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Die Farbe der See (German Edition)

Die Farbe der See (German Edition)

Titel: Die Farbe der See (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan von der Bank
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Schwoien des Schiffes um den Anker herum zu verhindern, längsseits am Vorschiff vertäut und die Fender vergessen. Nun klopfte und schabte es mit jeder kleinen Welle direkt neben dem Kopfende von Oles Koje.
    Wenigstens dieser eine Unruheherd ließ sich abstellen, dachte sich Ole und stieg durch das Vorluk an Deck.
    Die Luft war lau und der Wind rauschte in den Bäumen des nahen Ufers. Vorne am Vorstag kauerte ein Kadett, der zur ersten Ankerwache eingeteilt worden war. Er bemerkte Ole nicht. Vielleicht schlief er auch. Im gelblichen Schein des Ankerlichtes fand Ole die Vorleine des Beibootes auf einer Klampe belegt. Er löste sie, führte es nach hinten zum überhängenden Heck der Skagerrak und band es dort wieder an, wo es niemanden stören würde.
    Dann wollte Ole rasch wieder nach vorne in seine warme Koje verschwinden. Doch als er den Besanmast passierte, hielt ihn etwas zurück. Hatte er nicht gerade seinen Namen gehört?
    Zwischen dem hinteren Süll des Steuercockpits und dem Mastfuß des Besans befand sich ein kleines, geschütztes Skylight. In der darunterliegenden Kammer des Konteradmirals brannte Licht.
    Einer der beiden Flügel des Oberlichts war aufgestellt und ließ den angenehmen Geruch von Maisblattzigaretten nach draußen dringen. Und Stimmen.
    »Ihr neuer Smut ist ja wohl ein ziemlicher Rohrkrepierer.«
    Das war Kaleu Strasser. In ätzendem Tonfall fuhr er fort: »Da haben Sie grandios danebengegriffen, werter Oberbootsmann.«
    Also stammte die Idee von Rausch? Ole konnte nicht anders, als weiterhin zuzuhören.
    »Da haben Sie wohl recht«, antwortete Rausch und räusperte sich verlegen. »Aber er war der einzige Ersatz, den wir in der Kürze der Zeit bekommen konnten.«
    »Na ja, Schwamm drüber!«, fuhr Strasser fort. »Morgen in Mürwik fliegt er eben wieder von Bord. Und zwar achtkantig.«
    Ole hatte nichts anderes erwartet und wollte rasch seinen unerlaubten Lauschposten räumen, um sich nicht auch noch die Sünde der Spitzelei aufzuhalsen. Doch zu seiner großen Verblüffung hörte er, wie von Wellersdorff sagte: »Matrose Storm bleibt an Bord!«
    Ole dachte, er hätte sich verhört. Vorsichtig lugte er in die erhellte Achterkammer hinab. Der Konteradmiral saß mit verschränkten Armen und geschlossenen Augen auf seiner Koje, Strasser auf der Längsbank. Rausch stand am Kartentisch und hatte einen Teil des dort eingebauten schweren Kurzwellenfunkgerätes auseinandergeschraubt, das offensichtlich seit ein paar Tagen nicht mehr richtig funktionierte.
    »Sie machen Witze?«, fragte Strasser ungläubig. »Der Junge kann doch nicht für zwei Pfennig kochen!«
    »Dann macht das eben wer anders«, antwortete von Wellersdorff, ohne die Augen zu öffnen.
    »Aha. Und wer schwebt Ihnen da vor? Ich vielleicht? Oder einer von den Kadetten? Die sind hier, um Seemannschaft zu lernen, nicht Kräuterkunde!«
    Strassers Stimme klang gereizt. Der Konteradmiral antwortete nicht sofort. Aber Ole hätte schwören können, dass er, als er die Augen aufschlug, dem Segelmacher einen auffordernden Blick hinwarf.
    »Ich kann das doch machen …«, sagte Rausch langsam und rieb sich mit der Hand über die Glatze.
    »Wie stellen Sie sich das vor?«, protestierte der Kaleu. »Sie sind hier der Decksmeister! Sie haben sich um das Schiff zu kümmern.«
    »Ach, das bisschen Kombüse mache ich doch nebenbei«, antwortete Rausch. »Ich habe Storm an Bord geholt, also werde ich das auch ausbaden … Mit Ihrer Erlaubnis, Herr Admiral?«
    Von Wellersdorff nickte großzügig und sagte: »Gute Idee, Decksmeister. Ich nehme dann Spiegelei mit Speck auf Schwarzbrot zum Frühstück!«
    »Spiegelei …«, murmelte Rausch. »Sehr wohl. Wenn ich mich dann jetzt zurückziehen dürfte? Das hier repariere ich morgen.«
    Damit legte der Segelmacher seinen Schraubenzieher aus der Hand und verließ die Achterkammer. Ole konnte kaum glauben, was er da gerade gehört hatte. Die Kombüse … nebenbei? Was war nur in Rausch gefahren?
    Auch Strasser schien das Ganze nicht zu verstehen.
    »Ich verlange eine Erklärung!«, sagt er steif. »Wir haben in Mürwik zig Köche. Einer von denen wird ja wohl …«
    »Wir fahren nicht nach Mürwik«, unterbrach ihn der Konteradmiral. »Jedenfalls vorerst nicht.«
    Der Kaleu stutzte. »Wohin dann?«
    »Nach Norden. Vielleicht den Kleinen Belt rauf und den Großen wieder runter … Fyn rund. Wie wär’s, Herr Kaleu? Ist doch ein schöner Törn!«
    Von Wellersdorff erhob sich und betrachtete scheinbar

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