrungen? Fenston wollte zweifelsohne alle Leute glauben lassen, dass sie tot war – zumindest, bis er den van Gogh in Händen hielt. Das alles würde sich in Tokio ändern, falls … Etwas ließ sie aufsehen und sie entdeckte einen jungen Mann mit dichtem, dunklen Haar, der sie anstarrte. Er wandte rasch den Blick ab. Sie sprang von ihrem Hocker und ging direkt auf ihn zu.
»Folgen Sie mir etwa?«, verlangte sie zu wissen.
Der Mann sah Anna entsetzt an. »Non, non, Mademoiselle, mais peut-être voulez-vous prendre un verre avec moi?«
»Dies ist der erste Aufruf für …«
Ein weiteres Augenpaar beobachtete Anna, als sie sich bei dem Franzosen entschuldigte, ihre Rechnung beglich und langsam zu Flugsteig 69 ging.
Olga Krantz ließ sie erst aus den Augen, als sie das Flugzeug bestiegen hatte.
Die Krantz gehörte zu den Letzten, die Flug CX 301 bestiegen.
Nach dem Eintreten wandte sie sich nach links und setzte sich auf ihren üblichen Fensterplatz in der vorderen Reihe. Sie wusste, dass Anna hinten in der Touristenklasse flog, aber sie hatte keine Ahnung, wo der Amerikaner war. Hatte er den Flug verpasst? Oder streifte er auf der Suche nach der Petrescu durch Hongkong?
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JACKS FLUG SETZTE mit 30 Minuten Verspätung auf dem Narita International Airport von Tokio auf, aber er machte sich keine Sorgen, denn er hatte eine Stunde Vorsprung vor den beiden Frauen, die sich immer noch 30000 Fuß über dem Pazifik befanden. Sobald Jack den Zoll durchlaufen hatte, galt sein erster Zwischenstopp dem Informationsschalter, wo er sich erkundigte, um wie viel Uhr der Cathay Flug erwartet wurde. In gut 40 Minuten.
Jack drehte sich um und sah sich dem Ankunftsgate gegenüber. Er versuchte herauszufinden, in welche Richtung Anna Petrescu nach der Passkontrolle gehen würde. Für welche Transportmöglichkeit in die Stadt würde sie sich entscheiden: Taxi, Zug oder Bus? Sie musste schon nach nur 15 Metern eine Wahl treffen. Wenn sie die Transportkiste immer noch mit sich führte, würde sie zweifelsohne das Taxi wählen. Nachdem er jeden möglichen Ausgang überprüft hatte, wechselte Jack am Schalter der Bank of Tokyo fünfhundert Dollar in 53868 Yen.
Er steckte die Scheine mit den hohen Nennwerten in seine Geldbörse und kehrte in die Ankunftshalle zurück, wo er zuschaute, wie immer mehr Menschen einliefen und auf die jüngsten Ankünfte warteten. Er sah auf. Über ihm, zu seiner Linken, befand sich eine Empore, von der aus man die Flughafenhalle übersehen konnte. Er stieg die Treppe hoch und inspizierte den Platz. Es war zwar sehr eng, aber dennoch ideal.
An der Wandseite befanden sich zwei Telefonhäuschen und wenn er sich hinter die zweite stellte, konnte er alle Neuankömmlinge sehen, ohne selbst entdeckt zu werden. Jack schaute zur Ankunftstafel. CX 301 sollte in 20 Minuten landen.
Genug Zeit für ihn, um seine letzte Aufgabe zu erledigen.
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Er verließ das Flughafengebäude und stellte sich in der Taxi-Schlange an, die von einem Mann in einem hellblauen Anzug und mit weißen Handschuhen organisiert wurde, der nicht nur die Taxis befehligte, sondern auch die Passagiere dirigierte. Als Jack vorn angelangt war, stieg er in den Fond eines auffälligen, grünen Toyota und bat den überraschten Fahrer, auf der anderen Straßenseite zu parken.
»Warten Sie hier, bis ich zurückkomme«, fügte er hinzu. Seine neue Reisetasche ließ er auf dem Rücksitz liegen. »Ich bin in 30, spätestens 40 Minuten wieder da.« Er zog einen 5000-Yen-Schein aus seiner Geldbörse. »Und Sie können den
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