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Die Farbe der Gier

Die Farbe der Gier

Titel: Die Farbe der Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Farbe der Gier
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konnte sie erwarten, dass er sich nach nur einer Begegnung an sie erinnerte?
    235
    »Dr. Petrescu, wie schön, von Ihnen zu hören. Ich hoffe, es geht Ihnen gut?«
    »Danke ja, Nakamura San.«
    »Sind Sie in Tokio? Denn wenn ich mich nicht irre, ist es in New York nach Mitternacht.«
    »Ja, ich bin hier und ich habe mich gefragt, ob Sie mich möglicherweise empfangen würden.«
    »Sie standen nicht auf der Interviewliste, aber Sie tun es jetzt.
    Ich habe heute Nachmittag um vier Uhr eine halbe Stunde Zeit.
    Passt Ihnen das?«
    »Ja, das wäre großartig«, sagte Anna.
    »Wissen Sie, wo sich mein Büro befindet?«
    »Ich habe die Adresse.«
    »Wo sind Sie untergebracht?«
    »Im Seiyo.«
    »Nicht gerade die übliche Unterkunft für Sotheby’s, wo man, wenn ich mich recht erinnere, das Imperial bevorzugt.« Annas Mund wurde trocken. »Mein Büro liegt ungefähr 20 Minuten vom Hotel entfernt. Ich freue mich darauf, Sie um 16 Uhr zu sehen. Auf Wiederhören, Dr. Petrescu.«
    Anna legte den Hörer auf und rührte sich eine ganze Weile nicht vom Bett. Was hatte seine Sekretärin gemeint, als sie fragte: »Hoffen Sie auf einen Interviewtermin?« Und warum sagte Mr. Nakamura: »Sie standen nicht auf der Interviewliste, aber Sie tun es jetzt«? Hatte er ihren Anruf erwartet?

    Jack beugte sich vor, um besser sehen zu können. Die beiden Pagen kamen aus dem Hotel und trugen dieselbe Holzkiste, die Anna auf den Stufen vor der Akademie in Bukarest mit Anton Teodorescu ausgetauscht hatte. Einer von ihnen sprach mit dem Fahrer des vordersten Taxis, der heraussprang und die Holzkiste vorsichtig in den Kofferraum legte. Jack erhob sich langsam aus 236
    seinem Sessel und ging zum Fenster, wobei er darauf achtete, dass man ihn nicht sehen konnte. Er hielt erwartungsvoll Ausschau. Ihm war klar, dass es sich sehr wohl wieder um einen falschen Alarm handeln konnte. Er prüfte die Taxi-Lage: Vier Wagen standen wartend bereit. Dann schaute er zum Eingang des Wellnessclubs und rechnete sich aus, dass er das zweite Taxi in ungefähr 20 Sekunden erreichen konnte.
    Jack sah zurück zum Eingang des Hotels und fragte sich, ob Anna Petrescu gleich erscheinen würde. Aber die Nächste, der die Tür geöffnet wurde, war die Kurzhaarige. Sie ging am Türsteher vorbei zur Hauptstraße. Jack wusste, sie würde keines der Taxis vor dem Hotel nehmen, weil sie sonst Gefahr lief, wiedererkannt zu werden – ein Risiko, das Jack seinerseits eingehen musste.
    Er richtete seine Aufmerksamkeit erneut auf den
    Hoteleingang. Er war sich bewusst, dass der Kurzhaarschnitt mittlerweile in einem Taxi außerhalb seines Blickfeldes saß und auf sie beide wartete.
    Wenige Sekunden später tauchte Anna Petrescu auf. Sie war angezogen, als ob sie an einer Vorstandssitzung teilnehmen wollte. Der Türsteher eskortierte sie zum vordersten Taxi und öffnete ihr den hinteren Wagenschlag. Der Fahrer fuhr auf die Straße und fädelte sich in den Nachmittagsverkehr ein.
    Jack saß schon auf dem Rücksitz des zweiten Taxis, bevor der Türsteher die Chance hatte, ihm den Wagenschlag zu öffnen.
    »Folgen Sie diesem Taxi.« Jack zeigte nach vorn. »Wenn Sie es nicht verlieren, verdoppele ich den Fahrpreis.« Der Fahrer schoss los. »Aber nicht zu auffällig«, ergänzte Jack, dem klar war, dass sich die Kurzhaarige in einem der zahllosen grünen Fahrzeuge vor ihnen befinden musste.
    Anna Petrescus Taxi bog an der Ginza nach links und fuhr dann in Richtung Norden, weit weg von dem schicken Einkaufsviertel, zu dem angesehenen Geschäftsviertel 237
    Marunouchi. Jack fragte sich, ob es sich um einen Termin mit einem potenziellen Käufer handelte.
    Anna Petrescus grünes Taxi bog bei der nächsten Ampelanlage nach links und Jack wiederholte fordernd: »Verlieren Sie sie nicht.«
    Der Fahrer wechselte die Spur, näherte sich ihrem Taxi bis auf drei Wagenlängen und hängte sich wie eine Klette fest. Beide Taxis blieben vor der nächsten roten Ampel stehen. Das Taxi der Petrescu setzte den rechten Blinker und als die Ampel auf grün schaltete, folgten ihr mehrere Wagen. Jack wusste, dass der Kurzhaarschnitt in einem von ihnen saß. Als sie auf die dreispurige Stadtautobahn bogen, konnte Jack eine ganze Kette von Ampeln sehen, die auf sie warteten – alle von ihnen grün.
    Er fluchte. Ihm waren rote Ampeln lieber; anhalten und weiterfahren war immer besser, wenn man in Kontakt mit Zielpersonen bleiben wollte.
    Sie fuhren alle reibungslos an der ersten und der zweiten grünen Ampel vorbei,

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