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Die Farbe der See (German Edition)

Die Farbe der See (German Edition)

Titel: Die Farbe der See (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan von der Bank
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links … Weiter raus …«, sagte er, als er Luft holte.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis der Lichtkegel den hellen Fleck wiedergefunden hatte.
    »Da! Da ist er!«
    Ole holte tief Luft und tauchte ab. Doch als er den Boden erreicht hatte, war die Enttäuschung riesengroß. Der helle Gegenstand entpuppte sich als ein zusammengeknüllter, fleckiger Fetzen Segeltuch, den irgendwer achtlos ins Wasser geworfen hatte.
    »Das ist es nicht!«, sagte er zerknirscht, als er wieder an der Oberfläche war.
    Lina starrte an ihm vorbei ins Wasser, die Lippen fest aufeinandergepresst. Die Enttäuschung in ihrem Blick war offensichtlich.
    »Vielleicht kommst du raus und versuchst noch mal von oben zu gucken?«
    Ole nickte. Etwas anderes blieb ihnen kaum übrig.
    Sie beugte sich zu ihm herab, um ihm ihre freie Hand entgegenzustrecken. Dabei veränderte sie mit der anderen die Richtung der Lampe um ein paar Grad.
    Aus dem Augenwinkel sah Ole unter sich ein kurzes, silbriges Aufblitzen.
    »Warte!«, rief er. »Leuchte noch mal da hin!«
    Er wies die Richtung mit dem Finger und streckte den Kopf unter Wasser. Dort unten, mitten im Lichtkegel, lag das Funkgerät. Aus seinem vorherigen Blickwinkel war es von einem großen Büschel Seegras verdeckt gewesen.
    Ohne noch einmal Luft zu holen, tauchte er hinunter, hakte den Dredgenanker in den Griff auf der Frontseite und zog an der Leine.
    Er tauchte auf, zog sich ins Boot und kniete sich neben Lina in den Bug. Mit vereinten Kräften holten sie die Leine ein, was gegen Ende hin immer schwerer ging. Doch schließlich tauchte das silberne Gehäuse des Funkgerätes an die Oberfläche.
    Kurz huschte ein anerkennendes Lächeln über Linas Gesicht.
    Doch der schwerste Teil der Arbeit kam erst noch. Die massive und obendrein noch mit Wasser gefüllte Kiste über die Kante ins Boot zu hieven erwies sich als schlichtweg unmöglich. Also knotete Ole eine zweite Leine an einen der Griffe und legte diese einmal um eine Klampe oben auf dem Steg. Nun konnten sie sich beide mit ihrem ganzen Körpergewicht in den Tampen hängen und schafften es so, das Monstrum ins Boot zu heben.
    Einen Augenblick lang starrten sie beide darauf, ohne dass einer es wagte, sich zu rühren. Was, wenn die Pläne nicht darin waren?
    Schließlich griff Lina in den Rucksack und zog einen Schraubenzieher heraus. Während sie die Lampe mit ihrer Öljacke abschirmte, dass nur ein kleiner Schein herauskam, schraubte Ole die hinten am Gehäuse befindliche Platte ab. Als er die Sicherungsstifte zog, kam ihnen zusammen mit einem Schwall Wasser eine 30 mal 30 Zentimeter große, wasserdichte Blechkiste entgegen und plumpste klöternd auf den Boden des Ruderbootes.
    Lina warf Ole einen langen Blick zu.
    Dann gab sie ihm die Lampe, hob die Schatulle auf und stellte sie auf die Sitzducht. Mit zitternden Fingern öffnete sie die Schnappriegel und klappte den mit einer doppelten Gummidichtung versehenen Deckel auf.
    Ole hob die Lampe etwas. Das von der Jacke gedämpfte Licht fiel auf ein halbes Dutzend eng zusammengedrehte und mit Bändern verschnürte Papierrollen, manche hellblau und andere weiß, die dicht an dicht in der Schatulle lagen. Auf ihren gewölbten Oberseiten waren Diagramme, Zeichnungen, handschriftliche Notizen, Zahlenkolonnen und chemische Formeln zu erkennen. Bis auf ein paar Tropfen, die das Öffnen des Deckels darauf hatte fallen lassen, waren sie staubtrocken.
    Kein Zweifel, es waren Hülsmeyers geheime Pläne!
    Sprachlos hob Ole den Blick von der Schatulle und sah Lina an. Diese fiel ihm einen Augenblick später wortlos um den Hals. Ihre Umarmung war fest, und der Moment kam Ole wie eine wunderbare Ewigkeit vor.
    »Danke!«, flüsterte sie, als sie sich von ihm löste, und dabei berührten ihre Lippen federleicht sein Ohr. So wie sie es schon einmal getan hatten, damals in Kiel, kurz bevor diese Pläne zum ersten Mal unter Wasser verschwunden waren.
    »Und jetzt nichts wie fort von hier!«
    Rasch verschloss Lina die Schatulle und ließ diese in ihrem Rucksack verschwinden.
    Ole gab dem Funkgerät einen Stoß, damit es zurück ins Wasser fiel und sie später nicht sofort verriet. Dann klaubte er seine Sachen, die er vor seinem Sprung über Bord ausgezogen hatte, vom Boden des Bootes auf. Sie waren weitestgehend trocken geblieben, wohingegen Lina vollständig nass war. Inzwischen waren ihre Lippen blau angelaufen, und sie zitterte vor Kälte am ganzen Leib.
    »Hier, nimm! Aber zieh vorher das nasse Zeugs aus. Sonst wärmt

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