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Die Farbe der See (German Edition)

Die Farbe der See (German Edition)

Titel: Die Farbe der See (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan von der Bank
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klar!«, kam es zurück.
    »Re!«
    Der Bug schwang durch den Wind, die Segel schlugen wild und wurden mit lautem »Hole! Hole!« und rasselnden Winschen wieder eingefangen. Und jedes Mal, wenn die Schoten ächzend und knarrend steif gekommen waren, war es bereits Zeit für das nächste »Klar zum!«.
    Wenig später steuerte der Konteradmiral die Yacht an die Holzpier des Örtchens Middelfart. Wegen der starken Strömung im Sund und der ungleichmäßigen Windverhältnisse verzichtete von Wellersdorf diesmal auf ein Anlegemanöver unter Segeln und ließ stattdessen den etwa 100 PS starken Dieselmotor anwerfen. Mit seiner Hilfe schob sich die Yacht langsam und kontrolliert an ihren Liegeplatz für die kommende Nacht.
    Nach einem kurzen, aber herzhaften Abendessen aus grobem Brot und Bratwürstchen, das Meister Rausch ihnen mit mürrischem Gesicht auf die Back stellte, hieß es für die gesamte Crew: »Landgang bis Mitternacht«.
    Der Konteradmiral selber war der Erste, der das Schiff verließ, um, wie er in Strassers Richtung sagte, das örtliche Telegrafenamt aufzusuchen. Ole vermutete, dass er dem Kaleu damit zu verstehen gab, dass er nun doch die Erlaubnis des Marineoberkommandos für diesen Törn einzuholen gedachte. Wenig später machten sich auch Kaleu Strasser und seine Kadetten »landfein«. Einzig der Segelmachermeister sollte auf Geheiß des Konteradmirals an Bord zurückbleiben. Als Hafenwache und um endlich das defekte Funkgerät in der Achterkammer zu reparieren.
    Eigentlich wäre Ole gerne mit Richard losgezogen, aber bevor er ihn hatte fragen können, war Korfmann bereits verschwunden.
    Stattdessen fragte Karl, ob Ole nicht Lust hätte, ein wenig mit ihm die Gegend zu erkunden. Dankbar willigte Ole ein.
    Während die meisten ihrer Kameraden am Ufer entlang zum nächsten Gasthaus wanderten, das an der Fähre hinüber zum Festland lag, gingen Ole und Karl in die entgegengesetzte Richtung. Sie erklommen die steilen Kopfsteinpflastergässchen, ließen die Ortsgrenze hinter sich und stiegen weiter hinauf bis zu einer freien Anhöhe oberhalb von Middelfart. Von hier aus hatte man eine atemberaubende Aussicht über den Sund.
    Wie an den Strand gewürfelte Muscheln lagen dort unten die bunten Häuschen und Gärten des kleinen Ortes in der Abendsonne. Weiter im Norden zogen sich die Küstenlinien Jütlands und Fünens auseinander, bis sie, jede in ihre Richtung, im bläulichen Dunst verschwanden. Nach Süden hin erstreckte sich der Blick weit zurück über das Seegebiet des Kleinen Beltes mit seinen zahllosen Inseln und Buchten.
    Direkt am südlichen Fuß des Bergrückens, auf dem sie standen, lag ein geschützter Fjord, vom offenen Wasser des Sundes durch die Insel Fænø getrennt. Dort ankerte ein Schiff. Auf der glitzernden Fläche des Wassers war es nicht viel mehr als ein dunkler Fleck. Doch deutlich genug waren die charakteristischen Aussparungen im Vorschiffsbereich zu erkennen, wo die Klappen der beiden Torpedorohre saßen.
    »Deutsches Schnellboot«, stellte Karl fest.
    Ole nickte. Ein Schnellboot dieser Klasse war knappe 40 Meter lang, hatte ein Gewicht von etwa 100 Tonnen und konnte mit seiner 2500 PS starken Dieselmaschine auf über 40 Knoten Fahrt beschleunigt werden. Ole hatte sich erst kürzlich eines dieser Boote auf der Werft in Kiel näher angesehen, weil ihn die eleganten Linien und der flache Brückenaufbau auf angenehme Art an die schnittigen Motoryachten erinnert hatten, die noch im letzten Sommer zuhauf auf der Förde hin und her gesaust waren.
    »Was haben die hier verloren?«, fragte Karl. »Auf dieser Seite von Fünen gibt’s doch gar keinen Stützpunkt. Ob die auf dem Weg zur Nordfront sind?«
    Ole schüttelte den Kopf.
    »Dann würden sie den Großen Belt rauffahren.«
    Er kniff die Augen zusammen. Es sah es so aus, als ob von Bord des Schnellbootes ein Beiboot zu Wasser gelassen wurde.
    »Na ja, nicht unser Bier …«, sagte Karl in diesem Moment in seinem breiten rheinländischen Akzent. »Apropos Bier … Ich hab einen Mordsdurst und da vorn war eine Kneipe, die so richtig herrlich verrucht ausgesehen hat.«
    Karls verruchte Kneipe war ein kleines, einfaches Gasthaus am oberen Ortsausgang von Middelfart. Ole war der Gedanke nicht ganz geheuer, in seiner deutschen Marineuniform in diesem Teil Dänemarks, der erst vor wenigen Wochen von der Wehrmacht überrannt worden war, in eine x-beliebige Kneipe zu marschieren. Zumal Karl angedeutet hatte, unbedingt ein paar hübsche

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