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Die Farbe der See (German Edition)

Die Farbe der See (German Edition)

Titel: Die Farbe der See (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan von der Bank
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treffen versuchte, lediglich ab, anstatt selber welche auszuteilen.
    »Er will geheime Dokumente an unsere Feinde weitergeben! Pläne für eine Erfindung … eine Waffe, die für unseren Sieg von entscheidender Wichtigkeit sein kann!«
    Also das war es, was in Hülsmeyers Koffer gewesen war. Pläne für eine Waffe. Einen Moment lang ließ Ole von Richard ab.
    »Kapierst du jetzt endlich?«, schnaufte dieser. »Genau das wollen wir verhindern!«
    »Wer ist wir?«
    Plötzlich musste Richard lachen.
    »Was für eine dumme Frage: Die geheime Staatspolizei natürlich!«
    »Du bist bei der Gestapo?«, fragte Ole und konnte sein Entsetzen nicht länger verbergen.
    »Mann, Storm, mein Vater ist stellvertretender Leiter der Abteilung IV im Reichssicherheitshauptamt. Geheime und Sonderpolizei! Jetzt sag bloß, das wusstest du nicht?«
    Natürlich hatte Ole das nicht gewusst. Derlei Dinge hatten ihn nie interessiert. Nun bekam er die Quittung.
    »Seit wann arbeitest du für die?«
    »Oh, schon seit zwei Jahren, seit ich von Kiel weggegangen bin! Auf Wellersdorff bin ich seit letztem Frühjahr angesetzt.«
    Plötzlich hörte Ole Linas Worte. Jemand hat uns verraten. Jemand von der Regatta. Das hatte sie an jenem Abend auf dem Schlepper gesagt, als Hülsmeyer verhaftet wurde.
    »Du hast die Starboot-WM mitgesegelt, um ihn auszuspionieren?«
    Trotz der Anstrengung und der Wut wurde Ole plötzlich eiskalt.
    »Natürlich!«, antwortete Richard, und es klang beinahe leutselig. »Allerdings war es ein ziemlich irrer Zufall, dass ich gleich in von Hütschlers Boot einen Platz bekommen habe. Und mein alter Herr musste all seine Verbindungen dafür in die Waagschale werfen!«
    »Du … mieses Schwein!«
    Richard lachte.
    »Tröste dich! Die Regatta an sich hat mir natürlich auch rasend viel Spaß gemacht. Genauer gesagt, euch in Grund und Boden zu segeln, Wellersdoff und dich!«
    Richard grinste breit. Als Ole ihn nur feindselig anstarrte, wurde er jedoch ebenso schnell wieder ernst.
    »Ole, hör zu!«, sagte er eindringlich. »Diese Waffe, um die es geht, Hülsmeyers Erfindung, wenn sie tatsächlich funktioniert, wird uns so mächtig machen, dass wir den Feind auf einen Schlag vernichten können, verstehst du? Jeden Feind! Egal, ob im Westen oder im Osten! Wir radieren sie einfach von der Landkarte, bis zum letzten Mann!«
    Richards Augen glühten vor plötzlicher Begeisterung.
    »Und jetzt stell dir vor, diese großartige Chance will er herschenken! An unsere Feinde! Ehrlich, das konnten wir doch nicht zulassen! Sag selbst!«
    Bei der bloßen Vorstellung erschauerte Ole bis ins Mark. Eine Waffe, die den Feind bis auf den letzten Mann ausradierte … War es das, was der Konteradmiral gemeint hatte? Dinge, die in eine perverse Richtung zu laufen beginnen … Sein Grund, auf die andere Seite zu segeln?
    Die plötzliche Erkenntnis der Dimension verschlug Ole die Sprache, und er senkte den Blick. Was von Richard offensichtlich als Zustimmung missverstanden wurde.
    »Siehst du!«, sagte er und setzte sein gewinnendstes Lächeln auf. »Ich wusste, du würdest das verstehen!«
    Ole ballte die Faust, holte kurz und trocken aus und landete einen Schlag mitten in Richards Gesicht, dass es nur so knirschte. Korfmann schrie auf, schlug die Hände vor Mund und Nase und sackte stöhnend zur Seite.
    »Bei Gott, ich hätte dich ersaufen lassen sollen!«, zischte Ole, spuckte verächtlich aus und stand auf.
    Einen Augenblick später nahm Richard die Hände vom Gesicht und starrte zu ihm herauf. Sein Mund war eine wilde, blutverschmierte Kopie seines üblichen, überheblichen Grinsens.
    »Du bist noch viel dümmer, als ich gedacht habe, Storm!«
    Ole sparte sich eine Antwort, drehte auf dem Absatz um und begann abermals zu rennen.
    »Du Schwachkopf! Was glaubst du, was du jetzt noch für ihn tun kannst?«, hörte er Richard höhnisch hinter ihm herrufen. »Er ist tot, verstehst du? Tot!«
    Atemlos erreichte Ole die ersten Häuser und hastete eine der steilen Gassen hinunter zum Hafen.
    Als er sich der Uferpromenade näherte, wurde das Gedränge der Menschen dichter und dichter, und er kam nur noch quälend langsam voran. Ungeduldig schiebend kämpfte er sich durch die Menge. Passanten, die er dabei anrempelte und die ihm vorwurfsvoll hinterherschimpften, bemerkte er nicht.
    Dann hatte er die kurze Steinpier erreicht, an der die Uferpromenade endete, und kletterte auf die Mauer. Dort draußen lag die Skagerrak vor Anker.
    Längsseits lag ein kleines,

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