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Die Farbe der See (German Edition)

Die Farbe der See (German Edition)

Titel: Die Farbe der See (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan von der Bank
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fest behauptet, das Ding bringt ihm Glück«, sagte Arne Storm rau und hielt die Augen auf der Kimm. »Tatsächlich hatte er es zu Hause vergessen, an dem Tag, als es passierte … Also sieh verdammt noch mal zu, dass du’s nie irgendwo liegen lässt!«
    Ole war gerührt. Er konnte sich nicht erinnern, überhaupt jemals ein Geschenk von seinem Vater bekommen zu haben. Und nun gab er ihm etwas derart Kostbares. Ole nahm das Messer und schnitt ein Stück von der ausgedienten Flaggenleine ab, mit der die Kaffeekanne an den Schornstein gelascht war. Damit bändselte er das Messer an seinem Gürtel fest und steckte es in die Hosentasche.
    Bis Dagebüll sprachen sie kein Wort mehr.
    Am Anleger im Fährhafen halfen Nils und Ole dem Vater, die bestellten Sachen aus der Poststelle der Fährgesellschaft zu holen und auf den Kutter zu verladen. Dann kam der Abschied. Wie nicht anders zu erwarten, fiel er kurz und bündig aus. Knapper Händedruck, keine Umarmung, keine überflüssigen Sentimentalitäten. Das war nicht die Art von Arne Storm. Auch wenn diesmal seine beiden einzigen Söhne in den Krieg zogen und er, das ahnte Ole seit ihrem Gespräch auf der Überfahrt, Angst um sie hatte.
    Ole und Nils standen nebeneinander auf der Mole und sahen dem Kutter nach, bis er um die Hafenmauer herum verschwunden war. Der Vater hatte sich nicht noch einmal zu ihnen umgedreht.
    »Lass uns was frühstücken!«, sagte Nils und knuffte Ole aufgeräumt wie eh und je in die Seite. »Mir hängt der Magen in den Kniekehlen.«
    Bis ihr Zug ging, hatten sie noch etwas Zeit, und so schlenderten sie zum altehrwürdigen Deichhotel hinauf. Dort bestellte Nils für sie beide eine große Kanne Kaffee und je ein halbes Dutzend Spiegeleier auf Schwarzbrot mit Krabben und Bratkartoffeln. Ole ließ sich die Eier und die Bratkartoffeln schmecken, verzichtete aber auf den Kaffee. Von dem hatte er auf dem Kutter schon genug gehabt. Das Gespräch mit dem Vater auf der Überfahrt erwähnte er nicht, ebenso wenig, dass der Alte über Nils’ heimlichen Wechsel zu den U-Boot-Fahrern im Bilde war. Wenn der Vater es Nils nicht aufs Brot geschmiert hatte, brauchte er es ebenfalls nicht zu tun. Er hatte ohnehin den Verdacht, dass er mit dieser Nachricht bei Nils nicht viel mehr als ein Achselzucken geerntet hätte.
    Sie zahlten und gingen zum Bahnhof, wo sie gemeinsam in den Bummelzug stiegen, der über Niebüll nach Husum und weiter nach Hamburg fuhr. Von Station zu Station füllten sich die Wagen. Hauptsächlich waren es junge Männer, Soldaten wie Nils und Ole, die nach dem verlängerten Wochenende zu ihren Einheiten zurückkehren mussten, und so hatte Nils in ihrem Abteil bald eine sehr interessierte Zuhörerschaft für die Geschichte von seinem Abenteuer mit den beiden Mägden vom Sieversen-Hof. Seine Hoffnung allerdings, Ole könnte nun seinerseits damit herausrücken, ob ihm bei Elsbeth diesmal mehr Erfolg beschieden war, wurde enttäuscht. Ole schwieg eisern. Stattdessen gaben die anderen Burschen ihre Erlebnisse – oder Prahlereien – zum Besten. So verging die Fahrt wie im Fluge.
    In Husum musste Ole in einen anderen Zug umsteigen, der ihn über Rendsburg zu seiner Ausbildungskompanie nach Eckernförde bringen würde. Da er das Gleis wechseln musste und so gut wie keinen Aufenthalt hatte, blieb ihm auch nicht viel Zeit für den Abschied von Nils, der im selben Zug weiter nach Hamburg fuhr. Und das war vielleicht auch gut so. Denn dieses Lebewohl fiel beiden schon merklich schwerer.
    Während Ole seinen Seesack aus der Ablage zerrte und durch den engen Gang zur Tür bugsierte, machte Nils ein paar aufmunternde Bemerkungen, die im weiteren Sinne mit Seekrieg, Heldentum und dem daraus resultierenden Erfolg bei Frauen zusammenhingen. An der Tür nahm er Ole unvermittelt in die Arme und drückte ihn fest an sich.
    »Pass auf dich auf, Kleiner!«
    »Und du auf dich!«
    »Um mich mach dir man keine Sorgen. Wenn’s ernst wird, tauch ich einfach ab!«, antwortete Nils.
    Es hatte locker und scherzhaft klingen sollen. Aber seine Stimme klang seltsam heiser und belegt.
    »Und jetzt sieh zu!«
    Damit stieß er Ole förmlich aus dem Waggon und warf ihm den Seesack hinterher. Keinen Augenblick später schnaufte und ruckelte es und der Zug fuhr wieder an. Aus der offenen Tür heraus winkte Nils ihm zu, bis eine Qualmwolke aus einem Seitenventil der Lokomotive ihn verschluckte.
    Mit Erstaunen und Rührung hatte Ole die Tränen gesehen, die seinem Bruder übers Gesicht

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