Die Farbe der Gier
Taxameter laufen lassen.« Der Fahrer nickte, wirkte dennoch verwirrt.
Jack kehrte in die Flughafenhalle zurück und stellte fest, dass Flug CX 301 soeben gelandet war. Er stieg zur Empore hoch und nahm seinen Platz hinter dem zweiten Telefonhäuschen ein.
Er wartete, wer als Erste mit dem vertrauten grün-weißen Cathay Pacific am Gepäck durch die Tür treten würde. Es war lange her, dass Jack am Flughafen gewartet hatte, um eine Frau abzuholen – geschweige denn zwei.
Die Anzeigetafel klapperte erneut. Die Passagiere von Flug CX 301 befanden sich nun in der Gepäckausgabe. Jack konzentrierte sich. Er musste nicht lange warten. Olga Krantz kam als Erste durch die Tür – sie musste die Erste sein, sie hatte eine Aufgabe zu erledigen. Sie eilte zu einem Haufen vorfreudig wartender Einheimischer, die nicht viel größer als sie waren, und stellte sich hinter ihnen auf, bevor sie es wagte, sich umzudrehen. Von Zeit zu Zeit bewegte sich die geduldige Menge wie eine Welle, wenn einige Menschen gingen, während andere ihren Platz einnahmen. Olga Krantz bewegte sich im Rhythmus der Welle, damit möglichst niemand sie bemerkte.
Aber ein blonder Kurzhaarschnitt unter einer schwarzhaarigen Rasse machte Jacks Aufgabe sehr viel einfacher. Wenn die Frau Anna folgte, würde Jack zweifelsfrei wissen, mit wem er es zu tun hatte.
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Während Jack die hagere, kleine, muskulöse Person mit dem blonden Kurzhaarschnitt im Auge behielt, drehte er sich wiederholt um, um die Neuankömmlinge zu mustern, die jetzt in kleinen Gruppen durch den Ausgang schwärmten, einige mit grün-weißen Etiketten an ihrem Gepäck. Jack trat vorsichtig einen Schritt nach vorn und betete, dass der Kurzhaarschnitt nicht nach oben schauen würde, aber ihr Blick blieb fest auf die Neuankünfte geheftet.
Sie musste ebenfalls herausgefunden haben, dass es nur drei Ausgangsmöglichkeiten für Anna gab, denn sie hatte sich strategisch so platziert, dass sie in jede Richtung aufbruchbereit war, die ihre Beute wählen mochte.
Jack ließ seine Hand in eine Innentasche gleiten und zog langsam das neueste Samsung-Handy heraus, klappte es auf und richtete es direkt auf die Menge unter ihm. Einen Augenblick lang konnte er sie nicht mehr sehen, dann trat ein ältlicher Mann nach vorn, um seine Besucher zu begrüßen, und für einen Sekundenbruchteil hatte Jack freie Sicht. Klick, dann verschwand sie wieder. Jack richtete seine Aufmerksamkeit erneut auf die Neuankömmlinge, die sich immer noch in die Halle ergossen. Als er sich wieder umdrehte, beugte sich gerade eine Mutter nach unten, um ihr streunendes Kind hochzuheben, und die Kurzhaarige stand abermals frei, klick, und schon war sie wieder in der Menge verschwunden. Jack drehte sich um und sah, wie Anna in diesem Augenblick durch die Drehtüren geschlendert kam. Er klappte sein Handy zu und hoffte, dass die beiden Fotos ausreichten, damit die Jungs von der Technik die Frau identifizieren konnten.
Jack war nicht der einzige Kopf, der sich drehte, als die schlanke, blonde Amerikanerin in die Ankunftshalle schritt. Sie schob einen Gepäckwagen mit einem Koffer und einer Holzkiste vor sich her. Jack trat in den Schatten zurück, genau in dem Moment, als Anna Petrescu stehen blieb und nach oben sah. Sie 228
inspizierte die Ausgangsschilder und ging dann nach rechts.
Taxi.
Jack wusste, dass sich die Petrescu in eine lange Schlange einreihen musste, bevor sie hoffen konnte, ein Taxi zu bekommen, darum ließ er zu, dass beide Frauen die Flughafenhalle verließen, bevor er die Empore herunterstieg.
Als er schließlich doch nach unten ging, nahm Jack einen Umweg zu seinem Taxi. Er durchquerte die Halle, trat auf den Bürgersteig, duckte sich hinter einen wartenden Bus auf seinem Weg zum unterirdischen Parkhaus, lief dann an den in Zweierreihen geparkten Autos vorbei und verließ die Tiefgarage. Zu seiner Erleichterung wartete der grüne Toyota immer noch auf ihn, mit laufendem Motor und tickendem Taxameter. Er kletterte auf den Rücksitz und sagte zu dem Fahrer: »Sehen Sie die Blondine mit den kurzen Haaren, die als siebte in der Taxischlange steht? Ich will, dass Sie sie verfolgen, aber sie darf es nicht merken.«
Jacks Blick kehrte zu Anna Petrescu zurück, die als fünfte in der Schlange anstand. Als sie nach vorn kam, stieg sie jedoch nicht in das wartende Taxi, sondern drehte sich um und stellte sich wieder am Ende der Schlange an. Kluges Mädchen, dachte Jack und wartete, wie der Kurzhaarschnitt
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