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Die Farbe der See (German Edition)

Die Farbe der See (German Edition)

Titel: Die Farbe der See (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan von der Bank
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löschen. Natürlich durfte die Skagerrak nicht in Flammen aufgehen, wenn sie die Pläne retten wollten!
    Sigur riss sich die Jacke vom Leib und begann, mit ihr auf die Flammen einzuschlagen. Ivar folgte seinem Beispiel.
    »Ihr zwei! Helft mit!«, schrie Sigur dem Smut und dem dritten, noch nicht gefesselten Schnellbootmann zu. »Los, Bewegung! Sonst knallt’s!«
    Er warf dem Smut seine Jacke hin und dem anderen eine Decke, die zusammengefaltet in der Ecke der Sitzbank gelegen hatte.
    Als auch Ivar seine Pistole auf sie richtete, gehorchten die beiden Deutschen widerwillig. Hustend nahmen sie die Jacke und die Decke und schlugen auf die Flammen ein.
    Ivar und Sigur wechselten ein paar Worte. Dann verschwand Linas Verlobter im Mittelgang. Ivar blieb, um mit seiner Jacke ebenfalls weiter gegen die Flammen zu kämpfen.
    Die beiden Deutschen schienen es jedoch nicht sonderlich eilig zu haben, das Feuer in den Griff zu bekommen. Ungeduldig gab Ivar dem Smut, der ihm am nächsten stand, einen kräftigen Stoß und bellte ihn auf Norwegisch an, sich mehr ins Zeug zu legen.
    Der Smut hob erneut die Jacke, doch anstatt auf die Flammen zu schlagen, fuhr er herum und hieb sie Ivar ins Gesicht. Dann wollte er sich auf ihn stürzen.
    Der Norweger hatte die Bewegung jedoch kommen sehen und seine Waffe hochgerissen. Im selben Augenblick, als der Deutsche Ivar unter sich begrub, fiel der Schuss. Er klang seltsam gedämpft und kaum lauter als das Tosen der Flammen, vielleicht weil der massige Körper des Smutjes den Schall abgeschirmt hatte.
    Ole sah, wie er mit weit aufgerissenem Mund, aber ohne den Schrei noch herauszubekommen, zur Seite kippte und reglos liegen blieb.
    Noch bevor Ivar seine Balance wiedergefunden hatte, stürzte sich der zweite Schnellbootmann auf ihn. Verbissen kämpften sie um die Waffe, ihre Körper grotesk von den nun wieder auflodernden Flammen angeleuchtet.
    Als sie gegen den brennenden Tisch taumelten, bekam der Deutsche eine halbvolle Bierflasche zu packen, die dort noch stand, und schlug zu. Er traf Ivar mit voller Wucht am Kopf, so dass der Hals der Flasche abbrach und der Norweger sofort zu Boden ging. Die Pistole, die er festgehalten hatte, flog zur Seite und verschwand irgendwo in Dunkelheit und Rauch.
    »Erich, mach uns los, verdammt!«, rief der neben Ole kauernde Obermaat leise, als er sah, dass sein Kamerad nach der Waffe zu suchen begann. »Wir müssen verschwinden, bevor die anderen was merken!«
    In diesem Augenblick hatte der Mann namens Erich die Waffe gefunden, steckte sie hinten in den Hosenbund und kam zu ihnen herüber. Erst löste er dem Obermaat die Handfesseln, dann befreite er auch Ole.
    »Schnell, durchs Vorschiff!«, rief er und machte Anstalten, in diese Richtung zu verschwinden.
    Sollten sie doch! Ole wusste, was er zu tun hatte. Wenn er die Pläne und damit das Vermächtnis des Konteradmirals retten wollte, musste er das Feuer löschen.
    Rasch griff er nach Ivars Jacke und begann auf die Flammen einzuschlagen.
    »Was treibst du da noch, du Vollidiot?«, blaffte ihn der Obermaat an und fiel ihm in den Arm. »Komm mit!«
    Ole stieß ihn grob von sich.
    Der Obermaat starrte ihn einen Augenblick lang feindselig an. Dann nickte er langsam.
    »Der Kaleu hat recht! Du bist einer von denen, ein gottverdammter Vaterlandsverräter!«
    Er wandte sich an seinen Kameraden, der bereits in der Tür zur Kombüse stand.
    »Erich, gib mir die Knarre!«
    Der Angesprochene reichte ihm Ivars Waffe und der Obermaat richtete sie auf Ole.
    In diesem Augenblick war ein Stöhnen neben dem Tisch zu hören. Ivar war wieder zu sich gekommen.
    Kaltblütig schwenkte der Obermaat die Waffe auf den Norweger hinunter und drückte dreimal ab. Ivar war sofort tot.
    Ole zuckte entsetzt zusammen.
    Dann sah er, wie der Obermaat den Lauf der Pistole wieder auf ihn richtete.
    Ole erstarrte, alle Luft in die Lunge gepresst in Erwartung der tödlichen Kugel. Das war also der Moment, in dem alles enden sollte?
    Der Schuss fiel. Ole spürte nichts.
    Für eine Sekunde sah der Schnellbootmann vor ihm mindestens ebenso überrascht aus wie er selbst. Dann ließ er die Waffe fallen und brach zusammen. Ole begriff, dass nicht der Deutsche geschossen hatte, sondern jemand anders.
    Der Mann namens Erich hatte Reißaus genommen. Seine Schritte polterten bereits durch die Vorpiek und weiter an Deck.
    Ole drehte sich um. Aus dem dichten Rauch im Salon tauchte Lina auf, ihre Pistole noch in der ausgestreckten Hand. Ole spürte, wie ihm

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