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Die Farbe der See (German Edition)

Die Farbe der See (German Edition)

Titel: Die Farbe der See (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan von der Bank
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inzwischen in einer der Kadettenkammern an Backbord. Einem Mann war die Flucht gelungen.
    Auf Seiten der Widerstandskämpfer war Ivars Tod zu beklagen. Ihn hatten sie in eine der Kammern an Steuerbord gelegt. Tore, der Mann, der mit seinem Körper Strassers Kugeln von Lina abgehalten hatte, lebte noch, war aber ohne Bewusstsein. Er hatte einen glatten Durchschuss in der Schulter und eine schlimme Bauchwunde davongetragen. Ole hatte Lina geholfen, ihn auf die Koje in der Achterkammer zu legen und seine Wunden mit Bandagen aus der gut sortierten Bordapotheke der Skagerrak zu verbinden. Immerhin war es ihnen gelungen, seine Blutungen zu stillen. Trotzdem hätte Ole keinen roten Heller darauf verwetten wollen, dass er die Nacht überstand.
    Und dann war da die Skagerrak . Sie schwamm noch, aber das Feuer hatte ihr arg zugesetzt. Die Messe war komplett verwüstet und alles war mit schwarzem Ruß bedeckt. Weitaus bedenklicher jedoch war, dass die Flammen ihre tragende Struktur angegriffen hatten. Spanten, Decksbalken und vor allem der Mast, der in der Messe von oben durchs Deck auf den Kiel gesteckt war, waren angekohlt und durch die Hitze teilweise gesprungen. Äußerst fraglich, ob diese Teile noch einer ernsthaften Belastung unter Segeln standhalten würden.
    Das Bitterste von allem aber war vielleicht, dass der Überfall seinen Zweck komplett verfehlt hatte. Die geheimen Pläne Hülsmeyers waren nach wie vor verschwunden!
    Vor allem Sigur schien darüber sichtlich aufgebracht zu sein.
    Ole verstand kaum etwas von dem schnellen, abgehackten Schwedisch, mit dem er seiner Anspannung Luft machte, nur so viel, dass er Lina die Schuld gab. Offensichtlich war sie es gewesen, die die Idee zu dem Überfall gehabt hatte, weil sie fest zu wissen glaubte, wo von Wellersdorffs geheimes Versteck der Pläne gewesen war.
    »Dann müssen wir eben weiter danach suchen«, antwortete sie ruhig und entschlossen. »Wahrscheinlich hat er sie nicht an den alten Ort zurückgelegt, sondern in ein neues Versteck. Die Deutschen haben sie jedenfalls nicht gefunden. Also müssen sie noch hier sein!«
    Anders als zuvor hatte sie für diesen Satz ihr fehlerfreies Deutsch verwendet, was Ole vermutlich als Aufforderung begreifen durfte, bei der Suche zu helfen.
    Das schien Sigur nicht sonderlich zu gefallen, wie die steile Falte zeigte, die nun zwischen seine eng stehenden Augen getreten war. Mit finsteren Seitenblicken auf Ole und beharrlich weiter schwedisch sprechend antwortete er, dass für eine weitere Suche wohl kaum noch Zeit sei.
    Obwohl ihn Sigurs demonstrative Abneigung und das ungerechtfertigte Misstrauen irritierte und verärgerte – schließlich hatte er doch klar genug bewiesen, auf wessen Seite er sich geschlagen hatte – musste Ole Linas Verlobtem in diesem Punkt doch recht geben.
    Erstens hatten Strasser und seine Leute auf der Suche nach den Plänen bereits das ganze Schiff auseinander genommen, ohne Erfolg zu haben. Und zweitens konnte es nicht mehr allzu lange dauern, bis der Überfall entdeckt würde. Das von Strasser zur Hilfe gerufene Schnellboot konnte zwar kaum vor den Morgenstunden zurück sein, aber Erich, der entflohene Schnellbootmann, würde nicht allzu lange brauchen, um die schwedische Polizei zu alarmieren. Und die hatte ja bereits deutlich genug gezeigt, auf wessen Seite sie stand!
    Ole hasste den Gedanken, aber im Grunde genommen blieb Lina und Sigur keine andere Wahl, als so schnell wie möglich von der Skagerrak zu verschwinden und so weit wie möglich aus Marstrand zu fliehen.
    »Ich kann hier bei Tore bleiben, wenn ihr wollt«, schlug er leise vor, »und dafür sorgen, dass er einen Arzt bekommt!«
    Lina schüttelte sofort ihren Kopf.
    »Nein! Er kommt mit uns! Wir müssen unterwegs einen Arzt für ihn finden!«, antwortete sie und fügte dann tonlos hinzu: »Hier würden sie ihn nur umbringen, so wie Frederik und die anderen …«
    Nun wurde Sigur vollends ärgerlich.
    »Erst sagst du, wir sollen bleiben und die verdammten Pläne suchen, und dann, dass wir verschwinden sollen!«, schimpfte er, jetzt ebenfalls mühelos deutsch sprechend. »Gott im Himmel, Lina, du weißt auch nicht, was du willst!«
    Ihre Antwort kam scharf, und in ihren grünen Augen blitzte es wütend auf.
    »Ich weiß sehr genau, was ich will! Ich will, dass wir mit diesem Schiff hier fliehen! Dann können wir unterwegs nach den Plänen suchen!«
    Vor Erstaunen schnappte Ole nach Luft.
    Sigur hingegen reagierte nur noch gereizter.
    »Vergiss

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