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Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe der Gier
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aufgrund ihrer pekuniären Zwangslage nur in eine Buchhandlung, in der ausländische Zeitungen und sämtliche brandaktuellen Bestseller auslagen – in mehreren Sprachen. Sie wandte sich zur Reisebuchabteilung und 221
    sah sich Reihen an Büchern über so entlegene Orte wie Aserbaidschan und Sansibar gegenüber.
    Ihr Blick fiel auf den Abschnitt über Japan, von dem eine ganze Regalbreite Tokio gewidmet war. Anna nahm den Lonely-Planet- Führer über Japan zusammen mit einem Berlitz Mini-Führer durch die japanische Hauptstadt zur Hand und blätterte beides durch.

    Jack trat in den Elektroladen auf der anderen Seite des Einkaufszentrums, von dem aus er seine Beute sehen konnte. Sie stand unter einem großen, mehrfarbigen Reisen-Schild. Jack wäre gern näher herangetreten, um herauszufinden, welches Buch sie so aufmerksam durchblätterte, aber er wusste, dass er das nicht riskieren konnte. Er zählte die Regalbretter in dem Versuch, das Land zu identifizieren, das ihre Aufmerksamkeit derart beanspruchte.
    »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«, fragte die junge Frau hinter der Theke.
    »Nur, wenn Sie ein Fernglas haben«, meinte Jack, ohne den Blick von Anna zu wenden.
    »Mehrere«, erwiderte die Verkäuferin. »Darf ich Ihnen dieses Modell empfehlen? Es ist diese Woche im Angebot, von 90
    Dollar auf 60 reduziert, solange der Vorrat reicht.«
    Jack sah sich um. Die junge Frau zog ein Fernglas von einem Regal hinter ihr und legte es auf die Theke.
    »Danke.« Jack nahm es zur Hand und stellte es auf Anna ein.
    Sie blätterte immer noch in demselben Buch, aber Jack konnte den Titel nicht entziffern.
    »Ich würde gern Ihr neuestes Modell ausprobieren«, sagte er und legte das Sonderangebot wieder auf die Theke. »Dasjenige, mit dem man ein Straßenschild auf hundert Meter Entfernung erkennen kann.«
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    Die Verkäuferin bückte sich, schloss eine Auslage auf und zog ein anderes Fernglas heraus.
    »Das ist eine Leica Ultravid 12 x 50 BR, das leistungsstärkste Modell«, versicherte sie ihm. »Damit können Sie das Etikett auf dem Kaffee lesen, der im Café gegenüber serviert wird.«
    Jack stellte es auf die Buchhandlung ein. Anna legte gerade das Buch zurück, in dem sie geblättert hatte, und nahm ein anderes zur Hand. Er musste der Verkäuferin zustimmen – das Fernglas war in der Tat leistungsstark. Er konnte das Wort JAPAN und sogar die Buchstaben TOKIO ausmachen, die über dem Regal standen, das Annas Interesse auf sich gezogen hatte.
    Anna schlug das Buch zu, lächelte und ging zur Kasse. Sie nahm noch eine Ausgabe des Herald Tribune zur Hand, während sie in der Schlange wartete.
    »Ein gutes Fernglas, nicht wahr?«, fragte die Verkäuferin.
    »Sehr gut.« Jack legte es zurück auf die Theke. »Aber ich fürchte, der Preis übersteigt mein Budget. Dankeschön«, fügte er noch hinzu und verließ den Laden.
    »Merkwürdig«, meinte die Frau zu ihrer Kollegin. »Ich habe ihm den Preis doch gar nicht genannt.«
    Anna war an den Kopf der Schlange gelangt und zahlte für ihre beiden Käufe, während Jack in die andere Richtung ging. Er stellte sich in einer anderen Schlange am entgegengesetzten Ende der Halle an.
    Als er nach vorn kam, bat er um ein Ticket nach Tokio.
    »Gern, Sir, welche Maschine – Cathay Pacific oder Japan Airlines?«
    »Wann starten die Flüge?«, wollte Jack wissen.
    »Bei Japan Airlines können Sie in Kürze einsteigen, da der Flug in 40 Minuten geht. Flug 301 von Cathay startet in eineinhalb Stunden.«
    »Japan Airlines, bitte«, sagte Jack. »Businessklasse.«
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    »Wie viele Gepäckstücke?«
    »Nur Handgepäck.«
    Die Frau am Schalter druckte das Ticket aus, prüfte seinen Pass und sagte: »Gehen Sie bitte zu Gate 71, Mr. Delaney. Sie können das Flugzeug in Kürze betreten.«
    Jack ging zurück zum Café. Anna saß an der Theke, vertieft in das Buch, das sie soeben gekauft hatte. Er wich ihrem Blick sorgfältig aus, denn er war sich sicher, sie wusste mittlerweile, dass sie verfolgt wurde. Die nächsten Minuten verbrachte Jack damit, Dinge in Läden zu kaufen, die er normalerweise niemals betreten hätte – alles nur wegen der Frau, die auf dem Eckhocker im Café saß. Am Schluss hatte er eine Reisetasche, die er als Handgepäck mit an Bord nehmen durfte, eine Jeans, vier Hemden, vier Paar Socken, vier Unterhosen, zwei Krawatten (Sonderangebot), ein Päckchen Rasierer, Rasiercreme, Aftershave, Seife, Zahnbürste und Zahnpasta. Er blieb vor der Drogerie stehen, um zu sehen, ob Anna sich in

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