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Die Farbe der See (German Edition)

Die Farbe der See (German Edition)

Titel: Die Farbe der See (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan von der Bank
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Nachrichten für den Konteradmiral.«
    Natürlich, sie war auf dem Kutter gewesen! Die Gestalt im schwarzen Ölzeug. Ole schüttelte den Kopf. Sie war auf die Yacht gegangen, aber nicht wieder herunter!
    Aber warum hatte sie sich danach vor allen versteckt? Und wo war sie gewesen, als Ole heute Morgen in der Kammer des Konteradmirals erwacht war?
    Plötzlich schossen ihm mehr Fragen durch den Kopf. Hunderte. Ob sie jemals an ihn gedacht hatte, seit ihrer Begegnung auf dem Schlepper? Ob der Ring an ihrer Hand tatsächlich bedeutete, dass sie mit Sigur Johannson verlobt war? Oder ob sie ihn, was der Himmel verhüten möge, inzwischen bereits geheiratet hatte?
    Doch zum Fragenstellen war es nun zu spät. Die Ankunft der Barkasse verhinderte es. Mit unsanftem Knirschen ging sie auf Höhe des Cockpits längsseits. Mehrere uniformierte Matrosen des Schnellbootes sprangen an Deck, ihre Karabiner im Anschlag.
    Wortlos hoben Rausch, Sønstebye und die beiden anderen Männer die Hände. Ole folgte ihrem Beispiel und Lina ebenso.
    Ein rotbärtiger Offizier im Range eines Oberleutnants betrat die Yacht. Vielleicht der Kommandant des Schnellbootes? Dann folgten Richard, den sie irgendwo an Land aufgepickt haben mussten, und Kapitänleutnant Strasser, den die Schnellbootfahrer auf Anholt an Bord genommen haben mussten und von dem sie erfahren hatten, wohin die Flucht der Skagerrak führte.
    »Tja, so schnell sieht man sich also wieder, was Decksmeister?«, ätzte der Kaleu nun. »Wo ist er? Wo ist Wellersdorff?«
    »An Land!«, log Rausch.
    »Unsinn! Natürlich ist er an Bord!«, sagte Richard und schob den Kaleu zur Seite. »Oberleutnant! Schicken Sie Ihre Leute runter! Aber schnell! Vermutlich versucht er gerade, die Pläne zu vernichten!«
    Trotz der Wut, die in Ole hochkochte, als er Richard sah, registrierte er, dass nichts an dessen selbstbewusstem Auftritt daran erinnerte, dass er noch heute Morgen auf diesem Schiff ein normaler Befehlsempfänger gewesen war. Im Gegenteil. Offensichtlich schien er sogar das Kommando bei dieser Aktion innezuhaben.
    Der Oberleutnant nickte wortlos einigen seiner Männer zu, die sich sofort in Richtung des Niedergangs bewegten. Dort stand Rausch. Und der machte keinerlei Anstalten, zur Seite zu gehen. Den Gewehrkolbenhieb, mit dem der vorderste Matrose ihn zur Seite stoßen wollte, fing er mit einer geschickten Handbewegung ab und stieß seinerseits den Schnellbootmann zurück.
    »Dummer alter Esel!«, blaffte Strasser und fummelte eine Automatikpistole hervor. »Gib den verdammten Weg frei oder ich schieß dich zur Seite!«
    Auf der Glatze des Segelmachers begannen feine Schweißperlen zu glänzen, aber sein Griff um den Handlauf neben dem Niedergang wurde fester. Er wich keinen Zentimeter.
    »Wie du willst!«, zischte Strasser und entsicherte die Waffe. Ole hielt die Luft an.
    »Schon gut, Heri.«
    Zu Oles grenzenloser Erleichterung war in diesem Moment der Konteradmiral hinter Rausch aufgetaucht und hatte dem Segelmacher die Hand auf die Schulter gelegt. Rausch schob sich zur Seite und ließ von Wellersdorff heraus. Ole atmete erleichtert durch.
    Der Suchtrupp der Schnellbootmatrosen verschwand eilig unter Deck.
    »Darf ich fragen, was das alberne Piratenspiel zu bedeuten hat?«, fragte von Wellersdorff kühl in Richtung des Oberleutnants.
    »Das wissen Sie verdammt gut: Hochverrat und Kollaboration mit dem Feind!«, antwortete Richard an Stelle des Schnellbootkommandanten.
    »Ah, ich sehe, der Herr Fähnrich ist befördert worden«, bekundete der Konteradmiral mit gespielter Anerkennung zu. »Hut ab! Welchen Rang bekleiden Sie denn inzwischen, Herr …?«
    »Sonderagent der Gestapo im Range eines Sturmbannführers«, entgegnete Richard und deutete spöttisch eine knappe Verbeugung an. »Beauftragt, ein paar Papiere einzusammeln, die der Heeresversuchsanstalt abhanden gekommen sind.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    »Natürlich nicht«, antwortete Richard mit nachsichtigem Lächeln. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen? Ich bin ein bisschen in Sorge, Sie könnten irgendwo unter Deck ein kleines Papierfeuerchen abgefackelt haben.«
    Er ging zum Deckshaus und schnüffelte.
    »Obwohl es nicht danach riecht! Vermutlich waren sie Ihnen zu wertvoll, um sie zu vernichten? Umso besser! Diesmal werden wir sie finden. Das verspreche ich Ihnen!«
    Damit verschwand Richard den Niedergang hinunter.
    Einen Augenblick herrschte an Deck Schweigen.
    Dann baute sich Strasser vor ihnen

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