Die Farbe der Träume
…«
Joseph versetzte Will einen Schlag in den Nacken. »Nicht diese Sprache!«, sagte er.
Will taumelte kurz, fand rasch sein Gleichgewicht wieder und sah Joseph trotzig ins Gesicht. »Welche Sprache soll ich dennsonst benutzen, Mister Blackstone?«, sagte er. »Mädchensprache? Haben Sie jemals ein Mädchen gefunden, mit dem Sie das machen konnten, was Sie mit mir machen dürfen? Mein Fleisch zerreißen, das können Sie, aber bezahlen tun Sie nie …«
»Halt den Mund! Oder ich werde dich wirklich nie bezahlen! Wenn wir Gold finden, werde ich dir nichts abgeben!«
»Da wären Sie nicht der Erste«, sagte Will ruhig. »Was Männer versprechen, wenn sie brünstig sind, ist keinen Pfifferling wert. Ich hab von Queenstown bis nach Ten Mile Schürfern einen geblasen, und bin ich reich?«
»Ich will davon nichts hören!«
»Eifersüchtig, was? Sie glauben wohl, ich bin so was wie Ihr Schatz, Mister Blackstone? Hab Ihnen doch schon gesagt, als ich zum ersten Mal Flöte spielte, dass ich der Schatz von niemand bin, und niemand ist mein Schatz. Niemand auf dieser ganzen stinkenden Welt. Ich mach das für Geld, fürs Überleben . Und Sie, Sie lassen mich Tag und Nacht graben und Bretter wuchten, und dabei frieren mir die Füße ab. Aber ich mag diese Drecksarbeit nicht, Mister Blackstone. Ich muss dabei mehr würgen als von Ihrem Schleim in meinem Mund. Sehen Sie meine Haut? War die nicht weiß und hübsch, als Sie mich zum ersten Mal sahen? Jetzt habe ich überall Schrammen, und meine Hände sind rau und rot und …«
Joseph schlug Will noch einmal, diesmal traf er sein Ohr, und der Junge stolperte und fiel auf die Knie. Am liebsten hätte Joseph ihn mit seinen schweren Stiefeln getreten, ihn so lange getreten, bis es richtig weh tat, aber Will merkte seine Absicht und kroch weg. Und als Joseph ihn so durch den Schlamm kriechen sah, begriff er, dass er sich geirrt hatte. Seine Hoffnung, Will werde bei ihm bleiben und sein Schicksal teilen, war falsch. Sie war naiv und erbärmlich. Will Seftons Herz war hart wie Stein. Das hatte er zwar im Grunde die ganze Zeit gewusst, doch jetzt schmerzte es ihn mehr, als er gedacht hätte.
Will stand auf und sagte: »Ich wollte schon immer nach Schottland, Mister Blackstone. Und das mache ich jetzt. Soll irgendwas mit der Luft sein. Vielleicht ist die da sauberer. Stimmt das?«
Und Joseph, außer sich über den drohenden Verlust des Jungen, versuchte, Will an sich zu ziehen und von seinem Entschluss abzubringen. Doch der wich zurück, Joseph wollte hinterher, und beide stolperten über die aufgegrabene Erde. Joseph erklärte Will, er sei gewiss, dass sie auf seinem Claim bald Gold finden würden, »und dann«, sagte er, »bestimmst du deinen Preis. Deinen eigenen Preis.«
»Oh ja«, spottete Will. »Noch so ein schönes Versprechen! Ich habe keinen Bedarf mehr an Versprechen. Aber die Schotten haben das Gold! Sie haben es, Mister Blackstone, und jetzt wird es mein sein: Ich brauche nur ihre Schwänze zu küssen …«
Joseph packte Will Sefton am Nacken. Der Junge war zwar stark, aber Joseph war stärker. All die harte Arbeit in Neuseeland hatte ihn zäh und geschmeidig gemacht. Er drehte Will den Arm in den Rücken, und der Junge schrie auf, aber es kümmerte Joseph nicht. Er zog Will an sich und drückte ihn so fest, dass er sein Brustbein fühlen konnte und sein hartes Schambein und das Knorpelige seines Schwanzes, und er versuchte, seinen Mund zu küssen, seinen Mund, der rot und hübsch war und ihn an Rebecca Millward erinnerte. Aber Will presste den Kiefer zusammen, keiner gab nach, und Joseph merkte, wie all sein Zorn und all sein Kummer über Wills Fortgehen sich in ein wildes Verlangen verwandelten.
Während er Will den Arm weiter in den Rücken drückte, löste er gleichzeitig den Gürtel des Jungen und nestelte an den Knöpfen und zog ihm die Hose herunter. Dann schob er Will weg und zwang ihn, sich in den Schlamm zu knien. Es war mitten am helllichten Tag, und nur wenige Meter von ihnen entfernt glitzerte das munter dahineilende Wasser des Flusses in der Sonne. Will versuchte aufzustehen, stolperte aber über seine Hose, und jetzt kniete Joseph hinter ihm, knöpfte seine schwere Baumwollhose auf und nahm sein Geschlecht in die Hand.
»Bezahl mich!«, schrie Will. »Diesmal bezahlst du, du dreckiger Scheißkerl, oder ich schwöre, dass ich dich umbringe! Du wirst nie mehr schlafen aus Angst vor dem, was ich tun könnte.«
»Ich werde dich bezahlen. Ich bezahle
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