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Die Farbe der See (German Edition)

Die Farbe der See (German Edition)

Titel: Die Farbe der See (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan von der Bank
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etwas anderes unter ihrem Kleid versteckt hätte als ihre Titten!«, antwortete Richard grob. »Aber ich habe verdammt noch mal was dagegen, dass sie uns entkommt!«
    Verzweifelt suchte Ole die umliegende Wasseroberfläche ab. Aber von Lina war nichts zu sehen. Sie hätte doch unmöglich die ganze Strecke bis zum Ufer tauchen können? Als er dem Blick des Konteradmirals begegnete, nickte dieser ihm grimmig zu.
    »Hoffentlich schafft sie’s«, murmelte er. »Dann hätte Heris Tod wenigstens noch ein Gutes gehabt!«
    »Oberleutnant, ziehen Sie einen Mann auf die Saling!«, sagte Richard. »Einen Scharfschützen! Wenn das Miststück irgendwo den Kopf aus dem Wasser streckt, soll er sie abknallen, verstanden?«
    »Das kannst du nicht tun!«, schrie Ole verzweifelt und wollte auf Richard zugehen und ihn am Kragen packen.
    Aber der Schlag eines Gewehrkolbens stoppte ihn und der jähe Schmerz in seiner Magengrube ließ ihn neben dem toten Rausch an Deck zusammensacken.
    Die nächsten Minuten waren die Hölle für Ole. Den toten Rausch direkt vor Augen und die Angst im Herzen, Lina könne es in der nächsten Sekunde genauso ergehen, äugte er immer wieder zu dem Mann auf der Saling empor, der dort stand und sein Gewehr am Mast abstützte.
    Von Wellersdorff und natürlich auch Linas Vater, der totenbleich neben dem Kartenhaus stand, erging es ebenso.
    Aber kein Schuss fiel und auch kein Ruf, der angezeigt hätte, dass sie irgendwo aus dem Wasser aufgetaucht war.
    Und nach einer Zeitspanne, die Ole endlos lang erschien, kehrte auch die Barkasse wieder zur Yacht zurück. Entweder war Lina die Flucht geglückt, oder sie war bei dem Versuch ertrunken.
    Strasser befahl Ole und einem der beiden Norweger, Rauschs Leiche in einen großen Segelsack zu packen und an Bord der Barkasse zu bringen. Dann fesselte man Ole ebenso wie von Wellersdorff, dem Professor und den beiden anderen Widerstandskämpfern die Hände auf dem Rücken und brachte sie an Land.
    Der rotbärtige Oberleutnant, der die Barkasse steuerte, machte einen weiten Bogen um den Festtagstrubel, der durch die Stürmung der Yacht und den tödlichen Schuss auf Rausch merklich aus dem Tritt gekommen schien, und brachte sie zu einem Steg am nördlichen Ausgang des Sundes, nahe der Stelle, von wo aus Ole heute Vormittag auf die alte Yacht hinübergeblickt hatte.
    Hier wartete bereits eine Gruppe bewaffneter schwedischer Polizisten auf sie, deren Hilfe Richard und Strasser sich offenbar bereits zuvor gesichert hatten, und eskortierte sie gemeinsam mit den Schnellbootmännern zur Karlsstein-Festung hinauf.
    Dort, in einem von massigen, hohen Mauern eingefassten Kasernenhof, wurden sie voneinander getrennt.
    Schlagartig ging Ole auf, dass er, seit Rausch in seinen Armen gestorben und Lina verschwunden war, mit den anderen Gefangenen kein Wort gewechselt hatte. Nun würde es keine Gelegenheit mehr dazu geben.
    Der Konteradmiral musste Oles verzweifelten Blick in seinem Rücken gespürt haben. Denn gerade als seine Bewacher ihn durch eine niedrige Tür auf der anderen Seite des Hofes schieben wollten, machte er sich los und drehte sich zu Ole um. Er nickte ihm aufmunternd zu, und seine Lippen formten etwas, das ein lautloses »nur Mut« sein konnte. Dann verlor Ole ihn aus dem Blick, als auch er selber von seinen Bewachern unsanft durch eine Tür in den Turm der Festung gestoßen wurde.
    Minuten später fand Ole sich in einer kalten, dunklen Zelle wieder. Von dem Mut, den der Konteradmiral ihm mit auf den Weg hatte geben wollen, war hier unten nicht mehr viel angekommen. Als die schwere, eisenbeschlagene Türe ins Schloss fiel, war er allein mit seiner Verzweiflung, seiner Wut und seiner Trauer. Das Einzige, was ihn halbwegs aufrecht hielt, war die Hoffnung, dass Lina die Flucht geglückt sein könnte.
    Nach einer Weile wurde das Licht in der Zelle schwächer und schwächer. Durch das kleine vergitterte Loch oben in der meterdicken Steinmauer konnte Ole ein blassblaues Stückchen Abendhimmel sehen und eine einzelne Möwe, die einsam im goldenen Abendlicht ihre Kreise zog. Das ferne, wehmütige Kreischen des Seevogels ließ ihn unwillkürlich erschauern.
    Horch auf den Schrei der Möwen, er ist die Stimme jener, die auf See geblieben sind! Das war der Spruch, der in groben Buchstaben über der Tür zu der winzigen Totenkapelle in Nebel auf Amrum geschnitzt stand.
    Rausch war nicht auf See geblieben. Er war erschossen worden. Ole musste an den blutüberströmten Leichnam denken, den

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