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Die Farbe der See (German Edition)

Die Farbe der See (German Edition)

Titel: Die Farbe der See (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan von der Bank
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eine seiner Maisblattzigaretten. Und im Gesicht von Heribert Rausch sah Ole zum ersten Mal seit zwei Tagen wieder eine Spur von guter Laune.
    Der Einzige, der sich alle erdenkliche Mühe gab, unbeeindruckt auszusehen, war Strasser.
    »Und jetzt?«, fragte er säuerlich. »Im nördlichen Teil des Großen Belts gibt es keinen einzigen Hafen, den wir bei Nebel sicher anlaufen könnten.«
    »Dann segeln wir eben so lange weiter, bis der Nebel weg ist!«, antwortete der Konteradmiral in aller Seelenruhe.
    Der Kaleu schnaubte verächtlich.
    »Lassen Sie mich rufen, wenn’s so weit ist!«
    Damit verschwand er unter Deck. Rausch und von Wellersdorff tauschten einen belustigten Blick.
    Dann senkte der Segelmacher die Stimme: »Und was machen wir mit unserem Wachhund?«
    Er zeigte mit dem Daumen über die Schulter nach hinten, von wo nach wie vor das gedämpfte Dröhnen des Schnellbootes zu hören war. Also das war es: ein Wachhund!
    Vielleicht hatte der Konteradmiral doch keine Genehmigung bekommen, so weit nach Norden zu fahren? Oder er hatte sie gar nicht erst eingeholt. Das sähe von Wellersdorf tatsächlich ziemlich ähnlich, dachte Ole, und sah zum Konteradmiral hinüber.
    Dieser legte den Kopf in den Nacken und blickte in den Mast hinauf.
    »Der Nebel wird wieder dichter«, murmelte er. Dann stahl sich ein spitzbübisches Grinsen auf sein Gesicht. »Das Schöne an einem Segelboot ist ja, dass es nicht annähernd so viel Lärm macht wie ein Schnellboot, nicht wahr? Wollen doch mal sehen, ob wir ihm nicht einen kleinen Streich spielen können.«
    Von Wellersdorff übernahm Rauschs Platz am Ruder.
    »Klar machen zum Wenden!«, sagte er, während er Windrichtung und Stand der Segel peilte. »Wir gehen auf Gegenkurs und hoch an den Wind. Aber alles hübsch leise!«
    »Hab ihr gehört, ihr müden Leiber?«, knurrte Rausch, als er durch die Reihen der an Deck sitzenden Kadetten ging. »Los los! Auf Manöverstation! Aber wehe, einer legt die Schoten über die Winsch! Die Segel werden Hand über Hand geholt! Und keinen Mucks dabei, kapiert?«
    An den Gesichtern der Kadetten konnte Ole erkennen, dass kaum einer von ihnen begriff, was der Konteradmiral vorhatte.
    »Re!«
    Von Wellersdorff drehte am Ruder, und fast lautlos schwang die große Yacht herum. Niemand sprach ein Wort. Selbst die Segel gaben in der schwachen Brise nur ein mattes Flappen von sich.
    Obwohl der Nebel fast alle Laute verschluckte, konnte Ole hören, wie das Motorengeräusch in einiger Entfernung langsam hinter dem Heck der Yacht hindurchwanderte und leiser wurde.
    Der Konteradmiral und Rausch tauschten einen Blick und ein Kopfnicken. Nun verstand Ole, was von Wellersdorff vorhatte.
    »Der andere soll glauben, dass wir um die Untiefe herum nach Süden abbiegen, oder?«, fragte Ole leise, als er sich zu Meister Rausch an den Besanmast stellte. »Stattdessen fahren wir aber nach Nordwesten zurück.«
    »Keine Ahnung, wen du meinst?«, sagte Rausch in schlecht gespielter Überraschung.
    »Na, das Schnellboot natürlich, das uns seit dem Kleinen Belt hinterherfährt!«
    »Ach, das Schnellboot …«, machte Rausch beiläufig.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Ole leise. »Dass er uns folgt, meine ich.«
    »Keine Ahnung. Aber eins steht fest: Der Kerl wird ganz schön blöd kucken, wenn der Nebel zurückgeht und wir plötzlich verschwunden sind.«
    Rausch spuckte die Reste seines Priems über Bord und zeigte Ole ein breites Grinsen. Wenn es wegen der leidigen Kombüsengeschichte je eine Verstimmung zwischen ihnen gegeben hatte, so war sie jetzt vergessen.
    »Dann kann er meinetwegen den ganzen Großen Belt nach uns umgraben!«
    »Pschhht!«, machte der Konteradmiral und nickte mit dem Kopf in den Nebel achteraus.
    Ole spitzte die Ohren. Tatsächlich! Das Motorengeräusch hatte gänzlich gestoppt, dann wurde es abrupt wieder lauter. So einfach ließ sich ihr Verfolger offensichtlich doch nicht abschütteln.
    »Schoten fieren! Wir gehen platt vor den Wind!«, kommandierte der Konteradmiral halblaut.
    Wieder änderte die Yacht den Kurs, und wieder lief alles nahezu geräuschlos ab. Aber genau wie zuvor vollzog auch dieses Mal das Schnellboot nach einer kurzen Verzögerung ihren Kurswechsel mit.
    Aber so schnell gab von Wellersdorff nicht auf. Es folgten eine Halse, ein Luvmanöver und mehrere weitere Wenden. Schließlich griff der Konteradmiral besonders tief in die Trickkiste, indem er die Yacht mehrere Minuten lang mit back gehaltenen, also auf der falschen

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