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Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe der Gier
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und als die dritte Ampel auf Gelb schaltete, war Jacks Taxi das Letzte, das über die Kreuzung bretterte. Während sie vor den kaiserlichen Palastgärten vorbeifuhren, klopfte er dem Fahrer anerkennend auf die Schulter. Er beugte sich vor, wollte die nächste Ampel zwingen, grün zu bleiben. Sie wurde gelb, als Petrescus Taxi über die Kreuzung schoss. »Weiter, weiter«, rief Jack. Die beiden Taxis vor ihnen folgten dicht auf, aber anstatt aufs Gas zu drücken und über die Kreuzung zu schießen, blieb sein Wagen stehen. Jack wollte gerade explodieren, als ein Streifenwagen neben ihnen hielt. Jack starrte nach vorn. Der grüne Toyota musste an der nächsten Ampel anhalten. Jack hatte immer noch eine Chance.
    Die Ampeln schalteten in fester Reihenfolge um, alle innerhalb weniger Sekunden. Jack zwang den Streifenwagen gedanklich, nach rechts abzubiegen, damit sie verlorenen Boden gutmachen konnten, aber er blieb hartnäckig an ihrer Seite. Jack sah zu, wie Annas grünes Taxi nach links auf die Eitai-dori Avenue bog. Er 238
    hielt den Atem an, zwang die grüne Ampel erneut, nicht umzuschalten, aber sie wurde gelb und der Wagen vor ihnen blieb stehen, zweifellos weil er den Streifenwagen hinter sich bemerkt hatte. Als die Ampel schließlich auf Grün schaltete –
    die längste Minute, an die Jack sich erinnern konnte –, bog sein Fahrer zügig nach links und Jack sah sich einem Meer an grünen Autos gegenüber. Schlimm genug, dass er Anna Petrescu verloren hatte, aber die Vorstellung, dass die Kurzhaarige ihr wahrscheinlich immer noch auf den Fersen war, veranlasste Jack, sich umzudrehen und den Streifenwagen zu verfluchen, genau in dem Moment, als dieser nach rechts abbog und davonbrauste.
    Olga Krantz sah aufmerksam zu, wie das grüne Taxi auf die Innenspur wechselte und schließlich vor einem modernen, weißen Marmorgebäude in Otemachi hielt. Das Schild über dem Eingang – Maruha Stahlwerke – war in Japanisch und Englisch, wie bei den meisten internationalen Konzernen in Tokio.
    Olga Krantz ließ ihr Taxi an dem Gebäude vorbeifahren, bevor sie den Fahrer bat, am Straßenrand zu halten. Sie drehte sich um und sah durch die Scheibe im Fond, wie Anna ausstieg. Ihr Fahrer ging zur Rückseite des Autos und öffnete den Kofferraum. Anna schloss sich ihm an, während der Türsteher die Treppe heruntergerannt kam, um zu helfen. Die Krantz sah zu, wie die beiden Männer die Holzkiste die Treppe hinauf ins Gebäude trugen.
    Sobald sie außer Sichtweite waren, zahlte Olga Krantz das Fahrgeld, stieg aus dem Wagen aus und verschmolz mit den Schatten. Sie ließ ein Taxi nur warten, wenn es absolut notwendig war. Auf diese Weise war es unwahrscheinlicher, dass sich der Fahrer an sie erinnerte. Sie musste schnell denken, falls die Petrescu urplötzlich wieder auftauchte. Olga Krantz rief sich ihren Einsatzbefehl ins Gedächtnis: Ihre oberste Priorität galt der Wiederbeschaffung des Gemäldes. Sobald sie das erledigt hatte, durfte sie die Petrescu töten, aber da sie eben erst 239
    aus dem Flugzeug gestiegen war, hatte sie noch keine Waffe.
    Sie war vorerst damit zufrieden, dass der Amerikaner keine Bedrohung mehr darstellte, und fragte sich kurz, ob er immer noch durch Hongkong streifte auf der Suche nach der Petrescu oder dem Gemälde oder beiden.
    Allmählich hatte es den Anschein, dass das Bild seinen Zielort erreicht hatte: In der Akte, die Fenston ihr gegeben hatte, war Nakamura eine ganze Seite gewidmet. Wenn die Petrescu mitsamt der Kiste wieder auftauchte, musste sie gescheitert sein, dann wäre es viel leichter für sie, ihre beiden Aufträge zu erledigen. Wenn die Petrescu jedoch nur mit ihrem Aktenkoffer herausspazierte, würde Olga Krantz unverzüglich eine Entscheidung treffen müssen. Sie prüfte, ob regelmäßig Taxis vorbeifuhren. In den nächsten Minuten kamen gleich mehrere an ihr vorbei, die Hälfte von ihnen leer.
    Die nächste Person, die durch die Tür trat, war der Taxifahrer, der wieder hinter das Lenkrad seines Toyota stieg. Sie wartete, ob ihm die Petrescu folgte, aber das leere, grüne Taxi fuhr auf die Straße, auf der Suche nach dem nächsten Fahrgast. Olga Krantz hatte das Gefühl, dass sie sich auf eine lange Wartezeit einstellen musste.
    Sie stand im Schatten des Kaufhauses auf der anderen Straßenseite und wartete. Ihr Blick wanderte über die Straße, ein Designerladen neben dem anderen, was sie verachtete, bis ihr Blick auf ein Geschäft fiel, über das sie in der Vergangenheit immer nur

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