Die Farbe der Träume
Schürzentasche des Mannes eine schöne Handvoll Münzen sehen.
Der Mann stellte ein Glas mit Salz auf den Block, griff mit seinen blutbefleckten Händen hinein und bestreute die eine Hälfte des Aals mit Salz.
»Das arbeitet ihr gut ein«, sagte er. »Deckt euren Aal ganz damit zu. Tut so, als wäre es Schnee oder Eis. Denn Schnee und Eis sind auch Konservierung . Aber Schnee und Eis werdet ihr vielleicht nicht zur Hand haben, es schmilzt viel zu schnell. Aber Salz könnt ihr aufbewahren.«
Jetzt schnitt der Standbesitzer den in Salz gehüllten Aal in Stücke, die er sorgfältig in ein Einweckglas schichtete. Joseph hatte seine Mutter Heringe auf genau dieselbe Art konservieren sehen, und er wollte schon laut bemerken, dass das doch nun wirklich nichts Neues sei, als der Mann sich der zweiten Aalhälfte zuwandte. Er langte unter seine Bank und zog einen zweiten Eimer hervor und holte ein zweites Weckglas. Der Eimer war mit gelbbraunem Blasentang gefüllt, und er nahm eine Handvoll Tang heraus und hielt ihn hoch.
»Ihr habt jetzt sicher gedacht, ohne Salz könntet ihr nicht konservieren, oder?«, sagte er. »Ihr habt schon gedacht, ihr müsst jetzt gewaltige Salzblöcke auf eurem Rücken durch die Sümpfe am Grey-Fluss schleppen, oder? Es stimmt schon, Salz ist die beste Konservierung, aber Tang tut es auch. Und Tang findet ihr überall an der Küste.«
Nun schnitt er die zweite Aalhälfte klein und schichtete die Stücke, dick in Blasentang eingepackt, in das Glas. »Die Tangblasen müsst ihr auf dem Fischfleisch platzen lassen«, erklärte der Mann. »Stampft den Tang zusammen. Schichtet ihn ganz dicht in das Glas. Dann habt ihr Pökellauge.«
Er schraubte das Glas so fest wie möglich zu und umwickelte den Deckel mit Streifen aus feuchtem Segeltuch, deren Enden er, wie bei einer Mullbinde, einschnitt und stramm verknotete.
» Voilà !, wie der Franzmann sagt«, verkündete der Aalkünstler zum Schluss triumphierend. »Da habt ihr eure Konservierung . Einen Schilling für den Aal. Einen Penny für die Lektion.«
Der Aal verkaufte sich rasch, und jeder aus der Menge am Survival-Stand, auch Joseph, überreichte brav seinen Penny. Man hätte leicht ohne zu zahlen verschwinden können, dachte Joseph, aber in Fällen wie diesen – und das wusste der Aalmann nur zu gut – zwang irgendeine abergläubische Furcht die Menschen zur Ehrlichkeit.
Joseph ging weiter. Er merkte, dass es jetzt sehr schnell dunkel wurde, und so begann er, die Umstehenden zu fragen: »Wo ist der Goldrausch? Wohin gehen alle?«
Einige lachten – lachten, als wäre er der einzige Narr in der Runde, der nicht wusste, worum es ging. Aber ein Mann direkt neben ihm, ein großer Kerl mit dem zerfurchten, verwitterten Gesicht eines erfahrenen Goldgräbers, wies zu der Bergkette über dem Hafen. »Die Wallabi wartet in Lyttelton«, sagte er. »Sie fährt nach Norden, nach Nelson, und dann – wenn die Heiligen und die Winde es erlauben – nach Hokitika.«
»Hokitika« klang wie ein Zauberwort in Josephs Ohren, wie ein heilender Balsam. Sein Bach war also sicher. Zwar würden die Männer tatsächlich aufbrechen, mit ihren Aalgläsern und ihren Goldwaschrinnen, aber sie reisten an die Westküste, zur anderen Seite der Südinsel. Sie würden ihm nicht ins Gehege kommen.
Joseph machte sich auf den Rückweg zur Teestube, wo Lilianauf ihn wartete. Er würde sich nicht mehr die Mühe machen, nach einer anderen Unterkunft zu suchen. Er würde die Besitzerin der Teestube mit einem Extrageld dazu bewegen, seine Mutter dort schlafen zu lassen, und wenn er es reichlich bemaß, würde sie schließlich einwilligen. Ihm selbst war es egal, wo er schlief. Er würde sich einfach irgendwo hinlegen, so wie er es in der Zeit gemacht hatte, als er das Lehmhaus baute und im Schein des Feuers Geschichten von Kakadus hörte, während sein Kopf in seiner Armbeuge ruhte.
II
Es war die Zeit im Jahr, in der das Tussockgras abgebrannt wurde. Das Feuer machte den Weg frei für saftige neue Triebe, auch wenn das Land zunächst für eine Weile schwarz und hässlich aussah. Aber danach war die graubraune Hochebene zumindest eine kurze Zeit lang zartgrün überhaucht.
Dorothy Orchard hatte Harriet erzählt, wie gern sie »diese Brände lege und zusehe, wenn die Flammen sich so gehorsam voranarbeiten«. Sie flüsterte, sie entzünde ihre Feuer immer erst am späten Nachmittag und »beobachte sie, bis abends die Glut verlöscht. Und dann fürchte ich, der Wind könnte den
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